Auktion: 300 / Klassiker des XX.Jahrhunderts am 02.06.2006 Lot 324

 
Lovis Corinth - Zentaurenpaar


324
Lovis Corinth
Zentaurenpaar, 1917.
Öl
Schätzung:
€ 35.000
Ergebnis:
€ 28.560

(inkl. Käuferaufgeld)

Zentaurenpaar. 1917.
Öl auf Leinwand, auf Pappe aufgezogen.
Berend-Corinth/Hernad 1002. Rechts oben signiert und datiert. 54,3 x 80,5 cm ( 21,3 x 31,6 in).

PROVENIENZ: Sammlung Palais Schwarzenberg, Wien, die durch das Wiener Auktionshaus Albert Kende 1932 verkauft wurde. Dort Kat.Nr. 127 (mit Abb. unter dem Titel "Satyr mit Nymphe", datiert 1912).
Privatbesitz England.
Privatsammlung Italien.

Ausstellung: Galleria d'Arte, Rom 1963.

LITERATUR: Vgl. Georg Biermann, Der Zeichner Lovis Corinth, Dresden 1924, S. 56 (mit Abb. der Zeichnung "Studie zum Kentaur / Berlin 1911").

Verführung, Sinnlichkeit und Lust sind für Corinth wichtige Themen, die er immer wieder aufgreift. Seine weiblichen Akte sind ohne deren sinnliche Ausstrahlung nicht denkbar, und in den mythologischen Darstellungen, die er gemalt hat, wird die Begehrlichkeit sinnenfroh und handfest dargestellt. Das entspricht dem Naturell des Künstlers, liegt aber auch im Zeitgeschmack. Franz von Stuck hat mit seinen mythologischen Motiven, unter denen auch Zentaurendarstellungen sind, viel Erfolg. Corinth, ab 1884 in München lebend, wird sicher die Arbeiten seines Kollegen gekannt haben. Doch er kommt zu anderen Aussagen als Stuck. Für Corinth dürfte der mythologische Stoff Vorwand gewesen sein, Sinnlichkeit in seiner eigenen Interpretation zu zeigen. 1911, auf dem Höhepunkt seiner künstlerischen Schaffenskraft, erleidet der Künstler einen Schlaganfall, von dem er sich langsam und malend erholt. Der tiefe Einschnitt in die Vitalität des Künstlers ist wohl einer der Gründe, dass er sich, wieder genesen, diesem Themenkreis erneut zuwendet: Das Mischwesen Zentaur in seiner Vereinigung von Pferd und Mensch gilt als Inbegriff von Vitalität und Manneskraft und wird von Corinth auch so verstanden. Die Frau, damals noch mit dem Unwort "Weib" belegt, ist Verführerin und Lustobjekt zugleich. Die sinnliche Dämonie einer Zentaurin, wie einer "Lulu" oder "Salomé", ist der Inbegriff geheimer erotischer Träume dieser Zeit. Sie fiel der Emanzipation zum Opfer. [KD]




324
Lovis Corinth
Zentaurenpaar, 1917.
Öl
Schätzung:
€ 35.000
Ergebnis:
€ 28.560

(inkl. Käuferaufgeld)