Auktion: 560 / Evening Sale am 06.12.2024 in München Lot 41

 

41
Otto Dix
Magd, 1923.
Aquarell über Bleistift
Schätzpreis: € 100.000 - 150.000
+
Magd. 1923.
Aquarell über Bleistift.
Rechts unten signiert und bezeichnet "275". Verso betitelt. Auf Velin. 47,8 x 37,5 cm (18,8 x 14,7 in), blattgroß. [JS].

• Otto Dix' fesselnder Verismus: die Magd – vom Leben gezeichnet und zugleich stark, selbstbewusst und modern.
• Dix' sezierendem Blick auf die Wirklichkeit ist nichts entgangen, nicht das Leid, nicht die Ohnmacht, nicht die Gier und auch nicht die Hässlichkeit.
• Aus der besten Schaffenszeit: eines der in faszinierender Schonungslosigkeit niedergeschriebenen Charakterporträts der frühen 1920er Jahre.
• Erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten (Quelle: artprice.com).
• Vergleichbare Aquarelle befinden sich in bedeutenden internationalen Sammlungen wie u. a. in der Nationalgalerie Berlin, dem Museum Ludwig, Köln, dem Museum of Modern Art, New York, und den Staatlichen Kunstsammlungen, Dresden
.

PROVENIENZ: Galerie Nierendorf, Berlin.
Barney Weinger, New York.
Serge Sabarsky, New York (vor 1978- nach 1995).
Galerie St. Etienne, New York.
Sammlung Schweiz.

AUSSTELLUNG: (in Auswahl)
Otto Dix. An exhibition of drawings and watercolors, Serge Sabarsky Gallery, New York, Okt./Nov. 1978, Nr. 30.
Works by German expressionists, Serge Sabarsky Gallery, New York, 1.7.-30.9.1983, Nr. 4.
Expressionists: Paintings, Watercolors and Drawings by 12 German expressionists, Serge Sabarsky Gallery, New York, Dez. 1984, Kat.-Nr. 13, S. 31 (m. Abb.).
Otto Dix 1891-1969, Museum Villa Stuck, München, 23.8.-27.10.1985, Kat.-Nr. 220, S. 306 (o. Abb.).
Otto Dix, Centro per le Arti visive e Museo d'Arte Contemporanea di Villa Groce, Genua, 3.7.-14.9.1986, Kat.-Nr. 103 (m. Abb. S. 147).
Otto Dix, Schloss Martesch, Bozen, 5.11.-21.12.1986, Kat.-Nr. 103, S. 147 (m. Abb.).
Otto Dix, Staatliche Kunsthalle, Berlin, 13.3.-15.4.1987, Kat.-Nr. 103 (m. Abb. S. 154).
Otto Dix. Die frühen Jahre, Erholungshaus der Bayer Ag, Leverkusen, 12.2.-26.3.1989; Joseph Albers Museum, Bottrop, 23.4.-3.6.1989; Leopold-Hoesch-Museum, Düren, Jan.-März 1990.
Zeichnungen und Aquarelle des deutschen Expressionismus, Städtische Galerie, Bietigheim-Bissingen, 7.7.-9.9.1990, o. Nr. (m. Abb.).
Otto Dix. Die frühen Jahre, BAWAG Foundation, Wien, 15.2.-1.4.1995; Museum Moderner Kunst, Passau, 22.6.-3.9.1995, Kat.-Nr. 53 (m. Abb.).
Allemagne, les années noires, Fondation Dina Vierny - Musée Maillol, Paris, 2008, S. 174, S, 241 (m. Abb.).
Decadence & Decay. Max Beckmann - Otto Dix - George Grosz, Galerie St. Etienne, New York, 12.4.-24.6.2011, Nr. 38.
Mixed Media (I). About Portrait, Kicken Berlin, 10.3.-24.4.2015.

LITERATUR: Suse Pfäffle, Otto Dix. Werkverzeichnis der Aquarelle und Gouachen, Stuttgart 1991, WVZ-Nr. A 1923/144 (m. SW-Abb. S. 197).

Aufrufzeit: 06.12.2024 - ca. 18.20 h +/- 20 Min.

