Nicht ohne Grund wird Adolf Richard Fleischmann als Vorreiter der Op-Art bezeichnet. Das visuelle Erlebnis seiner Bilder erinnert in der Tat an die optischen Bewegungs- und Flimmereffekte der Werke von Victor Vasarely, Bridget Riley und Co. Doch steht diese Bildtradition trotz ihrer Inspiration durch Künstler wie Mondrian und Delaunay noch in den Anfängen, als Fleischmann ab 1950 sein dynamisches Prinzip aus parallelen Linien entwickelt. Die zu Winkelflächen, den sogenannten équerres, gruppierten und meist durch Rahmenformen begrenzten Elemente wirken nicht nur als optisch vibrierende Farbfelder, sondern regen außerdem die räumliche Wahrnehmung des Betrachters an. So erzeugt auch das vorliegende Werk "Composition #149" durch die Konstellation der Winkel- und Kreisformen sowie das Herausblitzen einiger farbintensiver Grundelemente eine überraschend energiegeladene, zweidimensionale Gesamtwirkung. Entgegen der strengen Geometrie der Op-Art wird der Farbe jedoch ihre Freiheit gewährt. Sie lässt sich nicht durch die formalen Vorgaben einmauern, sondern bewegt sich frei über die linearen Strukturen hinaus im Sinne einer organischen Konstruktion, die auch den Pinselstrich des Künstlers spürbar machen will (zit. nach Carlo Belloli in: Adolf Richard Fleischmann, Ausst.-Kat. Square Gallery, Mailand 1970). [BF]