Weitere Abbildung
253
Ernst Barlach
Der Geistkämpfer, 1928.
Bronze
Schätzung:
€ 150.000 Ergebnis:
€ 183.000 (inkl. Käuferaufgeld)
Lot: 253
Ernst Barlach
1870 Wedel/Holstein - 1938 Rostock
Der Geistkämpfer. 1928/1937.
Bronze mit brauner Patina.
Laur 428 1/1 (von 2/2). Rechts unten am Sockel mit dem Namenszug. 119,3 x 54 x 16,6 cm (46,9 x 21,2 x 6,5 in).
Verkleinerung nach dem Modell in Gips im Maßstab 1:4. Meisterliche Ausführung mit harmonischer Patinierung. Seit mindestens 25 Jahren befand sich kein Guss des Geistkämpfers mehr auf dem internationalen Auktionsmarkt (Quelle: Artnet).
Laut freundlicher Auskunft der Ernst Barlach Lizenzverwaltung, Ratzeburg, handelt es sich wohl um einen der zwei zu Lebzeiten 1937 entstandenen Güsse.
PROVENIENZ: Privatsammlung Mülheim a.d. Ruhr (vom Vorbesitzer direkt beim Künstler erworben).
LITERATUR: Friedrich Schult, Ernst Barlach, Das plastische Werk, Hamburg 1960.
Ernst Barlach, Plastiken, Handzeichnungen und Autographen. Stiftung Hermann F. Reemtsma. Ernst Barlach Haus, Hamburg 1977, Nr. 49.
Kunsthalle Mannheim, Bestandskatalog Skulptur - Plastik - Objekt, Mannheim 1982, S. 71, Nr. 440.
Ernst Barlach, Denkzeichen. Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum Schloß Gottorf, Schleswig 1989, Nr. 46.
Stiftung und Sammlung Rolf Horn, bearb. von Heinz Spielmann, 2. Aufl., Schleswig 1995, Nr. 119.
Anita Beloubek-Hammer, Ernst Barlach, Plastische Meisterwerke, Leipzig 1996, S. 114f.
Jürgen Fitschen/Volker Probst, Die Gemeinschaft der Heiligen. Der Figurenzyklus an der Katharinenkirche zu Lübeck und das monumentale Werk Ernst Barlachs. Gerhard Marcks Haus, Bremen/Ernst Barlach Stiftung Güstrow 2001, S. 145f., Nr. 40.
Jürgen Doppelstein/Heike Stockhaus, Ernst Barlach, Mystiker der Moderne. Ernst Barlach Gesellschaft Hamburg/Hauptkirche St. Katharinen Hamburg, Hamburg 2003, S. 259.
Volker Probst, Ernst Barlach, Plastiken und Graphik. Schloss der pommerschen Herzöge, Stettin 2005, Nr. 14.
Ernst Barlach, Retrospektive. The National Museum of Modern Art, Kyoto/The University Art Museum, Tokyo National University of Fine Arts and Music/Yamanashi Prefecturial Museum of Art, Kofu, Kyoto 2006, Nr. 144.
Die Ausbildung des norddeutschen Bildhauers und Grafikers Ernst Barlach beginnt in Hamburg, wo er ab 1888 die Gewerbeschule besucht. 1891 führt ihn sein Weg an die Dresdner Akademie, wo er seine Studien im Fach Bildhauerei fortsetzt. Gefestigt wird Barlachs akademische Ausbildung durch Studienaufenthalte in Paris 1895 und 1897. Eine 1906 unternommene Russlandreise beeinflusst sein künstlerisches Schaffen nachhaltig. Die Eindrücke der russischen Volkskunst schlagen sich fortan in der kraftvollen und volksnahen Gestaltungsweise seiner Skulpturen nieder. 1910 lässt Barlach sich in Güstrow nieder. 1917 findet seine erste Ausstellung bei Paul Cassirer in Berlin statt, 1919 wird er als Ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Künste zu Berlin aufgenommen.
