(inkl. Käuferaufgeld)
Heuwiese
Mit einer Foto-Expertise von Prof.Dr. Martin Urban, Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde, vom 2. Juni 1989
PROVENIENZ: Frau Bernheim, Berlin (1908).
Ausstellung: V. Ausstellung im Kunstsalon Cassirer, Berlin 1908, Kat.Nr. 54.
LITERATUR: Briefstelle in einem Schreiben von Rosa Schapire an Emil Nolde vom 16.1.1908, heute im Archiv der Nolde Stiftung, Seebüll.
1906 wird Emil Nolde Mitglied der Malervereinigung 'Die Brücke', die er jedoch bereits 1907, dem Entstehungsjahr unseres Gemäldes, wieder verlässt. Nolde ist in dieser Zeit im Begriff, sich von einer spätimpressionistischen Malweise zu lösen und sich mehr einem von den Farben her bestimmten, expressiven Stil zuzuwenden. Die 'Heuwiese' ist in dieser Phase entstanden. Zum einen sind noch Tendenzen eines Impressionismus spürbar, etwa im poetischen Stimmungsgehalt der Szenerie, und doch kündigt sich bereits in den kräftigen Blau- und Rosatönen eine neue Haltung an. Nolde sucht mittels Farbe der Komposition neue Ausdruckswerte zu verleihen. Er sieht die landschaftlichen Gegebenheiten nicht mehr rein als Impression eines bestimmten Zustandes von Licht und Farbe. Sein Bestreben geht in eine andere Richtung. Die Farben sollen den Ausdrucksgehalt steigern, der Landschaft eine neue Eigenwertigkeit verleihen. Bei aller Naturtreue gerät Nolde hier bereits in einen Bereich der Abstraktion, den er allerdings in letzter Konsequenz nie betreten hat. Trotz der Kühnheit seiner Farben ist der Künstler doch dem Ursprünglichen verpflichtet, das er als Grundbestandteil in seine Kompositionen einbringt. So auch hier. Bei aller farblicher Exzentrik lässt sich die eigentliche Situation klar, wenn auch verfremdet ablesen. Es ist eine Heuwiese in der abendlichen Sonne. Spielende Kinder zwischen den Heuhocken, ein angedeutetes Gebäude im Hintergrund und die frische Farbigkeit spiegeln die Stimmung eines ausgehenden Sommertages wider. Monet hat mit seinen Heuhaufen, die er zu verschiedenen Jahres- und Tageszeiten malte, das Interesse für das Thema geweckt. Denkbar wäre, dass Nolde einen Teil dieser Arbeiten kannte und sie in seine künstlerische Handschrift transformiert hat. Doch anders als Monet, der die Landschaft seziererisch betrachtete, um dann das entscheidende Stimmungsmoment für sich herauszufiltern, konnte und wollte Nolde so nicht vorgehen. Bei ihm ist der Malakt immer ein Akt der Selbstentblößung. Nicht die vorgegebene Landschaft wird geschildert, sondern eine Inspiration davon. Der Künstler malt immer aus dem inneren Gefühl heraus - dass er darüber in Extase gerät lässt sich an vielen seiner Bilder ablesen. Der französische Impressionismus hat sicher auch in Nolde seine tiefen Spuren hinterlassen, doch in seinem innersten Kern ist er ihm fremd, da er sich zu sehr an den objektiven Gegebenheiten orientiert. Nolde sieht in der Landschaft, oder in einem Ausschnitt davon, wie in der vorliegenden 'Heuwiese', die dahinter liegende Schöpfung, der er nachspürt und die er emphatisch mit in seinen schöpferischen Malakt einbringt. [KD]
Öl auf Leinwand , 1907
Urban 207. Links unten signiert. Verso auf dem Keilrahmen signiert und betitelt "Heuernte" . 47 x 70,2 cm ( 18,5 x 27,6 in).
In Noldes eigenhändigem Gemäldeverzeichnis mit Titel und Entstehungsjahr eingetragen. Auf dem Keilrahmen ein alter Aufkleber, hs. von fremder Hand bezeichnet "E. Nolde 8243"
Stuttgarter Kunstkabinett, Roman Norbert Ketterer, 19. Auktion, Mai 1954, Kat.Nr. 1505, S. 30 (mit Abb.).
Privatsammlung Süddeutschland.
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