Auktion: 392 / Moderne Kunst am 09.06.2012 in München Lot 12

Christian Rohlfs - Erlinger See


12
Christian Rohlfs
Erlinger See, 1911.
Öl
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 54.900

(inkl. Käuferaufgeld)
Erlinger See. 1911.
Öl auf Karton, auf Hartfaserplatte aufgezogen.
Nicht bei Vogt. Rechts unten monogrammiert und datiert. 49,5 x 73,5 cm (19,4 x 28,9 in).

Mit einer Foto-Bestätigung von Prof. Dr. Paul Vogt, Essen, vom 30. Januar 2005. Das Werk ist unter der Inventarnummer CR 366/05 im Archiv verzeichnet.

PROVENIENZ: Privatsammlung Norddeutschland.

Am 22. Dezember 1849 wird Christian Rohlfs in Niendorf in Holstein geboren. Während eines zweijährigen Krankenlagers von 1864-66 wird Rohlfs von dem Arzt Dr. Stolle betreut, der die malerische Begabung des Jungen entdeckt und fördert. In dieser Zeit entstehen die ersten Zeichnungen. Auf Anraten und Empfehlung Theodor Storms geht Rohlfs zunächst nach Berlin, dann 1870 an die Kunstakademie in Weimar, um Malerei zu studieren. Ein Beinleiden verschlimmert sich in den kommenden zwei Jahren derart, dass ihm 1873 ein Bein amputiert werden muss. Als Historien- und Genremaler findet Rohlfs die Anerkennung des Großherzogs von Sachsen-Weimar, der ihn jahrelang unterstützt. Seine unabhängige stilistische Entwicklung parallel zur Schule von Barbizon und zum französischen Impressionismus ist ab 1888 zu erkennen. Durch die Vermittlung Henry van de Veldes lernt Rohlfs den Gründer des Folkwang-Museums Karl Ernst Osthaus in Hagen/Westfalen kennen. Dieser überzeugt ihn, 1901 nach Hagen überzusiedeln, um eine von ihm geplante Malschule zu leiten - das Vorhaben scheitert jedoch. Während der Sommeraufenthalte in Soest lernt er 1905 Emil Nolde kennen. Der beginnende Expressionismus der "Brücke", dem im Folkwang-Museum frühe Ausstellungen gewidmet sind, entspricht Rohlfs' eigener Tendenz zu expressiver Gestaltung. Prägt nach der Akademiezeit der Impressionismus das Werk von Christian Rohlfs zwanzig Jahre lang, so findet er als Sechzigjähriger zu einem expressiven Spätstil. Bevorzugt verwendet er Tempera auf Leinwand und Papier, daneben entstehen Aquarelle und Druckgrafik.

Das Schilf bestandene Ufer eines Sees in Oberbayern hat Christian Rohlfs zu zwei Gemälden angeregt, die in ihrer Aussage für ein besonderes Verhältnis des Künstlers zu ungewöhnlichen Motiven sprechen. In einer Dichte der Pinselstriche abwechselnd mit Spachtelarbeit wird das Gesehene zu einer Komposition vereint, die in ihrer Naturtreue unzweifelhaft bleibt, aber im Gesamteindruck fast einer Abstraktion gleicht. Den Naturalismus seiner frühen Jahre weit hinter sich lassend, hatte Christian Rohlfs bereits um die Jahrhundertwende zu einem eigenen Ausdruck gefunden, der basierend auf den Erfahrungen des Spätimpressionismus und einer Überwindung des Pointillismus zu seinem sehr eigenen Malstil führen sollte. Das vorliegende Werk ist hierfür exemplarisch und daher vom Werkverzeichnisverfasser Dr. Paul Vogt in seiner Expertise als "Fassung von hoher Qualität" beschrieben.

Zahlreiche Ehrungen belegen die Anerkennung, die seine späten Arbeiten finden. 1929 wird zum 80. Geburtstag des Künstlers das Christian-Rohlfs-Museum in Hagen gegründet. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wird Rohlfs 1937 aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen. 412 seiner Bilder entfernt man als "entartet" aus deutschen Museen, sein Ausschluss aus der Preußischen Akademie der Künste folgt. Ein Jahr später, am 8. Januar 1938 stirbt Christian Rohlfs in seinem Hagener Atelier. In die Kunstgeschichte geht er als einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Expressionismus ein. [KD].




12
Christian Rohlfs
Erlinger See, 1911.
Öl
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 54.900

(inkl. Käuferaufgeld)