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Konrad Klapheck
Die Technik der Eroberung, 1965.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 180.000 Ergebnis:
€ 457.200 (inklusive Aufgeld)
Die Technik der Eroberung. 1965.
Öl auf Leinwand.
Verso signiert und datiert. Auf dem Keilrahmen betitelt. 90 x 70 cm (35,4 x 27,5 in).
• "Die Technik der Eroberung": meisterliche Inszenierung eines surrealen Verwirrspiels als Sinnbild des sinnlich-erotischen Suchens.
• In subtiler Farbigkeit mit überraschenden Akzenten in grün und rot erzählt er eine Geschichte der Verführung.
• Klapheck gilt als Erfinder und Meister des "Maschinenbildes", das er als Spiegel menschlicher Existenz begreift.
• Klaphecks nimmt in seinem Œuvre seit den 1950er Jahren Elemente der Pop-Art und des Fotorealismus vorweg.
• Bereits seit 1966 mehrfach auf bedeutenden Klapheck-Ausstellungen u. a. im Museum Boymans van Beuningen, Rotterdam/Kunsthalle Düsseldorf (1974/75) sowie in der Hamburger Kunsthalle/Kunsthalle Tübingen (1985/86) ausgestellt.
• Seit über 50 Jahren Teil einer süddeutschen Privatsammlung.
Die Arbeit ist unter der Werknummer 146 im Werkarchiv des Künstlers registriert.
PROVENIENZ: Galerie Rudolf Zwirner, Köln.
Privatsammlung Süddeutschland (vor 1966 vom Vorgenannten erworben, seither in Familienbesitz).
AUSSTELLUNG: Konrad Klapheck, Kestner Gesellschaft, Hannover, 11.11.-11.12.1966, Kat.-Nr. 146 (auf der Rahmenrückwand mit dem Etikett).
Konrad Klapheck, Museum Boymans-van Beuningen, Rotterdam, 14.9.-3.11.1974 (auf der Rahmenrückwand mit dem Etikett); Paleis voor Schone Kunsten, Brüssel, 14.11.1974-5.1.1975; Städtische Kunsthalle, Düsseldorf, 15.2.-31.3.1975, Kat.-Nr. 49.
Konrad Klapheck. Retrospektive 1955-1985, Hamburger Kunsthalle, 4.10.-24.11.1985; Kunsthalle Tübingen, 4.1.-9.2.1986; Staatsgalerie moderner Kunst, München, 21.2.-13.4.1986, München 1985, S. 82, Kat.-Nr. 25 (m. Abb. S. 83).
Konrad Klapheck, David Zwirner, New York, 8.11.-22.12.2007 (auf der Rahmenrückwand mit dem Speditionsetikett).
LITERATUR: José Pierre, Konrad Klapheck, Köln 1970, WVZ-Nr. 146.
"Ich versuche meinen Bildern eine glatte Oberfläche zu geben, sie sollen aussehen als wären sie nicht von Menschenhand gemacht. Ich ziehe über meine Leidenschaften eine Schicht von Eis, um ihnen größere Dauer zu verleihen."
Konrad Klapheck, Meine Malerei, 1972.
"Von den Photo-Realisten [..] trennen ihn [Klapheck] die dezidierte Veränderung, die sich da zwischen Ding und Bild vollzieht, der hohe Abstraktionsgrad seiner Objekte, ihre Herauslösung aus dem natürlichen Ambiente und damit – trotz allem – ihre Wirklichkeitsferne, ihr Fetischcharakter, ihre emblematische Stilisierung. Dies alles aber bedeutet, dass Klaphecks Bilder weder zu verwechseln sind mit dem, was andere machen, noch mit dem, was sie wiedergeben."
Werner Schmalenbach, 1976, zit. nach: Konrad Klapheck. Objekte zwischen Fetisch und Libido, Basel, Galerie Beyeler 1976, o. S.
Öl auf Leinwand.
Verso signiert und datiert. Auf dem Keilrahmen betitelt. 90 x 70 cm (35,4 x 27,5 in).
• "Die Technik der Eroberung": meisterliche Inszenierung eines surrealen Verwirrspiels als Sinnbild des sinnlich-erotischen Suchens.
