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Otto Ritschl Biografie
Nach frühen schriftstellerischen Tätigkeiten, beginnt Otto Ritschl 1918 mit ersten malerischen Versuchen. Das Frühwerk des Künstler ist denn auch geprägt von abrupten stilistischen Umbrüchen. Nach einer an Oskar Kokoschka orientierten expressionistischen Phase, wendet er sich 1920 sozialkritischen Darstellungen zu, die ihn in die Nähe der Neuen Sachlichkeit rücken. 1925 bricht Ritschl auch mit dieser Ausdrucksform und beginnt, sich mit der Kunst Max Ernsts und der Pariser Schule auseinanderzusetzen. Von Wiesbaden aus, wo er bereits seit 1908 wohnt, reist er zwischen 1927 und 1930 mehrmals nach Paris. Die spätkubistisch und surrealistisch beeinflussten abstrahierenden Symbolformen der dreißiger Jahre beherrschen seine Bilder der Nachkriegszeit bis in die fünfziger Jahre hinein, wobei direkt nach 1945 vor allem das Werk Pablo Picassos nachklingt. Um 1954 festigen sich die Formen, die bis dahin ihren Ausdruck noch aus dem weich bewegten Zusammenspiel mit der freibeweglichen Linie gezogen hatten. Geometrisches Vokabular führt zu einer strengeren Organisation der Komposition, während er gleichzeitig auf malerische Faktur und farbliche Nuancierungen verzichtet. Ritschl steht somit als Gegenspieler der zeitgleichen Tachisten zusammen mit Leo Breuer in der Nähe der französischen Konstruktivisten, mit denen er auch ausstellt. Sowohl 1955 als auch 1959 ist der Künstler auf der documenta in Kassel vertreten. Mit dem Tod seiner Frau im Jahr 1958 verändern sich die formalen Akzente von Ritschls Kunst. Die Farben lösen sich aus ihrer strengen Ordnung und schweben in inselartigen, großzügigen Scheiben vor getöntem Grund, um gegen 1960 eigenständiges Element monochromer Meditationsbilder zu werden. Die Kompositionen kreisen fortan um die Themen des Werdens und Entstehens, um wirkende Kräfte und Energien, Schöpfung und Meditation. Für die Darstellung dieser abstrakten Ideen bleibt die diffus verschwimmende Umrisslinie der Farbfelder weiterhin wesentliches Bildelement, sowohl für die dynamischen, wolkenähnlichen Formen zwischen 1963 und 1968, als auch für die wieder gefestigten, pulsierenden Farbballungen des Spätwerks. Anlässlich einer Ausstellung in München zum 85. Geburtstag verfasst der Künstler 1970 seine "Biografischen Notizen". Am 1. Juli 1976 stirbt Otto Ritschl in Wiesbaden.