Einem Auftrag der Stadt Kiel folgend, für die Ernst Barlach bereits das Kieler Ehrenmal geschaffen hatte, beginnt er 1927 mit zeichnerischen Entwürfen für den "Geistkämpfer". Zum gedanklichen Inhalt der im Schaffen des Künstlers so bedeutenden Plastik schreibt Elisabeth Laur: "Auch wenn sich die Figurengruppe an mittelalterliche Michaeldarstellungen anlehnt, zeigt Barlach weder einen handgreiflichen Kampf, noch einen strahlenden Sieger. Das Schwert wird nicht aktiv gegen das Tier gerichtet. Die Haltung des Engels deutet vielmehr ein Schweben auf dem Rücken des Tieres an; sie erscheint aber gleichzeitig instabil, zumindest kaum als die Position eines Beherrschenden. Das Tier ist dem 'Kämpfer' zwar untergeordnet und neigt unterwürfig den Kopf. Es ist jedoch in seiner Funktion als Träger notwendig; keine der beiden Figuren kann für sich stehen. So lässt sich die Gruppe nicht eindeutig als Kampf der Guten gegen das Böse deuten. Sie spiegelt die Vorstellung von zwei einander unversöhnlich gegenüber stehenden Prinzipien wider [...]" (Laur, S. 36). Der herbe ästhetische Reiz dieser Komposition besteht sowohl in ihrer Monumentalität, die sich selbst in der Verkleinerung noch unmittelbar mitteilt, als auch in der Ausgewogenheit ihrer plastischen Elemente. Von den Beinen des Tieres ausgehend, über die Füße des Engels bis in die Schwertspitze schafft Barlach hier eine gedankliche Zentrierung, die in den Proportionen der Plastik ihre Entsprechung findet.
Noch 1933 wird dem Künstler der Orden Pour le mérité verliehen. Vier Jahre später jedoch werden seine Werke aus Museen, Kirchen und von öffentlichen Plätzen systematisch entfernt. Heute gilt Ernst Barlach als einer der bedeutendsten Bildhauer der Klassischen Moderne. Hervorragende Beispiele seiner expressionistischen Holz- und Bronzefiguren sind im Güstrower Dom, in der Marburger Elisabethkirche und in der Nationalgalerie Berlin zu sehen. Sein Wohn- und Atelierhaus in Güstrow ist heute als Museum zugänglich. [KD].
Von guter Gesamterhaltung. Oben am Schwert mit minimaler Bereibungsspur.
EUR: 150.000 - 250.000 DIFF.(19%)
US$: 204.600 - 341.000
Ernst Barlach
1870 Wedel/Holstein - 1938 Rostock
Der Geistkämpfer. 1928/1937.
Bronze mit brauner Patina.
Laur 428 1/1 (von 2/2). Rechts unten am Sockel mit dem Namenszug. 119,3 x 54 x 16,6 cm (46,9 x 21,2 x 6,5 in).
Verkleinerung nach dem Modell in Gips im Maßstab 1:4. Meisterliche Ausführung mit harmonischer Patinierung. Seit mindestens 25 Jahren befand sich kein Guss des Geistkämpfers mehr auf dem internationalen Auktionsmarkt (Quelle: Artnet).
Laut freundlicher Auskunft der Ernst Barlach Lizenzverwaltung, Ratzeburg, handelt es sich wohl um einen der zwei zu Lebzeiten 1937 entstandenen Güsse.
PROVENIENZ: Privatsammlung Mülheim a.d. Ruhr (vom Vorbesitzer direkt beim Künstler erworben).
LITERATUR: Friedrich Schult, Ernst Barlach, Das plastische Werk, Hamburg 1960.
Ernst Barlach, Plastiken, Handzeichnungen und Autographen. Stiftung Hermann F. Reemtsma. Ernst Barlach Haus, Hamburg 1977, Nr. 49.
Kunsthalle Mannheim, Bestandskatalog Skulptur - Plastik - Objekt, Mannheim 1982, S. 71, Nr. 440.
Ernst Barlach, Denkzeichen. Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum Schloß Gottorf, Schleswig 1989, Nr. 46.
Stiftung und Sammlung Rolf Horn, bearb. von Heinz Spielmann, 2. Aufl., Schleswig 1995, Nr. 119.
Anita Beloubek-Hammer, Ernst Barlach, Plastische Meisterwerke, Leipzig 1996, S. 114f.
Jürgen Fitschen/Volker Probst, Die Gemeinschaft der Heiligen. Der Figurenzyklus an der Katharinenkirche zu Lübeck und das monumentale Werk Ernst Barlachs. Gerhard Marcks Haus, Bremen/Ernst Barlach Stiftung Güstrow 2001, S. 145f., Nr. 40.
