Auktion: 22 / Online Sale am 15.09.2024 Lot 121002745
121002745
Ernst Ludwig Kirchner
Kopf Ludwig Schames, 1918.
Holzschnitt
Schätzung:
€ 14.000 Ergebnis:
€ 17.780 (inklusive Aufgeld)
Kopf Ludwig Schames. 1918.
Holzschnitt.
Signiert (vertikal). Auf Blotting-Papier. 56,2 x 25,2 cm (22,1 x 9,9 in). Papier: 58,2 x 43,5 cm (22,9 x 17,1 in).
Entsteht 1918 während eines Sanatorium-Aufenthalts in Kreuzlingen. Herausgegeben als Jahresgabe für die „Vereinigung für Neue Kunst”, Frankfurt a. Main. [CH].
• Die Darstellung des Frankfurter Kunsthändlers und Bankiers Ludwig Schames (1852–1922) gilt als eines der bedeutenden druckgrafischen Porträts des 20. Jahrhunderts.
• Dem schmalen Kopf stellt Kirchner im Hintergrund eine weibliche Aktfigur zur Seite, mit der er auf die Profession des Dargestellten verweist.
• Weitere Exemplare dieses berühmten Holzschnitts befinden sich in den bedeutendsten internationalen musealen Sammlungen, u. a. im Museum of Modern Art, New York, im Museum of Fine Arts, Boston, im Art Institute of Chicago, im Victoria & Albert Museum, London, im Museum Folkwang, Essen, und im Städel Museum, Frankfurt a. Main.
• Insgesamt befinden sich mindestens 25 der bisher bekannten Exemplare in deutschem und internationalem Museumsbesitz.
PROVENIENZ: Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (mit dem Sammlerstempel, Lugt 6032).
AUSSTELLUNG: Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, Schleswig (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 1995-2001).
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2001-2017).
Buchheim Museum, Bernried (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2017-2022).
Expressiv! Die Künstler der Brücke. Die Sammlung Hermann Gerlinger, Albertina Wien, 1.6.-26.8.2007, S. 274, Kat.-Nr. 176 (m. ganzs. Abb., S. 275).
LITERATUR: Annemarie u. Wolf-Dieter Dube, E. L. Kirchner. Das graphische Werk, München 1967, WVZ-Nr. H 330 II (von III).
Günther Gercken, Ernst Ludwig Kirchner. Kritisches Werkverzeichnis der Druckgraphik, Bd. 4 (1917-1919), Bern 2015, WVZ-Nr. 896 II (von III, m. Abb.).
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Heinz Spielmann (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Sammlung Hermann Gerlinger, Stuttgart 1995, S. 268f., SHG-Nr. 391 (m. Abb.).
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, S. 346f., SHG-Nr. 778 (m. Abb., S. 347).
„Das war der Kunsthändler Ludwig Schames, der feine uneigennützige Freund der Kunst und Künstler. In edelster Weise hat er mir und manchem anderen Schaffen und Leben ermöglicht. Wir verlieren in ihm den Menschen, der einzigartig wie ein guter Vater, ein treuer Freund, ein feinsinniger verständnisvoller Förderer der Kunst unserer Zeit war."
E. L. Kirchner nach dem Tod von Ludwig Schames, in: Der Querschnitt, Berlin 1922, S. 156, zit. nach: Günther Gercken, Ernst Ludwig Kirchner. Kritisches Werkverzeichnis der Druckgrafik, Bd. 4, Bern 2015, S. 86.
Mit dem Frankfurter Kunsthändler Ludwig Schames (1852–1922) verbindet Kirchner zeitlebens eine enge Freundschaft. In seinem "Kunstsalon" in der Boersenstraße 2 in Frankfurt beginnt er sich schon früh der Moderne zu öffnen, Künstler des deutschen Expressionismus und später auch Max Beckmann zu fördern. Bereits 1916 zeigt er eine erste große Ausstellung mit Werken von E. L. Kirchner. Zwischen 1916–1922 veranstaltet Schames in seiner Frankfurter Galerie vier umfassende Kirchner-Ausstellungen, durch die der Künstler insbesondere in Deutschland größere Bekanntheit erlangt und Kontakte zu bedeutenden Sammlern wie Ludwig und Rosi Fischer und Dr. Carl Hagemann knüpft.