• In subtiler Farbigkeit mit überraschenden Akzenten in grün und rot erzählt er eine Geschichte der Verführung.
• Klapheck gilt als Erfinder und Meister des "Maschinenbildes", das er als Spiegel menschlicher Existenz begreift.
• Klaphecks nimmt in seinem Œuvre seit den 1950er Jahren Elemente der Pop-Art und des Fotorealismus vorweg.
• Bereits seit 1966 mehrfach auf bedeutenden Klapheck-Ausstellungen u. a. im Museum Boymans van Beuningen, Rotterdam/Kunsthalle Düsseldorf (1974/75) sowie in der Hamburger Kunsthalle/Kunsthalle Tübingen (1985/86) ausgestellt.
• Seit über 50 Jahren Teil einer süddeutschen Privatsammlung.
Die Arbeit ist unter der Werknummer 146 im Werkarchiv des Künstlers registriert.
PROVENIENZ: Galerie Rudolf Zwirner, Köln.
Privatsammlung Süddeutschland (vor 1966 vom Vorgenannten erworben, seither in Familienbesitz).
AUSSTELLUNG: Konrad Klapheck, Kestner Gesellschaft, Hannover, 11.11.-11.12.1966, Kat.-Nr. 146 (auf der Rahmenrückwand mit dem Etikett).
Konrad Klapheck, Museum Boymans-van Beuningen, Rotterdam, 14.9.-3.11.1974 (auf der Rahmenrückwand mit dem Etikett); Paleis voor Schone Kunsten, Brüssel, 14.11.1974-5.1.1975; Städtische Kunsthalle, Düsseldorf, 15.2.-31.3.1975, Kat.-Nr. 49.
Konrad Klapheck. Retrospektive 1955-1985, Hamburger Kunsthalle, 4.10.-24.11.1985; Kunsthalle Tübingen, 4.1.-9.2.1986; Staatsgalerie moderner Kunst, München, 21.2.-13.4.1986, München 1985, S. 82, Kat.-Nr. 25 (m. Abb. S. 83).
Konrad Klapheck, David Zwirner, New York, 8.11.-22.12.2007 (auf der Rahmenrückwand mit dem Speditionsetikett).
LITERATUR: José Pierre, Konrad Klapheck, Köln 1970, WVZ-Nr. 146.
"Ich versuche meinen Bildern eine glatte Oberfläche zu geben, sie sollen aussehen als wären sie nicht von Menschenhand gemacht. Ich ziehe über meine Leidenschaften eine Schicht von Eis, um ihnen größere Dauer zu verleihen."
Konrad Klapheck, Meine Malerei, 1972.
"Von den Photo-Realisten [..] trennen ihn [Klapheck] die dezidierte Veränderung, die sich da zwischen Ding und Bild vollzieht, der hohe Abstraktionsgrad seiner Objekte, ihre Herauslösung aus dem natürlichen Ambiente und damit – trotz allem – ihre Wirklichkeitsferne, ihr Fetischcharakter, ihre emblematische Stilisierung. Dies alles aber bedeutet, dass Klaphecks Bilder weder zu verwechseln sind mit dem, was andere machen, noch mit dem, was sie wiedergeben."
Werner Schmalenbach, 1976, zit. nach: Konrad Klapheck. Objekte zwischen Fetisch und Libido, Basel, Galerie Beyeler 1976, o. S.
Konrad Klapheck und der einzigartige "Sound" seiner Bilder
Kunstwerke sind nicht nur die Produkte, sondern auch der Spiegel menschlicher Imagination. Sie sind Charaktere, zeigen nicht nur die individuelle Bildsprache, das charakteristische Form- und Farbempfinden des Künstlers, sondern geben darüber hinaus Einblick in das ganz persönliche geistig-emotionale Empfinden ihres Schöpfers. Der Hamburger Maler Daniel Richter hat in einem Interview einmal betont, wie absolut unterschätzt und schwierig es sei, als Maler seinen eigenen "Sound" zu finden. Es geht um diesen unverwechselbar eigenen Charakter, den aus den immer gleichen malerischen Mitteln Farbe und Leinwand gewonnenen Eigenwert aus Form und Inhalt. Das Ringen darum, die weiße Leinwand zumindest in Teilen mit etwas Neuem und Eigenem zu füllen. Jenes charakteristische Empfinden, das in jeder Arbeit mitschwingt und dem gesamten malerischen Werk eines Künstlers seinen unverwechselbaren Charakter gibt. Sobald es einem Künstler gelingt, sich aus den Fesseln der kunsthistorischen Tradition zu befreien und souverän etwas vollkommen Eigenes zu wagen, ist das dabei Geschaffene meist von besonderer Qualität.
