Auktion: 500 / Evening Sale am 17.07.2020 in München Lot 233


233
Wojciech Fangor
B65, 1965.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 118.750

(inkl. Käuferaufgeld)
B65. 1965.
Öl auf Leinwand.
Verso signiert, datiert und betitelt. 59,8 x 60,3 cm (23,5 x 23,7 in).

• Entstanden im für ihn wichtigen Jahr der Ausstellung im Museum of Modern Art, New York.
• Charakteristische, jedoch farblich außergewöhnliche Arbeit der 1960er Jahre.
• Bereits 1966 erwirbt das Museum of Modern Art in New York ein erstes Werk des Künstlers.
• Das Entstehungsjahr ist für Fangor eine Zeit des Umbruchs und Erfolgs: 1964/65 lebt der Künstler in West-Berlin, 1965 zieht er nach England, 1966 siedelt er auch aufgrund seines dortigen Erfolgs in die Vereinigten Staaten über
.

PROVENIENZ: Galerie Springer, Berlin (verso auf dem Keilrahmen mit dem typografisch bezeichneten Galerie-Etikett).
Privatsammlung Großbritannien (bis 2007).
Privatsammlung Polen.

LITERATUR: Sotheby's, New York, 8294. Auktion, Contemporary Art, 26.2.2007, Lot-Nr. 174 (mit Farbabb., S. 188).

"Diese Bilder sind ein Test für Ihren Sehnerv", titelt die Welt 2017 anlässlich einer Ausstellung des polnisch-amerikanischen Künstlers in Berlin, denn Wojciech Fangor konfrontiert den Betrachter mit verblüffenden, neblig-verschwommenen, kräftig-bunten Farbfeldern und Kreisformationen, denen man durchaus hypnotische Wirkungen unterstellen möchte. Mit weichem Pinsel fügt der Künstler unzählige dünne Schichten bunter, satter Ölfarbe zu einer pulsierenden Komposition zusammen, in denen sich sein großes technisches Können offenbart. Mithilfe dieses feinen, lasierenden Farbauftrags, der strengen geometrischen Formfindung sowie der Illusion von Unschärfe und räumlicher Tiefe, gelingt ihm eine beeindruckende Überschreitung der Grenzen malerisch-darstellerischer Möglichkeiten. Zu der abstrakten Malerei findet Fangor in den 1950er Jahren, zur gleichen Zeit, in der auch Kenneth Noland und Jasper Johns ihre ersten "Target Paintings" verwirklichen. Fangor beginnt anstatt mit Acrylfarben mit weicheren und satteren Ölfarben zu experimentieren und schafft ab 1956 erste farbenfrohe Darstellungen verschwommener Kreise sowie wabernder Formengebilde mit optischen Kniffen und Illusionen. Auf diese neuartigen, ungegenständlichen Gemälde reagiert man in Warschau damals verhalten. "Niemand verstand oder mochte meine Abstraktionen, der Großteil der Akademie fand, dass sie keine Kunst waren“, erzählt er rückblickend (zit. nach: Welt Online, 24.9.2017). Und doch erlangt er mit seinen Arbeiten und der so einzigartigen visuellen Bildsprache schon wenig später, nach seiner Übersiedlung nach Amerika, auch international größere Anerkennung. Bereits 1961 und 1965, dem Entstehungsjahr des hier angebotenen Werkes, werden seine Arbeiten neben Gemälden von Josef Albers, Bridget Riley, Frank Stella und Victor Vasarely in zwei Ausstellungen im Museum of Modern Art in New York gezeigt. 1970 widmet ihm das New Yorker Guggenheim Museum sogar eine Einzelausstellung und rückt ihn damit endgültig in den Fokus der internationalen Kunstwelt.
Fangors Kunst sieht man ihr Alter nicht an: Die damals so andersartigen Arbeiten gelten auch heute noch als außergewöhnliche Schöpfungen innerhalb der Farbfeldmalerei und der Op-Art. Sie haben auch mehr als 50 Jahre später nichts von ihrer Brillianz und Einzigartigkeit eingebüßt. Diese zeitlose Relevanz ist einer der Gründe, weshalb dem Oeuvre des Künstlers gerade in den letzten Jahren eine erhöhte internationale Wertschätzung zuteil wird. "Pity that this came when I was 90 and not when I was 40", kommentiert der Künstler seinen späten Ruhm vor einigen Jahren in einem Interview mit dem Zoo Magazine (zit. nach: New York Times Online, "Wojciech Fangor. Painter Who Emerged From Postwar Poland, Dies at 92"). Erst 2012 ehrt ihn das Nationalmuseum in Krakau mit einer groß angelegten, retrospektiven Ausstellung, 2014 rückt ihn der Schweizer Auktionator und Kunstsammler Simon de Pury mit der Einzelausstellung "Color, Light, Space" in London ins richtige Licht. 2018 erscheint mit "Color and Space" (Skira Verlag) die erste internationale Publikation zu den Arbeiten Wojciech Fangors. Seine faszinierenden Werke sind heute Teil zahlreicher internationaler Sammlungen, u. a. des Museum of Modern Art in New York und des San Francisco Museum of Modern Art. [CH]



233
Wojciech Fangor
B65, 1965.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 118.750

(inkl. Käuferaufgeld)