Auktion: 290 / Kunst des XX. Jahrhunderts und Muenchner Schule am 14.05.2004 Lot 127

 
Lovis Corinth - Tändelei, II. Fassung


127
Lovis Corinth
Tändelei, II. Fassung, 1917.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 45.000
Ergebnis:
€ 53.820

(inkl. Käuferaufgeld)

Tändelei, II. Fassung
Öl auf Leinwand , 1917
Berend-Corinth/Hernad 702. Rechts oben signiert und datiert. 74,3 x 110,7 cm ( 29,2 x 43,5 in).
Die erste Fassung entstand 1911 (Berend-Corinth/Hernad 459) und zeigt Charlotte Corinth, die der kleinen Tochter scherzend ein rotes Bändchen zuwirft.

PROVENIENZ: Heinrich Müller, Hamburg.
Privatbesitz Südafrika.
Galerie am Haus der Kunst, München.
Privatsammlung Berlin.

Ausstellung: Lovis Corinth, Gedächtnisausstellung, Landesmuseum Hannover, Juli - September 1950, Nr. 85.
Lovis Corinth, Gedächtnisausstellung zur Feier des 100. Geburtstages, Volkswagenwerk, Wolfsburg, Mai - Juni 1958 (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).

LITERATUR: Weltkunst 1975/20a, S. 1746 (mit Abb.).
Weltkunst 1989/17, S. 2406 (mit Farbabb.).

Unter den drei deutschen Spätimpressionisten, Liebermann, Slevogt und Corinth, nimmt letzterer eine besondere Stellung ein. Während Liebermann aus der Tradition der Malerei des 19. Jahrhundert kommend allmählich zu seinem freien Spätstil findet und Slevogt vor allem in der Farbe seine Erfüllung sieht, kann Corinth sich nahezu gänzlich von einer überkommenen Malweise lösen und zu einer freien Interpretation finden, die oft als eine Hinwendung zum Expressionismus gedeutet wird. Nach seinem Schlaganfall 1911, der ihn zunächst sehr in seiner Malausübung hemmt, findet er, wohl auch in Überwindung seiner Behinderung, zu der berühmten freien Sicht der Dinge, die sein spätes Schaffen so außergewöhnlich macht. In der Wiederaneignung der, durch die Krankheit verlorenen, Fertigkeiten werden ihm auch ehemalige Themen parat gewesen sein, die es nochmals zu gestalten gilt. Der Unterschied von unserem Bild zu der früheren Version von 1911 ist weniger inhaltlicher als maltechnischer Natur. Die Dinge werden summarischer behandelt und in ihrer Detailtreue eher vernachlässigt. Während der Fassung von 1911 sicher eine reale Situation zugrunde lag - Corinth hat um diese Zeit viele Themen aus seinem häuslichen Umkreis aufgegriffen - ist die späte Fassung aus der Erinnerung gemalt. Geblieben, ja fast verstärkt, ist der breite, sichere Pinselstrich, der seine Malerei auszeichnet und die bereits in der ersten Fassung angelegte wirkungsvolle Komposition, die den Betrachter weniger zum Voyeur, sondern eher zum Teilhaber dieser intimen Szene werden lässt. [KD]




127
Lovis Corinth
Tändelei, II. Fassung, 1917.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 45.000
Ergebnis:
€ 53.820

(inkl. Käuferaufgeld)