Konrad Klapheck ist hier ein herausragendes Beispiel, seine in surrealer "Supergegenständlichkeit" auf die Leinwand gesetzten Gegenstände, die aufgrund ihrer hohen assoziativen Dichte modernen Sinnbildern gleichen, sind – formal wie inhaltlich – von einem vollkommen unverwechselbaren Charakter und einer unvergleichlichen Modernität. Klapheck hat ab den 1950er Jahren in perfektionistischer Feinmalerei seinen ganz eigenen "Sound" auf die Leinwand gebracht. Er malt konsequent gegenständlich in einem gestisch-abstrakt dominierten Umfeld und konserviert in der Kombination aus gemaltem Gegenstand, verfremdenden Elementen und menschlich-emotionalen Titeln persönliche und zugleich existenzielle Gefühlswelten, die von Kindheitserinnerungen bis zu abstrakten Jenseitsvorstellungen reichen.
Meister der "Supergegenständlichkeit" – Faszinierende Sinnbilder des menschlichen Daseins
Durch Monumentalisierung, Ausschnitthaftigkeit, Isolation und Neukombination verfremdet Klapheck diese stummen Helfer unseres Alltags und inszeniert sie aller Alltäglichkeit entrückt als isolierte Protagonisten. Mit seinen real-surrealen Bildwelten hat Klapheck die Malerei des Fotorealismus und der Pop-Art seit den 1950er Jahren in Teilen vorweggenommen und zugleich überwunden. Denn Klaphecks Gegenstände werden anders als die Gegenstände der Pop-Art nicht auf ihre reine Objekthaftigkeit, ihren industriellen Seriencharakter reduziert, sondern Klapheck erschafft unverwechselbare Gegenstandscharaktere, die ein weites Panorama von Assoziationen und Emotionen auslösen und damit zu Sinnbildern unseres menschlichen Daseins werden. Klapheck selbst hat jene Menschhaftigkeit seiner in "Supergegenständlichkeit" auf die Leinwand gesetzten Gegenstände und Maschinen folgendermaßen beschrieben: "[..] ich [bin] natürlich manchmal, besonders von älteren Menschen, von den Freundinnen meiner Mutter oder meiner Schwiegermutter, gefragt worden: 'Ja, Sie haben doch so entzückende Kinder, wollen Sie nicht die mal malen? Und warum klammern Sie den Menschen aus?' Und damals habe ich immer gedacht: Aber der Mensch steht doch im Zentrum meines Werkes, er ist doch das Thema! Aber ich benutze die Instrumente, deren sich der Mensch bedient. Seit der Steinzeit hat sich der Mensch Selbstbildnisse geschaffen, vom ersten Steinkeil angefangen bis zum Computer von heute. Der Mensch spiegelt sich ja in den Gebrauchsgegenständen, die er geschaffen hat." (K. Klapheck, 2002, zit. nach: Klapheck. Bilder und Texte, München 2013, S. 114). Klaphecks sezierendem Blick auf seine alltägliche Umwelt entgeht nichts und er beschließt "ein ganzes System aus den Maschinenthemen aufzubauen und [seine] Biographie durch sie zu erzählen." (K. Klapheck, zit. nach: Mensch und Maschinen. Bilder von Konrad Klapheck, Bonn 2006, S. 85). Klaphecks interpretierende Titel weisen den Weg von teils politisch-autoritär assoziierten Maschinenbildern wie "Der Chef" (Kunstmuseum Düsseldorf), "Der Diktator" (Museum Ludwig, Köln) oder "Der Krieg" (Kunstsammlungen Nordrhein Westfalen, Düsseldorf) über weiblich-mütterlich assoziierte Haushaltsgeräte in "Die Supermutter" oder "Der Hausdrache" bis hin zu den Fahrrädern, Motorrädern und Rollschuhen, in denen Klapheck Erinnerungen an seine eigene Jugend und die seiner Kinder künstlerisch niederschreibt.
