Auktion: 468 / Klassische Moderne I am 09.06.2018 in München Lot 700


700
Hermann Max Pechstein
Blumenstillleben, 1913.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 150.000
Ergebnis:
€ 187.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Blumenstillleben. 1913.
Öl auf Leinwand.
Soika 1913/6. Rechts unten monogrammiert und datiert. 97,5 x 69,5 cm (38,3 x 27,3 in).
Auf der Rückseite des vorliegenden Gemäldes befand sich ursprünglich die Arbeit "Zwei Akte im Wald" (Soika 1912/30), welches 1984 auf eine neue Leinwand übertragen wurde.
Ein einzigartiges Stillleben mit Pfeife aus der wichtigsten Schaffensphase des Künstlers.

PROVENIENZ: Sammlung Bütsch, Gräfelfing/Bayern.
Privatsammlung Bayern (ca. 1968/69).
Kunsthaus Lempertz, Köln, 5. Dezember 1969, Kat.-Nr. 4867.
Selected Artists Galleries, New York (1970).
Galerie Thomas, München (bis 1975).
Hauswedell & Nolte, Hamburg, 7. Juni 1975, Kat.-Nr. 1426, mit Abb.
Serge Sabarsky Gallery, New York (um 1975).
Galerie Welz, Salzburg (um 1983).
Privatsammlung München (1984).
Sotheby´s, New York, Auktion 16. Mai 1984, Nr. 389a.
Privatsammlung USA (1984-2004).
Privatsammlung.

AUSSTELLUNG: Expressionists Major paintings, water colors, drawings and sculptures by 17 German Expressionists, Serge Sabarsky Gallery, New York 19.9.1972 bis Mai 1973, Kat.-Nr. 60, mit Abb.

"Hier in Berlin ist große Pechstein Affaire anläßlich seiner Ausstellung bei Gurlitt. Bald steht er als gekrönter Liebling der Berliner."
Ada Nolde, Februar 1913, zit. nach: Soika, Bd. I, S. 19.

Der Einfluss, den die Werke von Paul Cézanne auf die deutsche Kunst in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts hatten, ist weitaus bedeutender als allgemein angenommen. Auch Pechstein konnte sich ihm nicht entziehen. Sowohl in den formalen Aspekten als auch in der Koloristik ist das Vorbildhafte von Cézanne auch in diesem Stillleben nachvollziehbar. Die kompakten Formen, die hier mittels Farbe gestaltet werden, wie auch die Differenzierung innerhalb der Farbwerte deuten auf Cézanne'sche Vorbilder hin. Selbst bis in das Arrangement der Gegenstände im Bild - hier die berühmte Obstschale - sind noch die Vorbilder nachvollziehbar. Pechstein überführt diese in dem vorliegenden, im Jahr der Auflösung der Künstlergemeinschaft "Brücke" entstandenen und leuchtenden Stillleben souverän in seine expressionistische Bildsprache. Zudem nimmt gerade auch die reduzierte Auswahl der dargestellten Objekte, vor allem aber die Topfpflanze mit ihrem exzentrisch verzweigten Geäst, geradezu Elemente der Stillleben der Neuen Sachlichkeit vorweg, wie wir sie etwa später aus den berühmten neusachlichen Arrangements Alexander Kanoldts kennen. Und so verbindet Pechstein im vorliegenden Gemälde, das in einer der wichtigsten Schaffensphasen des Künstlers entstanden ist, malerische Valeurs von besonderer Art. Es lässt den malerischen Schwung spüren, der Pechsteins Malerei in diesen Jahren vor dem Ersten Weltkrieg beflügelt hat. Um so bedauerlicher ist es, dass zahlreiche der von Pechstein in den Jahren 1912 und 1913 geschaffenen Stillleben heute laut Soika als verschollen gelten, einige hingegen befinden sich in bedeutenden musealen Sammlungen, wie etwa der Österreichischen Galerie Belvedere, Wien, und der Kunsthalle Karlsruhe. [KD/JS]



700
Hermann Max Pechstein
Blumenstillleben, 1913.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 150.000
Ergebnis:
€ 187.500

(inkl. Käuferaufgeld)