Der hier angebotene, 1918 entstandene Holzschnitt zählt zu den bedeutendsten Holzschnittporträts E. L. Kirchners. Die ausdrucksstarke Charakterstudie schafft Kirchner wohl aus der Erinnerung an den von ihm hochgeschätzten Kunsthändler, den er im November 1916 letztmalig sieht. Das bärtige Gesicht ist in dynamischen Schnitten aus der Holzplatte herausgearbeitet. Seine langgezogene Kontur findet im Hintergrund ihren Widerhall in einer weiblichen Aktskulptur – als Hinweis auf die Profession des Dargestellten. Da Kirchner keine Druckpresse zur Verfügung steht, führt er die gesamte Auflage per Hand mit Reiber und Falzbein aus. Dieser besondere Umstand verleiht jedem einzelnen der im Farbauftrag leicht variierenden Abzüge den Charakter eines Probedruckes, wie ihn eine durch einen professionellen Drucker ausgeführte Auflage niemals besitzen könnte.
Ludwig Schames stirbt am 3. Juli 1922 und Kirchner fühlt sich von der Nachricht sehr betroffen. Am 19. Juli schreibt er an Martha Marx, die Tochter des Verstorbenen: "Glauben Sie mir, mir ist als hätte ich einen Vater verloren, einen Vater und Freund. Seine so selbstlose feine Art machte sonst unangenehme Dinge schön. In der ganzen langen Zeit unseres Zusammenarbeitens kam nicht ein einziges Missverständnis vor. Ich habe ihn nur wenig gesehen, aber sein Bild stand und steht so lebendig in mir, dass ich das Gefühl hatte, mich mit ihm zu unterhalten, wenn ich an ihn schrieb. […] Ich habe nie einen edleren und feineren Menschen getroffen und es ist schwer, heute doppelt, einen solchen zu verlieren." (Hans Delfs, Ernst Ludwig Kirchner, Der gesamte Briefwechsel, 2010, Nr. 1015) [MvL/CH]
Von gutem harmonischen Gesamteindruck. Minimal gebräunt, an den Seiten ganz minimal lichtrandig. Fachmännisch geschlossene Einrisschen und Papierausdünnungen im Randbereich. Die Blattkanten mit kleinen Knickspuren sowie die obere Blattkante rechts neben der Darstellung ganz minimal begradigt/beschnitten, nicht aber im Bereich der Darstellung selbst.
Holzschnitt.
Signiert (vertikal). Auf Blotting-Papier. 56,2 x 25,2 cm (22,1 x 9,9 in). Papier: 58,2 x 43,5 cm (22,9 x 17,1 in).
Entsteht 1918 während eines Sanatorium-Aufenthalts in Kreuzlingen. Herausgegeben als Jahresgabe für die „Vereinigung für Neue Kunst”, Frankfurt a. Main. [CH].
• Die Darstellung des Frankfurter Kunsthändlers und Bankiers Ludwig Schames (1852–1922) gilt als eines der bedeutenden druckgrafischen Porträts des 20. Jahrhunderts.
• Dem schmalen Kopf stellt Kirchner im Hintergrund eine weibliche Aktfigur zur Seite, mit der er auf die Profession des Dargestellten verweist.
• Weitere Exemplare dieses berühmten Holzschnitts befinden sich in den bedeutendsten internationalen musealen Sammlungen, u. a. im Museum of Modern Art, New York, im Museum of Fine Arts, Boston, im Art Institute of Chicago, im Victoria & Albert Museum, London, im Museum Folkwang, Essen, und im Städel Museum, Frankfurt a. Main.
• Insgesamt befinden sich mindestens 25 der bisher bekannten Exemplare in deutschem und internationalem Museumsbesitz.
PROVENIENZ: Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (mit dem Sammlerstempel, Lugt 6032).
AUSSTELLUNG: Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, Schleswig (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 1995-2001).
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2001-2017).
Buchheim Museum, Bernried (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2017-2022).
Expressiv! Die Künstler der Brücke. Die Sammlung Hermann Gerlinger, Albertina Wien, 1.6.-26.8.2007, S. 274, Kat.-Nr. 176 (m. ganzs. Abb., S. 275).
LITERATUR: Annemarie u. Wolf-Dieter Dube, E. L. Kirchner. Das graphische Werk, München 1967, WVZ-Nr. H 330 II (von III).
