Nach seiner akademischen Ausbildung in Berlin, Essen und München beginnt Josef Albers, 1888 in Bottrop geboren, im Jahr 1920 sein Studium am Bauhaus in Weimar. Bereits 1923 wird er dort mit der Leitung der Werkstatt für Glasmalerei beauftragt - der Beginn einer sehr erfolgreichen Karriere als Kunstpädagoge. In dem folgenden Jahrzehnt entstehen neben Glasbildern auch zahlreiche Entwürfe für Möbel, Glas- und Metallgeräte. Farbe spielt in dieser Zeit kaum eine Rolle. Wohl angeregt durch Theo van Doesburg ("De Stijl"), schafft der Künstler sachlich klare, von der Natur unabhängige Ordnungen. Einzelne Themen und Sujets werden dabei immer wieder variiert - ein wesentliches Kontinuum in Albers' Werk.

Als das Bauhaus 1933 durch die Nationalsozialisten geschlossen wird, erhält er einen Ruf an das Black Mountain College in Asheville, North Carolina, und siedelt in die USA über. Seine Tätigkeit als Kunstpädagoge dauert bis zu seiner Emeritierung als Direktor der Kunstschule des Institute of Fine Arts der Universität Yale im Jahr 1958 an. Wenige Jahre später erscheint sein bedeutender Aufsatz "Interaction of Color" (1963), der 2013 in zwei Bänden als Neuauflage erschienen ist.

Mit der Übersiedlung in die Vereinigten Staaten beginnt eine neue Periode im Schaffen des Künstlers. Josef Albers experimentiert mit linearen Formen, die die Sicherheit geometrischer Ordnungen durchbrechen, wobei er nun auch die Farbe in seine Kompositionen mit einbezieht. Dieser "geometrische Surrealismus" (Werner Spies) fordert die sinnliche Wahrnehmung des Betrachters heraus, der als Individuum das Kunstwerk miterleben und immer wieder neu erschaffen soll. In Serien wie "Homage to the Square" geht es um die Interaktion der Farben, die durch bloße Gegenüberstellungen ihre Wirkung unendlich verändern können. Als Lehrer wie als Künstler ist Albers wegweisend für eine ganze Generation amerikanischer Künstler. Op-Art, kinetische Kunst, Color Field Painting und Neue Abstraktion sind von seinem Schaffen beeinflusst.

Josef Albers, der mit der Ausstellung "The Responsive Eye" im Museum of Modern Art, New York, auch als Künstler international bekannt wird, erhält zahlreiche Ehrungen. Insgesamt vierzehn Mal wird ihm die Ehrendoktorwürde verliehen, 1968 erhält er das Große Verdienstkreuz des Ordens "Pour le Mérite". 1955 und 1968 ist er auf der documenta 1 und der documenta 4 vertreten. 1970 verleiht ihm die Stadt Bottrop die Ehrenbürgerschaft. Dort wird 1976 ein Museumszentrum eröffnet, - in Anlehnung an das Schaffen des Künstlers - "Quadrat" genannt und schließlich 1983 um das Josef Albers Museum erweitert (heute Josef Albers Museum Quadrat). 1971 ehrt das Metropolitan Museum in New York Albers als ersten noch lebenden Künstler mit einer groß angelegten Retrospektive. 1988 folgt eine postume Retrospektive im Solomon R. Guggenheim Museum in New York. Bis heute präsentieren weltweit zahlreiche Museen und Institutionen Josef Albers' bedeutendes künstlerisches Werk, u. a. die Villa Stuck in München (1989/90), das Columbia Museum of Art (1991/92), The Irish Museum of Modern Art in Dublin (1994), der Palazzo delle Esposizioni in Rom (1994), das IVAM Centre Julio González in Valencia (1994/95), das Kunstmuseum Bonn (1998), das Kunstmuseum Bern (1998/99), die Stiftung Bauhaus, Dessau (1998/99), das Cooper-Hewitt National Design Museum in New York (2004/05), die Tate Modern in London (2006), das Whitney Museum of American Art in New York (2006/2007), das Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía in Madrid (2006/07), das Kaohsiung Museum of Fine Arts in Taiwan (2010), das Museum of Modern Art in New York (2016/17) und die Peggy Guggenheim Collection in Venedig (2018).


Ausstellungen

"Josef Albers. Pedagogical Experiments"
Kawamura Memorial DIC Museum of Art, Sakura, Japan
29.7.-5.11.2023

"Movement. The Legacy of Kineticism"
Dallas Museum of Art, Dallas/Texas
18.9.2022-16.7.2023