216
Georg Schrimpf
Mädchen mit Hunden, 1922.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000 Ergebnis:
€ 162.500 (inkl. Käuferaufgeld)
Mädchen mit Hunden. 1922.
Öl auf Leinwand.
Storch 1922/7. Links unten signiert und datiert. 53,8 x 46 cm (21,1 x 18,1 in). [KD].
Bedeutendes Werk aus der wichtigsten Schaffensperiode des Künstlers.
PROVENIENZ: Sammlung Dr. Fischer, Stuttgart.
LITERATUR: Oskar Maria Graf. Georg Schrimpf. Mit einer Selbstbiographie des Künstlers, Leipzig 1923 (Junge Kunst Bd. 27), S. 12 mit Abb.
Carlo Carrà. Georg Schrimpf. Rom 1924 mit Abb.
"Nach der Volksschule wollte ich gerne eine Anstalt besuchen, die mich im Zeichnen hätte unterweisen können. Aber mir fehlte der Mut und die Selbständigkeit, um mich durchzusetzen, und so schob man mich zu einem Zuckerbäcker in die Lehre". So schildert Georg Schrimpf in seiner Autobiografie seine unglücklich verwirkten künstlerischen Ambitionen in jungen Jahren. Die Lehrzeit in Passau dauert drei Jahre, dann geht der 16-Jährige auf Arbeitssuche. Als Bäcker, Kellner, Kohlenschaufler durchzieht er die nächsten vier Jahre vorwiegend den Norden Deutschlands, wie überhaupt das Reisen und ein ständiger Wohnortwechsel ein wichtiger Bestandteil seiner Vita wird. 1909 geht Schrimpf nach München. Er gerät in eine anarchistische Bewegung, die ihn oft in die Schweiz und nach Italien führt, wo er sich 1913 für längere Zeit an den Lago Maggiore zurückzieht. In dieser Zeit beginnt Schrimpf, Akte von Michelangelo und Raffael zu kopieren. Dann kehrt er nach München zurück und arbeitet dort wieder als Bäcker und Koch. Doch nützt er die freie Zeit für seine eigentliche Berufung: Er zeichnet und aquarelliert. Als Schrimpf 1915 nach Berlin kommt, nimmt er weiterhin diverse Tätigkeiten an, doch beflügelt ihn nun die aktuelle Kunst, die er hier erstmals zu sehen bekommt, zu ersten Ölgemälden. Im selben Jahr noch zeigt die Galerie "Der Sturm" zum ersten Mal die Bilder des Autodidakten. 1920 arrangiert die Galerie Goltz in München - wo Schrimpf inzwischen wieder ansässig ist - die erste Einzelausstellung für den Künstler.
Den Erregungen des Expressionismus hatten die Künstler der Neuen Sachlichkeit eine verinnerlichte Sichtweise entgegengesetzt. Geschult an den Nazarenern des 19. Jahrhunderts, die sich wiederum auf die italienische Renaissance bezogen, findet Georg Schrimpf zu Beginn der 1920er Jahre zu seinem sehr eigenen Stil der Interpretation. Seine Porträts und Landschaftschaften dieser Zeit sind in der Reduzierung aller künstlerischen Ausdrucksmittel das Gegenteil dessen, was im Wollen der Expressionisten angelegt ist. Die innerliche Ruhe, die diesen Kompositionen innewohnt, die scheinbare Simplizität der Ereignisse machen sie zu Aussagen einer Gegenwelt. Sein Kompositionsideal: Die Dreieckskomposition, fand Georg Schrimpf vorbildhaft in der Kunst der Nazarener und der italienischen Renaissance. Schöner als durch den Schriftsteller Oskar Maria Graf, ein enger Freund von Georg Schrimpf, kann dessen künstlerisches Wollen kaum beschrieben werden. "Wer etwa ein 'Mädchen mit Hund', das Bild 'Mutter mit Kind auf dem Balkon' und das landschaftsfromme Bild 'Kinder mit Vogel' ansieht, weiß, daß wir in diesem Maler den großen Idylliker der Jetztzeit haben. Es ist wie ein Kreis, der sich immer wieder im Stillsten findet, es ist die große Stetigkeit der Natur, die unbefangene Stimme der Landschaft, die nunmehr mit ganzer Kraft in die Bildfläche tritt. Überwältigend bauen sich die Werke auf. Eine klassische Ruhe, eine ungeheure Liebe zum Kleinsten zeichnet sie aus" (zit. nach: Oskar Maria Graf, Georg Schrimpf, Junge Kunst Band 27, Leipzig 1923, S. 12).
1925 ist er in einer Mannheimer Ausstellung zur Neuen Sachlichkeit mit zwölf Bildern herausragend vertreten. Nach einer kurzen Lehrtätigkeit am Landeserziehungsheim Haubinda in Thüringen unterrichtet Schrimpf bis 1926 an der Münchner Gewerbeschule. 1933 folgt ein Lehrauftrag an der Staatlichen Hochschule für Kunsterziehung in Berlin, den er bis zu seiner Kündigung im Jahr 1937 ausübt. Ursprünglich der Malerei des Expressionismus zugewandt, kommt Schrimpf in den zwanziger Jahren zur Neuen Sachlichkeit. Dabei bedeutet für ihn die Hinwendung zum Neoklassizismus nicht nur eine Entwicklung in die Idylle biedermeierlicher Landschaften, sondern er kann in diesen ruhigen Kompositionen, die sich durch die Verbindung von Gegenstand und Konstruktion auszeichnen, auch sein Anliegen, ein stilles Leben voller Harmonie fern jeglicher Gegenwartsproblematik, konkretisieren.