Otto Dix hat uns einen schonungslosen künstlerischen Blick auf den Menschen hinterlassen, der den Betrachter bis heute fesselt. Seinem erbarmungslosen, geradezu sezierenden Blick auf die Wirklichkeit ist nichts entgangen, nicht das Leid, nicht die Ohnmacht, nicht die Gier und auch nicht die Hässlichkeit unseres menschlichen Daseins. Es sind existenzielle Erlebnisse, die Dix bereits mit Anfang Zwanzig im Ersten Weltkrieg durchleben muss, die sich türmenden Leichen, die Sterbenden und der beißende Geruch der Angst und des Todes, die seine lebenslange Faszination für den Tod, aber auch das Leben begründen. Rückblickend hat der Künstler selbst den Krieg als eine Art grauenvolles Erweckungserlebnis beschrieben: "Der Krieg ist eben etwas so Viehmäßiges: Hunger, Läuse, Schlamm, diese wahnsinnigen Geräusche. [..] ich habe vor den früheren Bildern das Gefühl gehabt, eine Seite der Wirklichkeit sei noch gar nicht dargestellt: das Häßliche. Der Krieg war eine scheußliche Sache, aber trotzdem etwas Gewaltiges. [..] Man muß den Menschen in diesem entfesselten Zustand gesehen haben, um etwas über den Menschen zu wissen" (zit. nach: Otto Dix 1891-1969, Museum Villa Stuck, München 1986, S. 280). Dix' Werk ist fortan den "Urthemen der Menschheit" gewidmet: In seinen in verstörend überzeichnetem kritischen Realismus eingefangenen Figurenbildern hat Dix uns den Menschen geradezu schutzlos in seiner vom Leben gezeichneten Körperlichkeit gegenübergestellt. Die Porträts von Otto Dix lassen alle Traditionen der Salonmalerei weit hinter sich. Sie zeigen keine meisterlich inszenierten Abbilder der gehobenen Gesellschaft, sondern Dix hat vielmehr kraftvoll und mutig die einfachen Menschen zu den Protagonisten seines revolutionären Kunstschaffens erklärt. Und so sind es die finanziellen Nöte, die Last der Arbeit, die Angst vor Krankheit und Tod sowie die menschlichen Abgründe, die Dix in schonungsloser Direktheit anprangert.
"Die Hure", "Der Selbstmörder", "Die Alte Schauspielerin", "Die Straßendirne", "Die Puffmutter" oder eben auch "Magd" lauten die Titel dieser grandiosen Blätter der 1920er Jahre, in denen Dix mit sicherem Strich in einer faszinierenden Spontanität und Schonungslosigkeit das Charakteristische jener vom Leben gezeichneten Akteure der zeitgenössischen Gesellschaft eingefangen hat. Derb und grob sind die Gesichtszüge aber auch die Statur der dargestellten Magd, die ihr Leben mit schwerer körperlicher Arbeit zugebracht hat. Ihre Wangen und Nase sind stark gerötet, ihre Brüste hängen wuchtig auf ihren Bauch herab. Aber Dix zeigt uns in seiner "Magd" trotz allem keineswegs eine hässliche Frau, sie wirkt kraftvoll und mutig, ihre Augen sind fokussiert und mit starkem, selbstbewussten Blick in die Ferne gerichtet. In diesem von Dix in nahezu spielerischer Leichtigkeit und leuchtend-satter Farbigkeit niedergeschriebenen Blatt tritt uns eine vom männlichen Blick emanzipierte Weiblichkeit entgegen, die aufgrund dieser überraschenden Modernität bis heute fesselt. [JS]



 

Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung zu Otto Dix "Magd"
Dieses Objekt wird differenzbesteuert, zuzüglich einer Einfuhrumsatzabgabe in Höhe von 7 % (Ersparnis von etwa 5 % im Vergleich zur Regelbesteuerung) oder regelbesteuert angeboten, Folgerechtsvergütung fällt an.

Berechnung bei Differenzbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 32 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 27 % berechnet und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 22 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Das Aufgeld enthält die Umsatzsteuer, diese wird jedoch nicht ausgewiesen.

Berechnung bei Regelbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 27 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 21 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 15 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf die Summe von Zuschlag und Aufgeld wird die gesetzliche Umsatzsteuer, derzeit 19 %, erhoben. Als Ausnahme hiervon wird bei gedruckten Büchern der ermäßigte Umsatzsteuersatz von derzeit 7 % hinzugerechnet.

Wir bitten um schriftliche Mitteilung vor Rechnungsstellung, sollten Sie Regelbesteuerung wünschen.

Berechnung der Folgerechtsvergütung:
Für Werke lebender Künstler oder von Künstlern, die vor weniger als 70 Jahren verstorben sind, fällt gemäß § 26 UrhG eine Folgerechtsvergütung in folgender Höhe an:
4% des Zuschlags ab 400,00 Euro bis zu 50.000 Euro,
weitere 3 % Prozent für den Teil des Zuschlags von 50.000,01 bis 200.000 Euro,
weitere 1 % für den Teil des Zuschlags von 200.000,01 bis 350.000 Euro,
weitere 0,5 Prozent für den Teil des Zuschlags von 350.000,01 bis 500.000 Euro und
weitere 0,25 Prozent für den Teil Zuschlags über 500.000 Euro.
Der Gesamtbetrag der Folgerechtsvergütung aus einer Weiterveräußerung beträgt höchstens 12.500 Euro.

Die Folgerechtsvergütung ist umsatzsteuerfrei.