(inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel (Mann mit weißem Hemd). 1995.
PROVENIENZ: Direkt vom Künstler erworben.
Ausstellung: Villa Haiss Museum, Zell am Harmersbach (Leihgabe).
Der 1957 im hessischen Fritzlar geborene Stephan Balkenhol studiert von 1976 bis 1982 an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste in der Bildhauerklasse des streng minimalistisch arbeitenden Künstlers Ulrich Rückriem. Die Suche der deutschen Künstler seit den 1980er Jahren nach neuen Formulierungsmöglichkeiten und Sinngebungen alltäglichen Materials manifestiert sich deutlich im Werk Balkenhols. Seit etwa 1982 bestimmen die unmittelbar aus dem Holzblock herausgeschlagene, meist überlebensgroße menschliche Figur und der Kopf sein Schaffen. Mit traditionellem Werkzeug bearbeitet der Künstler das Holz, seltener Stein oder Zementguss, das er als lebendige Substanz empfindet. So bleiben expressive Werkspuren sichtbar und verweisen auf den bildhauerischen Arbeitsprozess. Ohne jegliches Kennzeichen von subjektiver Befindlichkeit und Emotion und frei von soziologischen und sozialkritischen Bezügen wirken die Figuren autonom und allein aus ihrer Präsenz, deren verallgemeinernde Unbestimmbarkeit ein existenzielles Lebensgefühl des postmodernen Menschen verdeutlicht.
Balkenhols Lehrer Ulrich Rückriem fragt sich 1985 angesichts der Holzskulpturen des Schülers: "Was hat er gemacht, der Stephan Balkenhol? Haben ihn die Arbeiten (Objekte) eines Carl Andre oder meine Arbeit gelangweilt? Hat er nicht mehr an unser positivistisches Weltbild geglaubt ..." (Rückriem, in: Stephan Balkenhol, Ausst.Kat. Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, 1989, S. 7). Seit Anfang der 1980er Jahre beschäftigt sich Balkenhol verstärkt mit der Darstellung des Menschen, wobei Holz sein bevorzugtes Material ist. Mit seinem Lehrer verbindet ihn dabei das Gespür für den formalen Eigenwert des bildnerischen Materials. "Werkzeugspuren werden nicht getilgt, Riefen, Splitterungen, Schnittstellen, Spaltungen und Spänungen der kurzen formsuchenden Beitelschläge bleiben erhalten. Die Figur, der Kopf, das Gesicht werden umschrieben, auf eine gewisse Naturnähe bedacht, ohne pedantischer Genauigkeit zu verfallen. Gelegentlich deutet sich Nähe zu porträthafter Gestaltung an, doch verbindet alle Dargestellten eine gewisse 'Familienähnlichkeit', die über die bloße individuelle Gestalt hinausgeht." (ebenda, S. 8).
Nach zwei Stipendien erhält Balkenhol 1988-89 einen Lehrauftrag an der Hamburger Kunsthochschule und lehrt im Anschluss daran bis 1991 an der Frankfurter Städelschule. Seit 1992 ist die Staatliche Kunstakademie in Karlsruhe sein Wirkungsort. Mit seinen bildhauerischen Skulpturen, die archetypische Verhaltensmuster menschlicher Existenz und Empfindung beschwören, nimmt Stephan Balkenhol eine bedeutende Position innerhalb der zeitgenössischen Kunstentwicklung ein. [KR]
Plastik. Holz, teils farbig gefasst.
Höhe: 131 cm (51,5 in)
(inkl. Käuferaufgeld)
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