Jürgen Doppelstein/Heike Stockhaus, Ernst Barlach, Mystiker der Moderne. Ernst Barlach Gesellschaft Hamburg/Hauptkirche St. Katharinen Hamburg, Hamburg 2003, S. 259.
Volker Probst, Ernst Barlach, Plastiken und Graphik. Schloss der pommerschen Herzöge, Stettin 2005, Nr. 14.
Ernst Barlach, Retrospektive. The National Museum of Modern Art, Kyoto/The University Art Museum, Tokyo National University of Fine Arts and Music/Yamanashi Prefecturial Museum of Art, Kofu, Kyoto 2006, Nr. 144.
Die Ausbildung des norddeutschen Bildhauers und Grafikers Ernst Barlach beginnt in Hamburg, wo er ab 1888 die Gewerbeschule besucht. 1891 führt ihn sein Weg an die Dresdner Akademie, wo er seine Studien im Fach Bildhauerei fortsetzt. Gefestigt wird Barlachs akademische Ausbildung durch Studienaufenthalte in Paris 1895 und 1897. Eine 1906 unternommene Russlandreise beeinflusst sein künstlerisches Schaffen nachhaltig. Die Eindrücke der russischen Volkskunst schlagen sich fortan in der kraftvollen und volksnahen Gestaltungsweise seiner Skulpturen nieder. 1910 lässt Barlach sich in Güstrow nieder. 1917 findet seine erste Ausstellung bei Paul Cassirer in Berlin statt, 1919 wird er als Ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Künste zu Berlin aufgenommen.
Einem Auftrag der Stadt Kiel folgend, für die Ernst Barlach bereits das Kieler Ehrenmal geschaffen hatte, beginnt er 1927 mit zeichnerischen Entwürfen für den "Geistkämpfer". Zum gedanklichen Inhalt der im Schaffen des Künstlers so bedeutenden Plastik schreibt Elisabeth Laur: "Auch wenn sich die Figurengruppe an mittelalterliche Michaeldarstellungen anlehnt, zeigt Barlach weder einen handgreiflichen Kampf, noch einen strahlenden Sieger. Das Schwert wird nicht aktiv gegen das Tier gerichtet. Die Haltung des Engels deutet vielmehr ein Schweben auf dem Rücken des Tieres an; sie erscheint aber gleichzeitig instabil, zumindest kaum als die Position eines Beherrschenden. Das Tier ist dem 'Kämpfer' zwar untergeordnet und neigt unterwürfig den Kopf. Es ist jedoch in seiner Funktion als Träger notwendig; keine der beiden Figuren kann für sich stehen. So lässt sich die Gruppe nicht eindeutig als Kampf der Guten gegen das Böse deuten. Sie spiegelt die Vorstellung von zwei einander unversöhnlich gegenüber stehenden Prinzipien wider [...]" (Laur, S. 36). Der herbe ästhetische Reiz dieser Komposition besteht sowohl in ihrer Monumentalität, die sich selbst in der Verkleinerung noch unmittelbar mitteilt, als auch in der Ausgewogenheit ihrer plastischen Elemente. Von den Beinen des Tieres ausgehend, über die Füße des Engels bis in die Schwertspitze schafft Barlach hier eine gedankliche Zentrierung, die in den Proportionen der Plastik ihre Entsprechung findet.
Noch 1933 wird dem Künstler der Orden Pour le mérité verliehen. Vier Jahre später jedoch werden seine Werke aus Museen, Kirchen und von öffentlichen Plätzen systematisch entfernt. Heute gilt Ernst Barlach als einer der bedeutendsten Bildhauer der Klassischen Moderne. Hervorragende Beispiele seiner expressionistischen Holz- und Bronzefiguren sind im Güstrower Dom, in der Marburger Elisabethkirche und in der Nationalgalerie Berlin zu sehen. Sein Wohn- und Atelierhaus in Güstrow ist heute als Museum zugänglich. [KD].
Von guter Gesamterhaltung. Oben am Schwert mit minimaler Bereibungsspur.
EUR: 150.000 - 250.000 DIFF.(19%)
US$: 204.600 - 341.000
253
Ernst Barlach
Der Geistkämpfer, 1928.
Bronze
Schätzung:
€ 150.000 Ergebnis:
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