Auktion: 489 / Evening Sale am 07.06.2019 in München Lot 109


109
Alexej von Jawlensky
Abstrakter Kopf (Poesie des Morgens), 1931.
Öl auf Malkarton mit Leinenprägung
Schätzung:
€ 200.000
Ergebnis:
€ 312.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Abstrakter Kopf (Poesie des Morgens). 1931.
Öl auf Malkarton mit Leinenprägung.
Jawlensky/Pieroni-Jawlensky/Jawlensky 1371. Links unten monogrammiert und rechts unten datiert. Verso abermals signiert und datiert sowie nummeriert "N. 71". 43 x 33 cm (16,9 x 12,9 in).

• Aus Jawlenskys wichtiger Werkgruppe der großen "Abstrakten Köpfe".
• Von zartfarbigem, außergewöhnlich leuchtendem Kolorit.
• Wichtige Provenienzen
.

PROVENIENZ: Dr. Marga Stegmann, Dresden (November 1934 direkt vom Künstler erworben).
Dr. Hans Meyer-Benteli, Bern (vom Vorgenannten seit 1936).
Karl Ströher, Darmstadt (seit 1955).
Dr. Erika Pohl-Ströher, Schweiz (vom Vorgenannten seit 1977).
Privatsammlung Schweiz.

AUSSTELLUNG: Darmstadt, Hessisches Landesmuseum, Sammlung Karl Ströher, 2, 1965, Nr. 49 (mit Abb.).

LITERATUR: The artist’s Cahier Noir, 1931, gelistet als Nr. 71, S. 18.
Kunstkabinett R. N. Ketterer, Stuttgart, Auktion 30.11.-1.12.1955, Los 1269.
Erika Pohl, Ursula Ströher und Gerhard Pohl (Hrsg.), Karl Ströher, Sammler und Sammlung, Stuttgart 1982, Nr. 250, mit Abb. S. 286.
"Es war mir notwendig, eine Form für das Gesicht zu finden. Ich hatte verstanden, dass die große Kunst nur mit religiösem Gefühl gemalt werden soll. Und das konnte ich nur in das menschliche Antlitz bringen. Ich verstand, dass der Künstler durch Formen und Farben sagen muss, was in ihm Göttliches ist. Darum ist das Kunstwerk ein sichtbarer Gott und Kunst ist Sehnsucht zu Gott."
A. v. Jawlensky, zit. nach: Alexej von Jawlensky, Galerie Wittrock, 1986, S. 12.

In dieser eindrucksvollen, linearen Komposition schafft Jawlensky ein herausragendes Beispiel für die Komplexität und Vielschichtigkeit seiner Serie der "Abstrakten Köpfe", die als die Krönung seines Lebenswerks gelten. Er stellt dem Betrachter ein Gesicht gegenüber, das in der Reduktion auf die wesentlichen Elemente zum Archetypus, zum Zeichen für den Menschen an sich wird. In der Verweigerung des Tiefenraumes erzeugt er eine ätherische Wirkung, die den Gesichtszügen die Ausstrahlung überzeitlicher, gar übernatürlicher Ruhe verleiht. Dabei scheint der Untertitel unseres Werks, “Poesie des Morgens”, aus dessen zarter und doch leuchtender Farbigkeit geboren, die an die Farbharmonie eines neu erwachenden Tages erinnert. In der steten Wiederholung des gleichen Themas, der repetativen Konzentration auf Form und Farbe, der Versenkung in das menschliche Antlitz erforscht Jawlensky die Tiefe und Wesenheit des menschlichen Daseins. Sein Schaffensprozess ist vergleichbar mit dem von Paul Cézanne oder Giorgio Morandi, die sich ebenfalls auf eine sehr beschränkte Motivwahl und geometrische Formen konzentriert haben, um die Aussagefähigkeit von Farben in Kombination mit einer einfachen Form zu erforschen. Im Prinzip der Serie, der meditativen Verinnerlichung des immer gleichen Themas, versucht Jawlensky ein Bindeglied, eine visuelle Aussage über das Geheimnis des Lebens zu schaffen.



109
Alexej von Jawlensky
Abstrakter Kopf (Poesie des Morgens), 1931.
Öl auf Malkarton mit Leinenprägung
Schätzung:
€ 200.000
Ergebnis:
€ 312.500

(inkl. Käuferaufgeld)