Öl auf Leinwand.
Storch 1922/7. Links unten signiert und datiert. 53,8 x 46 cm (21,1 x 18,1 in). [KD].
Bedeutendes Werk aus der wichtigsten Schaffensperiode des Künstlers.
PROVENIENZ: Sammlung Dr. Fischer, Stuttgart.
LITERATUR: Oskar Maria Graf. Georg Schrimpf. Mit einer Selbstbiographie des Künstlers, Leipzig 1923 (Junge Kunst Bd. 27), S. 12 mit Abb.
Carlo Carrà. Georg Schrimpf. Rom 1924 mit Abb.
"Nach der Volksschule wollte ich gerne eine Anstalt besuchen, die mich im Zeichnen hätte unterweisen können. Aber mir fehlte der Mut und die Selbständigkeit, um mich durchzusetzen, und so schob man mich zu einem Zuckerbäcker in die Lehre". So schildert Georg Schrimpf in seiner Autobiografie seine unglücklich verwirkten künstlerischen Ambitionen in jungen Jahren. Die Lehrzeit in Passau dauert drei Jahre, dann geht der 16-Jährige auf Arbeitssuche. Als Bäcker, Kellner, Kohlenschaufler durchzieht er die nächsten vier Jahre vorwiegend den Norden Deutschlands, wie überhaupt das Reisen und ein ständiger Wohnortwechsel ein wichtiger Bestandteil seiner Vita wird. 1909 geht Schrimpf nach München. Er gerät in eine anarchistische Bewegung, die ihn oft in die Schweiz und nach Italien führt, wo er sich 1913 für längere Zeit an den Lago Maggiore zurückzieht. In dieser Zeit beginnt Schrimpf, Akte von Michelangelo und Raffael zu kopieren. Dann kehrt er nach München zurück und arbeitet dort wieder als Bäcker und Koch. Doch nützt er die freie Zeit für seine eigentliche Berufung: Er zeichnet und aquarelliert. Als Schrimpf 1915 nach Berlin kommt, nimmt er weiterhin diverse Tätigkeiten an, doch beflügelt ihn nun die aktuelle Kunst, die er hier erstmals zu sehen bekommt, zu ersten Ölgemälden. Im selben Jahr noch zeigt die Galerie "Der Sturm" zum ersten Mal die Bilder des Autodidakten. 1920 arrangiert die Galerie Goltz in München - wo Schrimpf inzwischen wieder ansässig ist - die erste Einzelausstellung für den Künstler.
Den Erregungen des Expressionismus hatten die Künstler der Neuen Sachlichkeit eine verinnerlichte Sichtweise entgegengesetzt. Geschult an den Nazarenern des 19. Jahrhunderts, die sich wiederum auf die italienische Renaissance bezogen, findet Georg Schrimpf zu Beginn der 1920er Jahre zu seinem sehr eigenen Stil der Interpretation. Seine Porträts und Landschaftschaften dieser Zeit sind in der Reduzierung aller künstlerischen Ausdrucksmittel das Gegenteil dessen, was im Wollen der Expressionisten angelegt ist. Die innerliche Ruhe, die diesen Kompositionen innewohnt, die scheinbare Simplizität der Ereignisse machen sie zu Aussagen einer Gegenwelt. Sein Kompositionsideal: Die Dreieckskomposition, fand Georg Schrimpf vorbildhaft in der Kunst der Nazarener und der italienischen Renaissance. Schöner als durch den Schriftsteller Oskar Maria Graf, ein enger Freund von Georg Schrimpf, kann dessen künstlerisches Wollen kaum beschrieben werden. "Wer etwa ein 'Mädchen mit Hund', das Bild 'Mutter mit Kind auf dem Balkon' und das landschaftsfromme Bild 'Kinder mit Vogel' ansieht, weiß, daß wir in diesem Maler den großen Idylliker der Jetztzeit haben. Es ist wie ein Kreis, der sich immer wieder im Stillsten findet, es ist die große Stetigkeit der Natur, die unbefangene Stimme der Landschaft, die nunmehr mit ganzer Kraft in die Bildfläche tritt. Überwältigend bauen sich die Werke auf. Eine klassische Ruhe, eine ungeheure Liebe zum Kleinsten zeichnet sie aus" (zit. nach: Oskar Maria Graf, Georg Schrimpf, Junge Kunst Band 27, Leipzig 1923, S. 12).
1925 ist er in einer Mannheimer Ausstellung zur Neuen Sachlichkeit mit zwölf Bildern herausragend vertreten. Nach einer kurzen Lehrtätigkeit am Landeserziehungsheim Haubinda in Thüringen unterrichtet Schrimpf bis 1926 an der Münchner Gewerbeschule. 1933 folgt ein Lehrauftrag an der Staatlichen Hochschule für Kunsterziehung in Berlin, den er bis zu seiner Kündigung im Jahr 1937 ausübt. Ursprünglich der Malerei des Expressionismus zugewandt, kommt Schrimpf in den zwanziger Jahren zur Neuen Sachlichkeit. Dabei bedeutet für ihn die Hinwendung zum Neoklassizismus nicht nur eine Entwicklung in die Idylle biedermeierlicher Landschaften, sondern er kann in diesen ruhigen Kompositionen, die sich durch die Verbindung von Gegenstand und Konstruktion auszeichnen, auch sein Anliegen, ein stilles Leben voller Harmonie fern jeglicher Gegenwartsproblematik, konkretisieren.
216
Georg Schrimpf
Mädchen mit Hunden, 1922.
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