(inkl. Käuferaufgeld)
Frierende Alte
Die 'Frierende Alte' ist ein herausragendes Beispiel für die blockhaft-massigen Figuren Ernst Barlachs, die das Werk wie ein roter Faden durchziehen. Keine ausladende Geste durchbricht die geschlossene Form. Die Arme sind um die dicht an den Körper gezogenen Unterschenkel geschlungen, der mit einem Tuch bedeckte Kopf ruht auf den Knien. Schwere Kleidung verhindert die Störung der formalen Einheit durch das Detail. Lediglich die Hände, die Füße und das Gesicht mit der in tiefe Furchen gelegten Stirn sind deutlich definiert. Barlach, der sich nie abstrakten Bildvokabulars bedient, gilt die menschliche Gestalt als einziges Medium, den geistig-seelischen Zustand des Menschen künstlerisch zu erfassen. Eine Russlandreise 1906 vermittelt ihm dafür entscheidende Eindrücke. Russische Volkskunst, mittelalterliche Mystik und Dostojewskijs Welt der armen, gedemütigten Kreatur spiegeln sich in der Kunst Barlachs wider. Meist sind es Leiden wie Hunger und Elend, Tod und Trauer, die seine Figuren charakterisieren. Vor dem Hintergrund der Verfemung von Barlachs Kunst durch die Nationalsozialisten, die 1937 – im Jahr der Entstehung der Bronze – mit der Ausstellung 'Entartete Kunst' eskaliert, lässt sich die 'Frierende Alte' als Zusammenfassung eines Existenzzustandes zwischen innerer Unruhe und angsterfüllter Vorahnung lesen.
Bronze mit heller brauner Patina, 1937
Schult 480. Auf der Standfläche mit dem Namenszug sowie dem Gießerstempel: H. Noack, Berlin. 24,3 x 16,5 x 18,7 cm ( 9,5 x 6,4 x 7,3 in).
Späterer, sorgfältiger Guss mit harmonisch abgestimmter Patina.
Wir danken der Gießerei Noack, Berlin, für die freundliche Auskunft.
(inkl. Käuferaufgeld)
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