326
Otto Mueller
Selbstbildnis mit Rückenakt (im Hintergrund Elfriede Timm), Um 1929.
Leimfarbe auf Rupfen
Schätzung:
€ 300.000 Ergebnis:
€ 549.000 (inkl. Käuferaufgeld)
Selbstbildnis mit Rückenakt (im Hintergrund Elfriede Timm). Um 1929.
Leimfarbe auf Rupfen.
Von Lüttichau 427. Rechts unten monogrammiert. 117 x 83 cm (46 x 32,6 in).
Verso auf dem Keilrahmen zwei Speditionsaufkleber. [EH].
PROVENIENZ: Sammlung Richard Ehrlich, Breslau 1931.
Galerie Wolfgang Ketterer, München.
Privatsammlung Süddeutschland.
AUSSTELLUNG: Gedächtnisausstellung Otto Mueller, 1874-1930, Schlesisches Museum der Bildenden Künste, Breslau, Februar-März 1931, Kat.Nr. 67.
Otto Mueller, Gedenkausstellung, Nationalgalerie, Berlin 1931, Kat.Nr. 30 (mit Abb. gegenüber der Titelseite).
Künstler in und aus Schlesien. Ausstellung des Künstlerbundes Schlesien im alten Generalkommando, Breslau 25.9.-6.11.1932, mit Abb. im Katalog.
Otto Mueller. Aus Anlaß des 60. Geburtstages, Galerie Ferdinand Möller, Berlin November 1934, Kat.Nr. 4.
Hommage à Günther Franke, Museum Villa Stuck, München 1.7.-18.9.1983, Kat.Nr. 137 mit Farbtafel 15 (dort 1930 datiert).
1900-1945 Künstler in Deutschland. Individualismus und Tradition, Württembergischer Kunstverein, Stuttgart 18.9.-9.11.1986, S. 350, mit ganzseitiger Farbtafel S. 116 (dort 1928 datiert).
LITERATUR: Emmy Mueller, Erinnerungen an Otto Mueller, 1950, S. 30.
Mario Andreas von Lüttichau, Otto Mueller. Ein Romantiker unter den Expressionisten, Köln 1993, S. 88, mit Abb. 49 auf S. 90 sowie S. 162 mit Abb. 83 (Ansicht der Ausstellungsräume der Gedächtnisausstellung im Kronprinzenpalais 1931, auf der das Selbstbildnis mit Rückenakt im Ausstellungsaal über dem Kamin hängend zu sehen ist).
Der 1874 geborene Otto Mueller studiert 1894-97 an der Dresdner Kunstakademie. Nach einem Aufenthalt in München lebt er ab 1899 in Dresden und Umgebung. 1908 zieht Mueller nach Berlin und lernt hier W. Lehmbruck und E. Heckel, der Mitglied der Künstlergruppe "Brücke" ist, kennen. 1910 tritt er der Künstlervereinigung bei. Durch die Hinwendung zum Expressionismus verändert sich Muellers Stil: vor allem im Figürlichen wird er großflächiger, die Konturen zeichnet er schärfer. In einer gedämpften erdigen Farbskala zeigt er seine typischen Sujets - blasse, melancholische Mädchenakte in freier, stiller, stark vereinfacht dargestellter Landschaft. Obwohl Mueller als wichtiger Vertreter des Deutschen Expressionismus gilt, trennt ihn doch die innigere Auffassung der Menschen und ihrem Verhältnis zur Natur von seinen Weggefährten. Nach zweijährigem Kriegsdienst von 1916 bis 1918 folgt Mueller 1919 einem Ruf an die Breslauer Akademie.
In seinem malerischen Œuvre zeigt Otto Mueller eine auffallende Vorliebe für das Doppelporträt, seine fast lebensgroßen weiblichen Akte gestaltet er als Individuen einer Selbstbezogenheit, die sichtlich kaum Bezug auf die zweite dargestellte Person nehmen. In ihrer mangelnden Aktion sind sie in sich versunkene Wesen, deren innerer Seelenzustand geheimnisvoll verborgen bleibt. Selten ist eine sinnlich-erotische Komponente zu entdecken. Und doch leben Muellers Doppelakte von einer eigenartigen Spannung zwischen den beiden Modellen, die nachzuvollziehen den besonderen Reiz dieser Kompositionen ausmacht.
