Auktion: 570 / Evening Sale am 06.06.2025 in München button next Lot 125000044

 

125000044
Henri Laurens
Petite cariatide, 1930.
Bronze mit dunkelbrauner Patina
Schätzpreis: € 100.000 - 150.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
Petite cariatide. 1930.
Bronze mit dunkelbrauner Patina.
Exemplar 2/6 (zzgl. eines Exemplars für das Musée National d'Art Moderne, Paris). Auf der Rückseite der Plinthe mit dem Künstlermonogramm, der Nummerierung und dem Gießerstempel “C. Valsuani Cire Perdue”. Höhe: 45 cm (17,7 in). Davon der Sockel: 25,7 x 21,7 x 5 cm (10,1 x 8,5 x 2 in).
Dem Wunsch des Künstlers entsprechend, vermacht sein Sohn Claude Laurens 1967 ein großes Ensemble von speziell angefertigten und mit MN (Musée Nationaux) geprägten Bronzegüssen den französischen Nationalmuseen, auch ein Exemplar dieser Bronze ist deshalb Teil der Sammlung des Musée National d'Art Moderne, Paris (heute im Musée Grenoble). [CH].

• Die voluminösen, ausdrucksstarken Skulpturen von Henri Laurens waren prägend für die gesamte Moderne.
• Die Darstellung des weiblichen Körpers spielt in seinem gesamten künstlerischen Schaffen eine absolut herausragende Rolle.
• "Petite cariatide" vereint Laurens kubistische Ansätze und die in seinem Werk erneut auflebende klassizistische Geradlinigkeit.
• Aufgrund der sinnlichen, gerundeten und reduzierten Formen sowie der kompakten, harmonischen Komposition von zeitloser Schönheit
.

PROVENIENZ: Galerie Louise Leiris, Paris (nach 1957, mit dem Galerieetikett auf der Innenseite der Plinthe).
Sammlung Berthold und Else Beitz, Essen.
Seitdem in Familienbesitz.

AUSSTELLUNG: Museum Folkwang, Essen (Dauerleihgabe 2015-2025).
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Jeweils ein anderes Exemplar:
Henri Laurens. Exposition de la donation aux Musées Nationaux, Grand-Palais, Paris, Mai bis August 1967, Kat.-Nr. 20 (m. Abb.).
Braque et Laurens. Quarante années d'amitié, L'Annonciade, Musée de Saint-Tropez, Saint-Tropez, 6.6.-8.10.2017.

LITERATUR: Werner Hofmann, Henri Laurens. Das plastische Werk, Stuttgart 1970, S. 218 (m. Abb. eines anderen Exemplars).

"Ich strebe die Reife der Formen an. Ich möchte erreichen, sie so voll und prall zu machen, dass ihnen nichts mehr hinzugefügt werden kann."
Henri Laurens, Une déclaration de Henri Laurens, in: Amis de l'art, 26.6.1951, Neue Folge, 1, S. 3, zit. nach: Christiane Righetti (Hrsg.), Ausst.-Kat. Léger – Laurens. Tête-à-Tête, Museum Frieder Burda, Baden-Baden, Ostfildern-Ruit 2012, S. 34f.

In jüngeren Jahren macht sich Henri Laurens zunächst mit kubistischen Stillleben, Reliefs und Assemblagen aus verschiedensten Materialien einen Namen. Später widmet er sich insbesondere Steinskulpturen und Bronze-Plastiken, mit denen er die verschiedenen Darstellungsmöglichkeiten des weiblichen Aktes erforscht. Ein Motiv, das letztendlich sein gesamtes Œuvre prägen wird. 1929 reist Laurens nach Norditalien und in die Toskana. Seine dort gesammelten Eindrücke von skulpturalen Arbeiten im Kontext von Architektur führen dazu, dass sich der Künstler nun vermehrt der allansichtigen Raumplastik in zum Teil großformatigen Dimensionen zuwendet.

