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Ernst Ludwig Kirchner
Zwei mit Katzen spielende Mädchen. 1907. Frauen- und Männerkopf, 1924.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 600.000 Ergebnis:
€ 1.740.000 (inkl. Käuferaufgeld)
Zwei mit Katzen spielende Mädchen. 1907. Frauen- und Männerkopf. 1924/26.
Öl auf Leinwand, beidseitig bemalt.
Gordon 803v und 803. Vorderseite: 56 x 57 cm (22 x 22,4 in). Rückseite: 51 x 50,5 cm (20 x 19,8 in).
Der bei Gordon erkennbare, mittig in der Darstellung aufgebracht Nachlassstempel mit der Bezeichnung "Da/Bi 6" ist schon vor 1985 fachmännisch entfernt worden.
PROVENIENZ: Nachlass Ernst Ludwig Kirchner.
Privatsammlung Süddeutschland (direkt aus dem Nachlass erworben).
AUSSTELLUNG: Ernst Ludwig Kirchner, Roman Norbert Ketterer & Galerie Henze, Campione, 1985, Kat.Nr. 3 (mit Farbabb.S. 32).
Ernst Ludwig Kirchner. Gemälde Aquarelle Zeichnungen Graphik. Galerie Wolfgang Ketterer München, 6.9.-26.10.1985, Kat. Nr. 3 (mit Farbabb. S. 7 und 32).
LITERATUR: Donald E. Gordon. E.L. Kirchner, München 1968, Abb. (Kinder mit Katze) S. 428, sowie Frauen- und Männerkopf ebenda S. 390.
Nach dem Abschluss eines Architekturstudiums in Dresden, während dem Ernst Ludwig Kirchner Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff kennenlernt und mit diesen bereits künstlerisch zusammenarbeitet, entscheidet sich Ernst Ludwig Kirchner gegen den Wunsch seines Vaters ganz für die Malerei. Der intensive Austausch der vier Freunde führt 1905 zur Gründung der Künstlergemeinschaft die "Brücke" mit dem Ziel "alle revolutionären und gärenden Kräfte an sich zu ziehen" (Schmidt-Rottluff). Kirchner orientiert sich zunächst an den Künstlern des Spätimpressionismus.
In einer dem Divisionismus angenäherten Technik malt er das Sujet der zwei Mädchen in stark aufgelockerter Weise primär auf eine leicht grundierte Leinwand. Das erfordert eine hohe Konzentration auf die eingesetzten Mittel, denn eine Korrektur im Sinne einer Übermalung ist kaum möglich. Diese frühe Arbeit zeigt Kirchner bereits als einen Erneurer im Sinne einer erweiterten Palette, deren breites Spektrum wesentlich über das Tradierte hinausgeht. Anzeichen einer Bildung von Farbfeldern sind bereits in den Grundfarben Rot, Blau und Grün erkennbar. Dabei geht der Künstler mit der Dynamisierung der Bildfläche weit über den Ansatz der Impressionisten hinaus. Der Anfang ist gemacht. Ernst Ludwig Kirchner kann auf diesem Weg weitergehen und zu jener Größe der Interpretation finden, die sein malerisches Œuvre so einzigartig und unverwechselbar machen wird.
Das vorliegende Doppelporträt ist in dieser Phase seines Schaffens entstanden. Das Doppelbildnis einer Dame mit dunklem Haar vor einem eher summarisch aufgefassten Männerbildnis atmet die Frische einer sehr spontanen Aussage. Die kräftigen und äußerst präsise gesetzten Farbakkorde, die den Grundton des Gemäldes bilden, zeugen davon. Während sich Kirchner sehr eindringlich mit den Gesichtszügen der dargestellten Frau auseinandersetzt, bleibt das Männerporträt in seinen Andeutungen vage und suggeriert so eine gemalte Staffage, vor der sich das Frauenporträt umso wirkungsvoller abhebt.
Infolge der Begegnung mit der Kunst der italienischen Futuristen verändert sich der Malstil der Brücke-Gruppe um 1910, er wird "härter". Unter dem Eindruck von Plastiken im Dresdner Völkerkundemuseum gestaltet Kirchner auch Holzplastiken. 1911 übersiedelt er nach Berlin. Die Großstadt bietet ihm eine Fülle neuer Motive, die er in vereinfachten, scharf konturierten Formen, expressiven Zügen und grellen Farbkontrasten umsetzt. Er entwickelt weiter, was in unserem Gemälde schon begonnen war. Diese Großstadtbilder werden zu Inkunabeln des Expressionismus und machen Ernst Ludwig Kirchner zu einem der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges und die folgenden Jahre markieren einen Wendepunkt in Kirchners Leben. Die Kriegsereignisse und der Militärdienst stürzen ihn in existenzielle Angst, führen letztlich zu Krankheit und langen Sanatoriumsaufenthalten. Die künstlerische Produktion in dieser Zeit ist gleichwohl beachtlich. Es entstehen Werke wie der Holzschnitt "Frauen am Potsdamer Platz", die "Bilder zu Chamissos Peter Schlemihl", die Selbstporträts und Holzschnittbildnisse aus den Sanatorien, die zu den Höhepunkten seines Œuvres zählen. 1917 lässt sich Ernst Ludwig Kirchner in Frauenkirch bei Davos nieder. Den Großstadtbildern folgen nun Gebirgslandschaften und Darstellungen ländlichen Lebens. Um 1920 beruhigt sich seine expressive Malweise, die Bilder erhalten eine teppichhafte Flächigkeit.
1923 zieht Ernst Ludwig Kirchner in das "Haus auf dem Wildboden" am Eingang zum Sertigtal, wo er bis zu seinem Freitod im Jahr 1938 lebt und arbeitet. [KD/EH].