Auch bei unserem Gemälde lässt sich der innere Bezug der beiden Dargestellten nur erahnen. Otto Mueller zeigt sich selbst in einem Moment des Innehaltens, fragend den Blick in eine imaginäre Ferne gerichtet und ohne direkten Bezug auf seine weibliche Begleitung, die aber allein durch ihre Anwesenheit der Komposition eine eigentümliche Spannung verleiht. Es handelt sich wohl um Elfriede Timm, seine ehemalige Schülerin und dritte Ehefrau.
Die sich überlagernden Komponenten dieses späten Werkes zeigen uns einen Künstler, der unentdeckten Emotionen, deren tieferer Sinn sich im Stillen offenbart. Otto Mueller geht in diesem Selbstporträt weit über das hinaus, was den Grundbestand seines malerischen Werkes bildet. Die Erforschung des eigenen Ich und die damit verbundenen fundamentalen Fragen des Lebens sind der weit über das abbildhaft Dargestellte Faktor, der dieser Komposition ihre innere Würde und Geschlossenheit gibt.
An der Breslauer Akademie ist Mueller bei Kollegen und Studenten überaus beliebt. Das Umfeld in Breslau ist weitaus konservativer als zuvor in Dresden und Berlin. Aber dennoch verwirft Otto Mueller immer wieder den Plan, die Stadt zu Verlassen, da ihm die Arbeit an der Breslauer Akademie so wichtig erscheint.
1930 erliegt der Künstler Otto Mueller einem langjährigen Lungenleiden.
Schon 1931 wurde das vorliegende Gemälde in Breslau in einer Gedenkausstellung an Otto Mueller gezeigt. Hier ist als Eigentümer der Breslauer Regierungsbaumeister Richard Ehrlich (*1866 - + 1931) genannt. Nach intensiven Recherchen konnte Ketterer Kunst, in Absprache mit dem Einlieferer, die Erben nach Richard Ehrlich ausfindig machen.
Mit diesen wurde vertraglich eine Beteiligung am Erlös der Versteigerung des Selbstbildnisses von Otto Mueller bei Ketterer Kunst vereinbart. Ketterer Kunst dankt seinem Einlieferer, dass dieser trotz seines guten Glaubens und einer für ihn sprechenden Rechtslage diese Regelung möglich gemacht hat.
Leimfarbe auf Rupfen.
Von Lüttichau 427. Rechts unten monogrammiert. 117 x 83 cm (46 x 32,6 in).
Verso auf dem Keilrahmen zwei Speditionsaufkleber. [EH].
PROVENIENZ: Sammlung Richard Ehrlich, Breslau 1931.
Galerie Wolfgang Ketterer, München.
Privatsammlung Süddeutschland.
AUSSTELLUNG: Gedächtnisausstellung Otto Mueller, 1874-1930, Schlesisches Museum der Bildenden Künste, Breslau, Februar-März 1931, Kat.Nr. 67.
Otto Mueller, Gedenkausstellung, Nationalgalerie, Berlin 1931, Kat.Nr. 30 (mit Abb. gegenüber der Titelseite).
Künstler in und aus Schlesien. Ausstellung des Künstlerbundes Schlesien im alten Generalkommando, Breslau 25.9.-6.11.1932, mit Abb. im Katalog.
Otto Mueller. Aus Anlaß des 60. Geburtstages, Galerie Ferdinand Möller, Berlin November 1934, Kat.Nr. 4.
Hommage à Günther Franke, Museum Villa Stuck, München 1.7.-18.9.1983, Kat.Nr. 137 mit Farbtafel 15 (dort 1930 datiert).
1900-1945 Künstler in Deutschland. Individualismus und Tradition, Württembergischer Kunstverein, Stuttgart 18.9.-9.11.1986, S. 350, mit ganzseitiger Farbtafel S. 116 (dort 1928 datiert).
LITERATUR: Emmy Mueller, Erinnerungen an Otto Mueller, 1950, S. 30.
Mario Andreas von Lüttichau, Otto Mueller. Ein Romantiker unter den Expressionisten, Köln 1993, S. 88, mit Abb. 49 auf S. 90 sowie S. 162 mit Abb. 83 (Ansicht der Ausstellungsräume der Gedächtnisausstellung im Kronprinzenpalais 1931, auf der das Selbstbildnis mit Rückenakt im Ausstellungsaal über dem Kamin hängend zu sehen ist).
