Auktion: 342 / Modern Art / Seitenwege am 03.12.2008 in München Lot 212

Auguste Herbin - Livre, pot et théière


212
Auguste Herbin
Livre, pot et théière, 1910.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 24.400

(inkl. Käuferaufgeld)

Livre, pot et théière. 1910.
Öl auf Leinwand.
Claisse 229. Links unten signiert. 54 : 45 cm (21,2 : 17,7 in). Am 29. April 1882 kommt Auguste Herbin als Sohn einer Handwerkerfamilie in dem kleinen Dorf Quiévy an der belgischen Grenze zur Welt. Entsprechend dieser Herkunft wird auch die Malerei des Nordfranzosen von großer handwerklicher Qualität bestimmt. Ab 1900 besucht der Künstler die École des Beaux-Arts in Lille, bevor er sich 1901 in Paris niederlässt, wo er sich zunächst den Impressionisten anschließt. 1905 stellt Herbin das erste Mal aus und begegnet 1907 Wilhelm Uhde, der sich für ihn einsetzt. Ein Jahr später werden seine Bilder vom Salon d'Automne zurückgewiesen. Die Kunst der Nabis und der Fauves sowie die Cézanne-Gedächtnisausstellung üben nun einen großen Einfluss auf den Künstler aus. 1909 bezieht er ein Atelier in der Nachbarschaft von Pablo Picasso und Juan Gris.

Das kurz vor seiner analytisch-kubistischen Periode entstandene Gemälde zeigt Herbin als ausgewiesenen Meister der Farbe. Die ungewöhnlichen Töne des Mauve und Braun kontrastieren zu einem in sparsamen Reflexen aufgetragenen Jadegrün. Die Beschränkung auf nur drei Objekte, die in ihren festen Körperumrissen bereits auf die folgende kubistische Periode hindeuten, sowie deren Platzierung im Raum, lässt das sichere Gefühl für ausgewogene Proportionen erkennen, das auch in den späteren Arbeiten wiederkehrt. Das Werk steht an der Grenze zwischen Tradition und Moderne und markiert so einen Wendepunkt im malerischen Œuvre des Künstlers.

Herbin wird 1929 Mitbegründer des Salon des Surindépendants, zwei Jahre später ruft er die Künstlervereinigung 'Abstraction-Création' ins Leben. Nach dem Krieg ist er Mitbegründer, ab 1955 Präsident des Salon des Réalités Nouvelles. 1953 muss der Künstler aufgrund einer halbseitigen Körperlähmung lernen, mit der linken Hand zu malen. Die für Herbins Malerei charakteristische architektonische Gesinnung und seine koloristischen Qualitäten eröffnen bereits seinem Vorkriegswerk eine breite internationale Anerkennung, die auch nach dem Krieg ihre Fortsetzung findet. Auguste Herbin stirbt 1960 in Paris. [KD]

PROVENIENZ: Sammlung Henri Bénézit, Paris (verso mit zwei Etiketten).
Privatsammlung Frankreich.
AUSSTELLUNG: Auguste Herbin, Galerie Clovis Sagot, Paris, 1914, Nr. 5.
Auguste Herbin, Kunsthalle Bern, 1963. Kat.Nr. 3.
Auguste Herbin, Stedelijk Museum, Amsterdam, 1963, Nr. 5.
Herbin. Acteur des révolutions picturales du siècle, Galerie Denise René, Paris, 16. November - 17. Februar 1996 (verso mit dem Etikett).

Von guter Erhaltung. Doubliert. Punktuelle, kaum wahrnehmbare Farbverluste. Vorwiegend in den Randbereichen mit minimalen Retuschen. Vereinzeltes geringfügiges Craquelé.




212
Auguste Herbin
Livre, pot et théière, 1910.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 24.400

(inkl. Käuferaufgeld)