Öl auf Leinwand, beidseitig bemalt.
Gordon 803v und 803. Vorderseite: 56 x 57 cm (22 x 22,4 in). Rückseite: 51 x 50,5 cm (20 x 19,8 in).
Der bei Gordon erkennbare, mittig in der Darstellung aufgebracht Nachlassstempel mit der Bezeichnung "Da/Bi 6" ist schon vor 1985 fachmännisch entfernt worden.
PROVENIENZ: Nachlass Ernst Ludwig Kirchner.
Privatsammlung Süddeutschland (direkt aus dem Nachlass erworben).
AUSSTELLUNG: Ernst Ludwig Kirchner, Roman Norbert Ketterer & Galerie Henze, Campione, 1985, Kat.Nr. 3 (mit Farbabb.S. 32).
Ernst Ludwig Kirchner. Gemälde Aquarelle Zeichnungen Graphik. Galerie Wolfgang Ketterer München, 6.9.-26.10.1985, Kat. Nr. 3 (mit Farbabb. S. 7 und 32).
LITERATUR: Donald E. Gordon. E.L. Kirchner, München 1968, Abb. (Kinder mit Katze) S. 428, sowie Frauen- und Männerkopf ebenda S. 390.
Nach dem Abschluss eines Architekturstudiums in Dresden, während dem Ernst Ludwig Kirchner Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff kennenlernt und mit diesen bereits künstlerisch zusammenarbeitet, entscheidet sich Ernst Ludwig Kirchner gegen den Wunsch seines Vaters ganz für die Malerei. Der intensive Austausch der vier Freunde führt 1905 zur Gründung der Künstlergemeinschaft die "Brücke" mit dem Ziel "alle revolutionären und gärenden Kräfte an sich zu ziehen" (Schmidt-Rottluff). Kirchner orientiert sich zunächst an den Künstlern des Spätimpressionismus.
In einer dem Divisionismus angenäherten Technik malt er das Sujet der zwei Mädchen in stark aufgelockerter Weise primär auf eine leicht grundierte Leinwand. Das erfordert eine hohe Konzentration auf die eingesetzten Mittel, denn eine Korrektur im Sinne einer Übermalung ist kaum möglich. Diese frühe Arbeit zeigt Kirchner bereits als einen Erneurer im Sinne einer erweiterten Palette, deren breites Spektrum wesentlich über das Tradierte hinausgeht. Anzeichen einer Bildung von Farbfeldern sind bereits in den Grundfarben Rot, Blau und Grün erkennbar. Dabei geht der Künstler mit der Dynamisierung der Bildfläche weit über den Ansatz der Impressionisten hinaus. Der Anfang ist gemacht. Ernst Ludwig Kirchner kann auf diesem Weg weitergehen und zu jener Größe der Interpretation finden, die sein malerisches Œuvre so einzigartig und unverwechselbar machen wird.
Das vorliegende Doppelporträt ist in dieser Phase seines Schaffens entstanden. Das Doppelbildnis einer Dame mit dunklem Haar vor einem eher summarisch aufgefassten Männerbildnis atmet die Frische einer sehr spontanen Aussage. Die kräftigen und äußerst präsise gesetzten Farbakkorde, die den Grundton des Gemäldes bilden, zeugen davon. Während sich Kirchner sehr eindringlich mit den Gesichtszügen der dargestellten Frau auseinandersetzt, bleibt das Männerporträt in seinen Andeutungen vage und suggeriert so eine gemalte Staffage, vor der sich das Frauenporträt umso wirkungsvoller abhebt.
Infolge der Begegnung mit der Kunst der italienischen Futuristen verändert sich der Malstil der Brücke-Gruppe um 1910, er wird "härter". Unter dem Eindruck von Plastiken im Dresdner Völkerkundemuseum gestaltet Kirchner auch Holzplastiken. 1911 übersiedelt er nach Berlin. Die Großstadt bietet ihm eine Fülle neuer Motive, die er in vereinfachten, scharf konturierten Formen, expressiven Zügen und grellen Farbkontrasten umsetzt. Er entwickelt weiter, was in unserem Gemälde schon begonnen war. Diese Großstadtbilder werden zu Inkunabeln des Expressionismus und machen Ernst Ludwig Kirchner zu einem der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges und die folgenden Jahre markieren einen Wendepunkt in Kirchners Leben. Die Kriegsereignisse und der Militärdienst stürzen ihn in existenzielle Angst, führen letztlich zu Krankheit und langen Sanatoriumsaufenthalten. Die künstlerische Produktion in dieser Zeit ist gleichwohl beachtlich. Es entstehen Werke wie der Holzschnitt "Frauen am Potsdamer Platz", die "Bilder zu Chamissos Peter Schlemihl", die Selbstporträts und Holzschnittbildnisse aus den Sanatorien, die zu den Höhepunkten seines Œuvres zählen. 1917 lässt sich Ernst Ludwig Kirchner in Frauenkirch bei Davos nieder. Den Großstadtbildern folgen nun Gebirgslandschaften und Darstellungen ländlichen Lebens. Um 1920 beruhigt sich seine expressive Malweise, die Bilder erhalten eine teppichhafte Flächigkeit.
1923 zieht Ernst Ludwig Kirchner in das "Haus auf dem Wildboden" am Eingang zum Sertigtal, wo er bis zu seinem Freitod im Jahr 1938 lebt und arbeitet. [KD/EH].
30
Ernst Ludwig Kirchner
Zwei mit Katzen spielende Mädchen. 1907. Frauen- und Männerkopf, 1924.
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