Der 1874 geborene Otto Mueller studiert 1894-97 an der Dresdner Kunstakademie. Nach einem Aufenthalt in München lebt er ab 1899 in Dresden und Umgebung. 1908 zieht Mueller nach Berlin und lernt hier W. Lehmbruck und E. Heckel, der Mitglied der Künstlergruppe "Brücke" ist, kennen. 1910 tritt er der Künstlervereinigung bei. Durch die Hinwendung zum Expressionismus verändert sich Muellers Stil: vor allem im Figürlichen wird er großflächiger, die Konturen zeichnet er schärfer. In einer gedämpften erdigen Farbskala zeigt er seine typischen Sujets - blasse, melancholische Mädchenakte in freier, stiller, stark vereinfacht dargestellter Landschaft. Obwohl Mueller als wichtiger Vertreter des Deutschen Expressionismus gilt, trennt ihn doch die innigere Auffassung der Menschen und ihrem Verhältnis zur Natur von seinen Weggefährten. Nach zweijährigem Kriegsdienst von 1916 bis 1918 folgt Mueller 1919 einem Ruf an die Breslauer Akademie.
In seinem malerischen Œuvre zeigt Otto Mueller eine auffallende Vorliebe für das Doppelporträt, seine fast lebensgroßen weiblichen Akte gestaltet er als Individuen einer Selbstbezogenheit, die sichtlich kaum Bezug auf die zweite dargestellte Person nehmen. In ihrer mangelnden Aktion sind sie in sich versunkene Wesen, deren innerer Seelenzustand geheimnisvoll verborgen bleibt. Selten ist eine sinnlich-erotische Komponente zu entdecken. Und doch leben Muellers Doppelakte von einer eigenartigen Spannung zwischen den beiden Modellen, die nachzuvollziehen den besonderen Reiz dieser Kompositionen ausmacht.
Auch bei unserem Gemälde lässt sich der innere Bezug der beiden Dargestellten nur erahnen. Otto Mueller zeigt sich selbst in einem Moment des Innehaltens, fragend den Blick in eine imaginäre Ferne gerichtet und ohne direkten Bezug auf seine weibliche Begleitung, die aber allein durch ihre Anwesenheit der Komposition eine eigentümliche Spannung verleiht. Es handelt sich wohl um Elfriede Timm, seine ehemalige Schülerin und dritte Ehefrau.
Die sich überlagernden Komponenten dieses späten Werkes zeigen uns einen Künstler, der unentdeckten Emotionen, deren tieferer Sinn sich im Stillen offenbart. Otto Mueller geht in diesem Selbstporträt weit über das hinaus, was den Grundbestand seines malerischen Werkes bildet. Die Erforschung des eigenen Ich und die damit verbundenen fundamentalen Fragen des Lebens sind der weit über das abbildhaft Dargestellte Faktor, der dieser Komposition ihre innere Würde und Geschlossenheit gibt.
An der Breslauer Akademie ist Mueller bei Kollegen und Studenten überaus beliebt. Das Umfeld in Breslau ist weitaus konservativer als zuvor in Dresden und Berlin. Aber dennoch verwirft Otto Mueller immer wieder den Plan, die Stadt zu Verlassen, da ihm die Arbeit an der Breslauer Akademie so wichtig erscheint.
1930 erliegt der Künstler Otto Mueller einem langjährigen Lungenleiden.
Schon 1931 wurde das vorliegende Gemälde in Breslau in einer Gedenkausstellung an Otto Mueller gezeigt. Hier ist als Eigentümer der Breslauer Regierungsbaumeister Richard Ehrlich (*1866 - + 1931) genannt. Nach intensiven Recherchen konnte Ketterer Kunst, in Absprache mit dem Einlieferer, die Erben nach Richard Ehrlich ausfindig machen.
Mit diesen wurde vertraglich eine Beteiligung am Erlös der Versteigerung des Selbstbildnisses von Otto Mueller bei Ketterer Kunst vereinbart. Ketterer Kunst dankt seinem Einlieferer, dass dieser trotz seines guten Glaubens und einer für ihn sprechenden Rechtslage diese Regelung möglich gemacht hat.
326
Otto Mueller
Selbstbildnis mit Rückenakt (im Hintergrund Elfriede Timm), Um 1929.
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