Auktion: 546 / 19th Century Art am 09.12.2023 in München Lot 374


374
Heinrich Zille
Frühling am Kanal, Um 1905/1910.
Kreidezeichnung
Schätzung:
€ 5.000
Ergebnis:
€ 5.715

(inklusive Aufgeld)
Frühling am Kanal. Um 1905/1910.
Kreidezeichnung.
Rechts unten signiert. Links unten betitelt, am Unterrand verschiedentlich nummeriert. Verso erneut signiert sowie betitelt und mit blauem Rundstempel. Auf Karton. Darstellung: 31 x 22,3 cm (12,2 x 8,7 in). Blatt: 37,3 x 26,9 cm (14,6 x 10,5 in).

PROVENIENZ: Privatsammlung Niedersachsen.

AUSSTELLUNG: Heinrich Zille. Kinder der Straße. Zeichnung, Grafik, Fotografie, Akademie der Künste, Berlin, 10.1.-24.3.2008; Lindenau Museum, Altenburg, 6.4.-8.6.2008; Städtische Galerie, Villingen-Schwenningen, 21.6.-31.8.2008.

LITERATUR: Kinder der Straße. 109 Bilder von Heinrich Zille, Berlin 1919, S. 96.
Villa Grisebach, Berlin, Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, 28.11.1991, Los 115 (m. Abb.).
Heinrich Zille – Berliner Leben, hrsg. von Matthias Flügge, München 2008.

"… es gibt noch einen dritten Zille, und dieser ist mir der liebste. Der ist weder Humorist für Witzblätter noch ein Satiriker. Er ist restlos Künstler. Ein paar Linien, ein paar Striche, ein wenig Farbe mitunter – und es sind Meisterwerke."
Käthe Kollwitz, in: A. Heilborn, Zeichner des Volkes II, H. Zille, Berlin (nach 1927), o. S.

Besonders in den frühen Jahren aquarelliert Zille seine Arbeiten, später nur noch ab und an, er scheut die Farbe, genügt es ihm doch, locker aus dem Handgelenk mit Bleistift, Kohle oder Kreide seine Skizzen und Zeichnungen auszuführen. Mit menschlichem Kennerblick erfasst er die Szenen in seinem "Milljöh" und setzt zudem noch eine treffende Bemerkung darunter, eine Kombination von Linie und Wort, die wohl von keinem Künstler seiner Zeit zu solch genialer Könnerschaft gebracht wird. Nicht nur die galgenhumorige Darstellung des Proletariers, sondern auch dessen "Amüsemang" findet sein Interesse. Freizeitbeschäftigungen, Zirkusvorführungen, Badeanstalten oder der kleine gewitzte Moment aus dem alltäglichen Leben der Arbeiterschaft in den Straßen Berlins zeigen, das Zille trotz aller Not, die diesem Milieu anhaftet, dem Leben auch immer herzlich humorvolle und lebensbejahende Seiten abgewinnen kann. Klein und Groß, Alt und Jung, mit gleichermaßen teilnahmsvollem wie amüsiertem Blick fängt sein Stift die jeweilige Situation treffsicher ein.



374
Heinrich Zille
Frühling am Kanal, Um 1905/1910.
Kreidezeichnung
Schätzung:
€ 5.000
Ergebnis:
€ 5.715

(inklusive Aufgeld)