Auktion: 366 / Wertvolle Bücher mit Maritime Kunst am 17./18.05.2010 in Hamburg Lot 78

Friedrich Wilhelm Schelling - Eigh. Brief. München 1812


78
Friedrich Wilhelm Schelling
Eigh. Brief. München 1812
Schätzung:
€ 900
Ergebnis:
€ 1.920

(inkl. Käuferaufgeld)
Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von, Philosoph, 1775-1854. Eigh. Brief m. U. München, 1. XII. 1812. 2 S. (eng beschrieben). 4to.

Ausführlicher Brief an Friedrich de la Motte Fouqué , den er um Mitarbeit an seiner Allgemeinen Zeitschrift von Deutschen für Deutsche bittet.
"Wie soll ich es nur bey Ihnen, Verehrtester Herr Baron, entschuldigen, auf Ihren mir so werthen Brief vom 3 Sept. bis jezt nicht geantwortet zu haben, besonders da durch ein mir unbegreifliches Übersehen mir erst jezt, da ich zum Antworten Muße gefunden, Ihr Wunsch in die Augen fällt, die Handschrift Ihrer Erzählung Die Rast auf der Flucht mit umgehender Post zurückzuerhalten? Ich weiß in der That nicht, wie ich dieses fast unverzeihliche Versehen wieder gutmachen soll .. Ich leb hier in vielfachem Gedränge zum Theil höchst disparater Geschäfte u. Arbeiten; will ich die mir bleibende Zeit nun einigermaßen für meine eigene geistigen Zwecke zu Rath halten, so bleiben mir für Pflichten, welche die Redaktion einer Zeitschrift auferlegt, kaum einzelne Stunden übrig. Ich fühle in diesem Augenblick doppelt, wie schwer es für mich seyn wird, dem unternom(m)enen Werk mit Würde vorzustehn; u. doch fühle ich mich von so vielen andern Seiten grade so gestellt, daß ich glauben muß, ein gutes Werk zu thun. Ihr Beyfall, Ihr Versprechen eifriger Theilnahme bestärken mich nicht wenig, ob ich mir gleich nach der Erfahrung, die Sie in Ansehung des Anfangs gemacht haben, kaum noch ein großes Vertrauen für die erste Zeit versprechen darf. Es ist indeß nicht meine Schuld, daß das erste Heft, wovon 4-5 Bogen bereits gedruckt sind (Ihre Idylle voran) noch immer nicht erschienen ist. Endlich werden die Umstände günstiger u. ich fasse die Hoffnung, das erste Heft wenigstens gleich nach Neujahr in die Welt zu schicken. Ist nun einmal dieses befördert, so werden die anderen schnell folgen. Ich habe jezt noch von Ihnen in Händen 1) Fall des Fürsten 2) Sämundurs Sage; beyde erscheinen gleich im zweyten Hefte. Mit Wehmuth habe ich den Nachlaß unsres sel. Freundes [August Ludwig Hülsen] erhalten. Mit Wehmuth, weil diß alles von einem geistigen Leben übrig ist, weil so manche schöne Reime darin ausgestreut sind .. Ich werde den Abdruck dieser kostbaren Reliquien soviel wie mögliche beschleunigen u. auch dem Wunsch, den Sie mir in Bezug auf seine Wittwe geäußert, nach Vermögen berücksichtigen. - Vom December an, schreiben Sie, werde Ihnen freyere Hand auch zu Arbeiten größeren Umfangs; Dan(n) kan(n) ich solche Beyträge von Ihnen erwarten. Erfüllen Sie mir diese Hoffnung recht bald .."
Die Zeitschrift erschien wie geplant Anfang des Jahres 1813, sie kam jedoch über den ersten Band (Hefte 1-4) nicht hinaus. Neben dichterischen Beiträgen Fouqués und dem Nachlaß des Philosophen August Ludwig Hülsen (1765-1809; Fouqués ehemaliger Hauslehrer und Schellings Gefährte der ersten Stunde), haben der Arzt und Philosoph Karl Eschenmayer, J. C. Pfister und B. J. Docen Artikel beigesteuert. - Mit Schellings in dem Brief genannten "eigenen geistigen Zwecken" wird wohl die Arbeit an der nie fertig gewordenen Philosophie der Weltalter gemeint sein. - Mit hinterl. Falzriß und kl. Randläsuren (2 hinterl.).

Autographed letter with signature by the philosopher Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling to the poet Friedrich de la Motte Fouqué, in which he asks him to co-operate on a magazine of which a mere four issues were released. - With mended tear in folding and small marginal blemishes (2 padded).




78
Friedrich Wilhelm Schelling
Eigh. Brief. München 1812
Schätzung:
€ 900
Ergebnis:
€ 1.920

(inkl. Käuferaufgeld)