(inkl. Käuferaufgeld)
Selbst als Transvestit
Mit einer Expertise von Friederike Jacob, Walter-Jacob-Nachlaß, Heimenkirch, vom 20. September 2004
PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland.
Das ungewöhnliche Motiv, mit dem Walter Jacob sich hier fast provozierend in den Vordergrund stellt, ist in seinem Kern doch in die Zeit eingebunden, in der es entsteht. Die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg sind auch Jahre der Umorientierung einer ehemals gefestigten, bürgerlichen Gesellschaft, die mit den neuen Freiheiten, die sich ihr bieten, noch nicht so umzugehen weiß. In künstlerischer Hinsicht scheinen nun bürgerliche Themen fragwürdig und so gilt es neue Themenbereiche zu erschließen, die einerseits interessant genug sind und andererseits den neuen Zeitgeist reflektieren. Besonders George Grosz und Otto Dix sind in der deutschen Kunst der zwanziger Jahre die Vorreiter, wenn es darum geht, eine neue Bildwelt künstlerisch zu interpretieren. Randgruppen der Gesellschaft, wie die Huren und die Arbeitslosen werden nun als bildwürdig entdeckt. Christian Schad malt in den späten zwanziger Jahren androgyne Wesen, die am Scheideweg zwischen Mann und Frau zu stehen scheinen. Diesen Zeitgeist will sicher auch Walter Jacob mit dem ungewöhnlich mutigen und doch so eindrucksvollen Selbstbildnis einfangen. Während heutige Transvestiten die Überfrau, das Traumweib neu schöpfen wollen und sich darin gefallen, das Plagiat eines Plagiats zu sein, ist Walter Jacob in diesem Selbstbildnis der Zweifel an seinem Tun deutlich anzumerken. Die kritische Distanz und das Erschrecken über das so gewandelte Imago ist der Kern der Aussage dieses ungewöhnlichen Werkes. [KD]
Öl auf Malkarton, um 1920
Rechts unten signiert und (unleserlich) datiert. 57,1 x 40,1 cm ( 22,4 x 15,7 in).
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