"Die Technik der Eroberung" – Sinnbild des verzweifelten Suchens nach Liebe und emotionaler Erfüllung
Das vorliegende frühe Gemälde mit dem vielsagenden Titel "Die Technik der Eroberung" ist eine der seltenen Arbeiten, in denen sich Klapheck in unterkühlter "Supergegenständlichkeit" mit dem Themenkomplex Liebe und Erotik auseinandersetzt, wie etwa auch in dem 2022 in der Ausstellung "Surrealism Beyond Borders" der Tate Modern in London gezeigten Gemälde "Alphabet der Leidenschaft" aus dem Jahr 1961. Klapheck gelingt in "Die Technik der Eroberung" eine meisterliche Inszenierung eines surrealen räumlichen Verwirrspiels als Sinnbild des sinnlich-erotischen Suchens. Formal hat Klapheck für diese Arbeit nach eigener Aussage wichtige Anregungen aus der Bildlichkeit zeitgenössischer Trickfilme wie etwa "Tom und Jerry" erhalten: "Es gibt schöne Szenen, wo die Maus sich hochhangeln und in das Türschloss hineinmuss, um mit ihren Zähnen den Mechanismus der Türe zu bewegen, die dann spektakulär aufspringt." ( zit. nach: Konrad Klapheck, Ausst.-Kat. Museum Boymans-van Beuningen, Rotterdam 1974, S. 118). Klapheck konfrontiert uns in der assoziativ aufgeladenen Bildlichkeit von Schloss und Schlüssel mit dem verzweifelten Suchen nach Liebe und emotionaler Erfüllung, mit dem existenziellen Streben, die eigene Einsamkeit in einer erfüllenden Zweisamkeit zu überwinden. Klaphecks Gemälde sind – bis auf das figürliche Spätwerk – stets menschenleer und berühren doch zugleich auf eine sehr unmittelbare Weise, sie sind – trotz ihrer kühlen Präzision – die Essenz menschlichen Denkens und Empfindens. In "Die Technik der Eroberung" ist Klapheck das scheinbar Unmögliche gelungen: Vollkommen menschenleer inszeniert er ein erotisch aufgeladendes Verwirrspiel, das, nach erfolgreicher Überwindung zahlreicher Hindernisse, die Hoffnung auf Erfüllung in sich trägt.
Konrad Klapheck – Malerische Perfektion mit lässig-unterkühlter Aura
Konrad Klapheck hat nicht nur den dargestellten Gegenständen, sondern auch seiner Malerei eine Seele gegeben und seine Gemälde damit zu faszinierend-komplexen Abbildern abstrakter Gedankengänge und Gefühlswelten gemacht. Klapheck, der die direkte Darstellung des Menschen aus seinem Schaffen bis auf sein kurzes Spätwerk konsequent ausgeklammert hat, ist mit seinen "Maschinenbildern" zum Maler unseres Menschseins geworden. Seine Malerei, von der eine einzigartige Aura ausgeht, muss optisch wie emotional erlebt werden. In ihrer jeglichen manuellen Duktus verneinenden technischen Perfektion wirken Klaphecks Gemälde wie vom Himmel gefallen. Auf minutiös durchdachten Vorzeichnungen basierend, lassen sie nichts von ihrem zeitraubenden, äußerst akribischen Schaffensprozess mehr erahnen, sondern faszinieren bis heute vielmehr durch ihre einzigartige, lässig-unterkühlte Aura. [JS]
Kunstwerke sind nicht nur die Produkte, sondern auch der Spiegel menschlicher Imagination. Sie sind Charaktere, zeigen nicht nur die individuelle Bildsprache, das charakteristische Form- und Farbempfinden des Künstlers, sondern geben darüber hinaus Einblick in das ganz persönliche geistig-emotionale Empfinden ihres Schöpfers. Der Hamburger Maler Daniel Richter hat in einem Interview einmal betont, wie absolut unterschätzt und schwierig es sei, als Maler seinen eigenen "Sound" zu finden. Es geht um diesen unverwechselbar eigenen Charakter, den aus den immer gleichen malerischen Mitteln Farbe und Leinwand gewonnenen Eigenwert aus Form und Inhalt. Das Ringen darum, die weiße Leinwand zumindest in Teilen mit etwas Neuem und Eigenem zu füllen. Jenes charakteristische Empfinden, das in jeder Arbeit mitschwingt und dem gesamten malerischen Werk eines Künstlers seinen unverwechselbaren Charakter gibt. Sobald es einem Künstler gelingt, sich aus den Fesseln der kunsthistorischen Tradition zu befreien und souverän etwas vollkommen Eigenes zu wagen, ist das dabei Geschaffene meist von besonderer Qualität.
