Lexikon
Formismus

Innerhalb der osteuropäischen Avantgardebewegung ist der 1917 aus der Taufe gehobene polnische Formismus als bedeutende Strömung zu benennen. 1918 gab sich die Gruppe den Namen "Formisci". Viele Anhänger des Formismus, unter ihnen Leon Chwistek, Tytus Czyzewski, Jan Hrynkowski, Zbigniew Pronaszko, Konrad Winkler und August Zamoyski, arbeiteten nicht nur als Maler und Bildhauer, sondern gleichzeitig auch als Literaten und Kunsttheoretiker. Vor diesem Hintergrund war die Herausgabe der gleichnamigen Zeitschrift "Formisci" eine sinnfällige Konsequenz. Die Gruppe "Formisci" beendete ihre gemeinsame Tätigkeit im Jahr 1922 nach mehreren schaffensreichen Jahren.
Im Unterschied zu anderen zeitgleich agierenden Avantgardegruppierungen war die Formismus-Bewegung nicht durch ein Manifest im eigentlichen Sinne verbunden. Die einenden Merkmale im Kunstschaffen sind daher entweder über die Werke selbst oder über die theoretischen Reflektionen einzelner Mitglieder fassbar zu machen. Zu diesen Erkennungszeichen zählt in erster Linie das geistige Versenken in der Umwelt, woraus sich als höchstes zu verwirklichendes Ziel eine visuelle Umsetzung der erlebten Empfindungen ergeben sollte. Diese künstlerischen Äußerungen, in denen unter anderem expressionistische und futuristische Tendenzen als Stichwortgeber greifbar sind, bewegten sich zwischen den beiden Polen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Dabei konzentrierte man sich auf die reine Form und damit auf ein Charakteristikum, das zugleich für die Namenswahl ausschlaggebend war.