Zusätzlichen Einfluss auf sein dennoch singuläres bildhauerisches Schaffen haben u. a. die klassische Antike und die kubistischen Darstellungen von Georges Braque, aber auch die surrealen Körperdeformationen in den Werken Pablo Picassos und die zu Stereotypen stilisierte Körperlichkeit in der Malerei Fernand Légers.
Die menschliche Figur bleibt stets Anlass für seine Formfindungen, doch Henri Laurens geht es in seinen dynamisch-voluminösen Plastiken und Skulpturen nicht um die Kopie der Realität oder um die Ähnlichkeit mit dem menschlichen Körper und dessen Proportionen, sondern um eine Vereinfachung und Stilisierung.
"Obwohl es künstlerisch und zeitgeschichtlich von außen beeinflusst wurde, steht es für einen unbeirrten, in sich selbst ruhenden Weg. Laurens vermochte es, die reine bildhauerische Form in den Mittelpunkt seines künstlerischen Interesses zu stellen und die Rezipienten seiner Werke trotzdem über die Parameter wie Bewegung, Haltung und Inhalt auf einer lebendigen und durchaus von Gefühlen bestimmten Ebene anzusprechen." (Veronika Wiegartz, in: Arie Hartog u. Ulrike Lorenz (Hrsg.), Ausst.-Kat. Henri Laurens. Wellentöchter, Köln 2019, S. 25)

"Petite cariatide" mit ihren zum Teil überdimensionierten, weichen und trotzdem auf nahezu geometrische Formen reduzierten Gliedmaßen enthält einerseits Verweise auf die einige Jahre zurückliegende kubistische Phase Henri Laurens' und verfügt andererseits zugleich über eine wieder auflebende klassizistische Geradlinigkeit weicher, gerundeter Formen von großer Sinnlichkeit, wie sie für seine Arbeiten der 1920er Jahre charakteristisch ist. Der voluminöse, geschlossen-kompakte Körper erscheint wie aus einer Quader- oder Würfelform herausgeschnitten. Der gerade Rücken wird durch die angewinkelten Arme verlängert, sie verbinden sich über dem kantigen Gesicht zu einem Bogen. Auf einem Bein kniend, reckt sich die weibliche Figur in die Höhe und während das rechte Bein die Vertikale betont, versetzt das linke, wiederum waagerecht auf dem Boden aufgelegte Bein die gesamte Körperhaltung in ausgewogene Harmonie.

Das Motiv der Karyatide mit ihrer wunderbaren, kompakten Harmonie wiederholt Laurens in mehreren Terrakottaplastiken, in einer in Rot gehaltenen Gouache ("Femme assise aux bras levés", 1937, Privatsammlung Hamburg) und auch in einer sehr großen Version der hier angebotenen Arbeit in Bronze und in Stein. Die große Steinskulptur ist 1936 das erste Werk von Henri Laurens, das vom französischen Staat angekauft wird ("Cariatide assise", Stein, Musée National d'Art Moderne, heute Centre Pompidou, Paris). Von den großformatigen Werken des Künstlers existieren oftmals kleinere Versionen, denen Laurens jedoch den gleichen künstlerischen Wert beizumessen scheint. So sind zu Lebzeiten des Künstlers in zahlreichen Ausstellungen, darunter auch 1951 in der wichtigen retrospektiven Schau im Musée National d’Art Moderne in Paris, von mehreren Werken jeweils beide Fassungen, d. h. die große und die kleinere Version, ausgestellt.
Bei der hier angebotenen Bronze "Petite cariatide" handelt es sich wie beschrieben um die kleinere Version der im Centre Pompidou befindlichen Arbeit in Stein. Sie begeistert aufgrund ihrer absolut zeitlosen, sinnlich-geschmeidigen Formen, der prallen lebendigen Körperlichkeit und einer ihrem Volumen, ihrer Stabilität und ausgewogenen Komposition entsprechenden intrinsischen statischen Ruhe.

1948 und 1950 vertritt Henri Laurens Frankreich bei der Biennale in Venedig. 1953/54 sind seine Arbeiten auf der zweiten Biennale in São Paulo, der damals aufstrebenden und nach Venedig weltweit umfangreichsten Biennale, zu sehen und Laurens erhält den ersten Preis für Bildhauerei, vor Henry Moore und Alexander Calder. Bernard Dorival, französischer Kunsthistoriker, Kunstkritiker und damaliger Kurator am Musée national d’art moderne in Paris, erklärt damals: "Drei Qualitäten […] platzieren Laurens oberhalb von Moore: sein Sinn für Volumen, sein Sinn für die Materie und sein Sinn für die Bewegung." (Zit. nach: Veronika Wiegartz, in: ebd., S. 18) [CH]



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Petite cariatide, 1930.
Bronze mit dunkelbrauner Patina
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