Konrad Klapheck ist hier ein herausragendes Beispiel, seine in surrealer "Supergegenständlichkeit" auf die Leinwand gesetzten Gegenstände, die aufgrund ihrer hohen assoziativen Dichte modernen Sinnbildern gleichen, sind – formal wie inhaltlich – von einem vollkommen unverwechselbaren Charakter und einer unvergleichlichen Modernität. Klapheck hat ab den 1950er Jahren in perfektionistischer Feinmalerei seinen ganz eigenen "Sound" auf die Leinwand gebracht. Er malt konsequent gegenständlich in einem gestisch-abstrakt dominierten Umfeld und konserviert in der Kombination aus gemaltem Gegenstand, verfremdenden Elementen und menschlich-emotionalen Titeln persönliche und zugleich existenzielle Gefühlswelten, die von Kindheitserinnerungen bis zu abstrakten Jenseitsvorstellungen reichen.
Meister der "Supergegenständlichkeit" – Faszinierende Sinnbilder des menschlichen Daseins
Durch Monumentalisierung, Ausschnitthaftigkeit, Isolation und Neukombination verfremdet Klapheck diese stummen Helfer unseres Alltags und inszeniert sie aller Alltäglichkeit entrückt als isolierte Protagonisten. Mit seinen real-surrealen Bildwelten hat Klapheck die Malerei des Fotorealismus und der Pop-Art seit den 1950er Jahren in Teilen vorweggenommen und zugleich überwunden. Denn Klaphecks Gegenstände werden anders als die Gegenstände der Pop-Art nicht auf ihre reine Objekthaftigkeit, ihren industriellen Seriencharakter reduziert, sondern Klapheck erschafft unverwechselbare Gegenstandscharaktere, die ein weites Panorama von Assoziationen und Emotionen auslösen und damit zu Sinnbildern unseres menschlichen Daseins werden. Klapheck selbst hat jene Menschhaftigkeit seiner in "Supergegenständlichkeit" auf die Leinwand gesetzten Gegenstände und Maschinen folgendermaßen beschrieben: "[..] ich [bin] natürlich manchmal, besonders von älteren Menschen, von den Freundinnen meiner Mutter oder meiner Schwiegermutter, gefragt worden: 'Ja, Sie haben doch so entzückende Kinder, wollen Sie nicht die mal malen? Und warum klammern Sie den Menschen aus?' Und damals habe ich immer gedacht: Aber der Mensch steht doch im Zentrum meines Werkes, er ist doch das Thema! Aber ich benutze die Instrumente, deren sich der Mensch bedient. Seit der Steinzeit hat sich der Mensch Selbstbildnisse geschaffen, vom ersten Steinkeil angefangen bis zum Computer von heute. Der Mensch spiegelt sich ja in den Gebrauchsgegenständen, die er geschaffen hat." (K. Klapheck, 2002, zit. nach: Klapheck. Bilder und Texte, München 2013, S. 114). Klaphecks sezierendem Blick auf seine alltägliche Umwelt entgeht nichts und er beschließt "ein ganzes System aus den Maschinenthemen aufzubauen und [seine] Biographie durch sie zu erzählen." (K. Klapheck, zit. nach: Mensch und Maschinen. Bilder von Konrad Klapheck, Bonn 2006, S. 85). Klaphecks interpretierende Titel weisen den Weg von teils politisch-autoritär assoziierten Maschinenbildern wie "Der Chef" (Kunstmuseum Düsseldorf), "Der Diktator" (Museum Ludwig, Köln) oder "Der Krieg" (Kunstsammlungen Nordrhein Westfalen, Düsseldorf) über weiblich-mütterlich assoziierte Haushaltsgeräte in "Die Supermutter" oder "Der Hausdrache" bis hin zu den Fahrrädern, Motorrädern und Rollschuhen, in denen Klapheck Erinnerungen an seine eigene Jugend und die seiner Kinder künstlerisch niederschreibt.