Günther Gercken, Ernst Ludwig Kirchner. Kritisches Werkverzeichnis der Druckgraphik, Bd. 4 (1917-1919), Bern 2015, WVZ-Nr. 896 II (von III, m. Abb.).
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Heinz Spielmann (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Sammlung Hermann Gerlinger, Stuttgart 1995, S. 268f., SHG-Nr. 391 (m. Abb.).
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, S. 346f., SHG-Nr. 778 (m. Abb., S. 347).
„Das war der Kunsthändler Ludwig Schames, der feine uneigennützige Freund der Kunst und Künstler. In edelster Weise hat er mir und manchem anderen Schaffen und Leben ermöglicht. Wir verlieren in ihm den Menschen, der einzigartig wie ein guter Vater, ein treuer Freund, ein feinsinniger verständnisvoller Förderer der Kunst unserer Zeit war."
E. L. Kirchner nach dem Tod von Ludwig Schames, in: Der Querschnitt, Berlin 1922, S. 156, zit. nach: Günther Gercken, Ernst Ludwig Kirchner. Kritisches Werkverzeichnis der Druckgrafik, Bd. 4, Bern 2015, S. 86.
Mit dem Frankfurter Kunsthändler Ludwig Schames (1852–1922) verbindet Kirchner zeitlebens eine enge Freundschaft. In seinem "Kunstsalon" in der Boersenstraße 2 in Frankfurt beginnt er sich schon früh der Moderne zu öffnen, Künstler des deutschen Expressionismus und später auch Max Beckmann zu fördern. Bereits 1916 zeigt er eine erste große Ausstellung mit Werken von E. L. Kirchner. Zwischen 1916–1922 veranstaltet Schames in seiner Frankfurter Galerie vier umfassende Kirchner-Ausstellungen, durch die der Künstler insbesondere in Deutschland größere Bekanntheit erlangt und Kontakte zu bedeutenden Sammlern wie Ludwig und Rosi Fischer und Dr. Carl Hagemann knüpft.
Der hier angebotene, 1918 entstandene Holzschnitt zählt zu den bedeutendsten Holzschnittporträts E. L. Kirchners. Die ausdrucksstarke Charakterstudie schafft Kirchner wohl aus der Erinnerung an den von ihm hochgeschätzten Kunsthändler, den er im November 1916 letztmalig sieht. Das bärtige Gesicht ist in dynamischen Schnitten aus der Holzplatte herausgearbeitet. Seine langgezogene Kontur findet im Hintergrund ihren Widerhall in einer weiblichen Aktskulptur – als Hinweis auf die Profession des Dargestellten. Da Kirchner keine Druckpresse zur Verfügung steht, führt er die gesamte Auflage per Hand mit Reiber und Falzbein aus. Dieser besondere Umstand verleiht jedem einzelnen der im Farbauftrag leicht variierenden Abzüge den Charakter eines Probedruckes, wie ihn eine durch einen professionellen Drucker ausgeführte Auflage niemals besitzen könnte.
Ludwig Schames stirbt am 3. Juli 1922 und Kirchner fühlt sich von der Nachricht sehr betroffen. Am 19. Juli schreibt er an Martha Marx, die Tochter des Verstorbenen: "Glauben Sie mir, mir ist als hätte ich einen Vater verloren, einen Vater und Freund. Seine so selbstlose feine Art machte sonst unangenehme Dinge schön. In der ganzen langen Zeit unseres Zusammenarbeitens kam nicht ein einziges Missverständnis vor. Ich habe ihn nur wenig gesehen, aber sein Bild stand und steht so lebendig in mir, dass ich das Gefühl hatte, mich mit ihm zu unterhalten, wenn ich an ihn schrieb. […] Ich habe nie einen edleren und feineren Menschen getroffen und es ist schwer, heute doppelt, einen solchen zu verlieren." (Hans Delfs, Ernst Ludwig Kirchner, Der gesamte Briefwechsel, 2010, Nr. 1015) [MvL/CH]
Von gutem harmonischen Gesamteindruck. Minimal gebräunt, an den Seiten ganz minimal lichtrandig. Fachmännisch geschlossene Einrisschen und Papierausdünnungen im Randbereich. Die Blattkanten mit kleinen Knickspuren sowie die obere Blattkante rechts neben der Darstellung ganz minimal begradigt/beschnitten, nicht aber im Bereich der Darstellung selbst.
121002745
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Kopf Ludwig Schames, 1918.
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