Auktion: 277 / Kunst des XX. Jahrhunderts und Muenchner Schule am 06.12.2002 Lot 23

Gabriele Münter - Tunislandschaft


23
Gabriele Münter
Tunislandschaft, 1905.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 40.250

(inkl. Käuferaufgeld)

Tunislandschaft
Öl auf Leinwand , randdoubliert, 1905
Rückseitig mit dem Nachlassstempel und der Nachlassnummer "L 602". 25 x 48,2 cm ( 9,8 x 18,9 in).

Laut freundlicher Auskunft von Frau Ilse Holzinger, Gabriele Münter und Johannes Eichner Stiftung, München vom 15.10.2002 ist die Arbeit im Archiv aufgeführt (rückseitig auf dem Keilrahmen mit dem Etikett der Stiftung)

PROVENIENZ: Franz Resch, Gauting.
Privatsammlung Professor Nieschlag, Gauting.
Privatsammlung Schweiz.

Ausstellung: Gabriele Münter, 1877-1962, Retrospektive, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München 1992, Schirn Kunsthalle, Frankfurt 1992/93, Kat.Nr. 13 (mit Farbabb.).

Die bereits durch das gestreckte Querformat angelegte Panoramalandschaft besticht durch einen äußerst differenzierten Farbauftrag, mehrheitlich in Spachteltechnik, die aber hier bereits verfeinert wirkt. Der Duktus ist ruhiger geworden, die Farben mehr isoliert und in ihrer Wirkung teilweise bereits auf ungemischten Nuancen aufbauend. Der gegen den Betrachter scharf abgegrenzte Vordergrund zeigt Münters Wollen, der Landschaft eine Entwicklung in der Tiefe zu geben, gegenläufig zu der Parallelität der Komposition, die sogar noch in der Wolkenformation ihre Entsprechung findet. Erreicht wird dadurch eine sich breit entwickelnde Landschaft, die in ihren topografischen Eigenheiten nur wenig mit den allgemeinen Vorstellungen einer typisierten nordafrikanischen Region zusammenhängt. Das Bild zeigt eine Münter, die zwar tastend noch, bereits die sicheren Pfade einer herkömmlichen Malerei zu verlassen beginnt. Insofern ist es als eines der wichtigen Zeugnisse des Übergangs anzusehen. Zwar ist die Künstlerin in diesem Bild noch von dem einmal Erarbeiteten ausgegangen, doch die Komposition mit den in sich verfestigten Farbflächen und der Farbauftrag aus satt nebeneinander gesetzten Spachtelflächen künden bereits von einem anderen Denken. Münter hatte sich bereits in der Malklasse von Kandinsky's 'Phalanx'-Schule mit der Spachteltechnik vertraut gemacht, sie doch zunächst nur in einer pastosen, eher kleinteiligen Formulierung eingesetzt. Nun findet sie zu einem großzügigeren Farbauftrag, der in der Folge sich zu ihrem eigentlichen künstlerischen Stil entwickeln sollte, der ihr gesamtes weiteres Werk bestimmt. [KD]




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Gabriele Münter
Tunislandschaft, 1905.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 40.250

(inkl. Käuferaufgeld)