"Die Technik der Eroberung" – Sinnbild des verzweifelten Suchens nach Liebe und emotionaler Erfüllung
Das vorliegende frühe Gemälde mit dem vielsagenden Titel "Die Technik der Eroberung" ist eine der seltenen Arbeiten, in denen sich Klapheck in unterkühlter "Supergegenständlichkeit" mit dem Themenkomplex Liebe und Erotik auseinandersetzt, wie etwa auch in dem 2022 in der Ausstellung "Surrealism Beyond Borders" der Tate Modern in London gezeigten Gemälde "Alphabet der Leidenschaft" aus dem Jahr 1961. Klapheck gelingt in "Die Technik der Eroberung" eine meisterliche Inszenierung eines surrealen räumlichen Verwirrspiels als Sinnbild des sinnlich-erotischen Suchens. Formal hat Klapheck für diese Arbeit nach eigener Aussage wichtige Anregungen aus der Bildlichkeit zeitgenössischer Trickfilme wie etwa "Tom und Jerry" erhalten: "Es gibt schöne Szenen, wo die Maus sich hochhangeln und in das Türschloss hineinmuss, um mit ihren Zähnen den Mechanismus der Türe zu bewegen, die dann spektakulär aufspringt." ( zit. nach: Konrad Klapheck, Ausst.-Kat. Museum Boymans-van Beuningen, Rotterdam 1974, S. 118). Klapheck konfrontiert uns in der assoziativ aufgeladenen Bildlichkeit von Schloss und Schlüssel mit dem verzweifelten Suchen nach Liebe und emotionaler Erfüllung, mit dem existenziellen Streben, die eigene Einsamkeit in einer erfüllenden Zweisamkeit zu überwinden. Klaphecks Gemälde sind – bis auf das figürliche Spätwerk – stets menschenleer und berühren doch zugleich auf eine sehr unmittelbare Weise, sie sind – trotz ihrer kühlen Präzision – die Essenz menschlichen Denkens und Empfindens. In "Die Technik der Eroberung" ist Klapheck das scheinbar Unmögliche gelungen: Vollkommen menschenleer inszeniert er ein erotisch aufgeladendes Verwirrspiel, das, nach erfolgreicher Überwindung zahlreicher Hindernisse, die Hoffnung auf Erfüllung in sich trägt.
Konrad Klapheck – Malerische Perfektion mit lässig-unterkühlter Aura
Konrad Klapheck hat nicht nur den dargestellten Gegenständen, sondern auch seiner Malerei eine Seele gegeben und seine Gemälde damit zu faszinierend-komplexen Abbildern abstrakter Gedankengänge und Gefühlswelten gemacht. Klapheck, der die direkte Darstellung des Menschen aus seinem Schaffen bis auf sein kurzes Spätwerk konsequent ausgeklammert hat, ist mit seinen "Maschinenbildern" zum Maler unseres Menschseins geworden. Seine Malerei, von der eine einzigartige Aura ausgeht, muss optisch wie emotional erlebt werden. In ihrer jeglichen manuellen Duktus verneinenden technischen Perfektion wirken Klaphecks Gemälde wie vom Himmel gefallen. Auf minutiös durchdachten Vorzeichnungen basierend, lassen sie nichts von ihrem zeitraubenden, äußerst akribischen Schaffensprozess mehr erahnen, sondern faszinieren bis heute vielmehr durch ihre einzigartige, lässig-unterkühlte Aura. [JS]
60
Konrad Klapheck
Die Technik der Eroberung, 1965.
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