Auktion: 410 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 07.12.2013 in München Lot 1240.10


1240.10
Antoni Tàpies
Marc negre, 1989.
Tusche
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 18.125

(inkl. Käuferaufgeld)
Marc negre. 1989.
Tusche, Beize und Bleistift.
Agusti 5799. Rechts unten signiert. Auf festem Velin (mit Wasserzeichen). 50 x 64,8 cm (19,6 x 25,5 in), blattgroß.

PROVENIENZ: Galerie Lelong, Paris.
Galerie Marika Marghescu, Hannover.

Antoni Tàpies beginnt nach anfänglichem Jurastudium 1946 autodidaktisch zu malen. Wesentliche Anregungen erhält er zunächst in Barcelona durch den Kreis junger Dichter, Literaten und Künstler um die unter seiner Mitwirkung 1948 gegründete avantgardistische Zeitschrift "Dau al Set". Die ersten Ausstellungserfolge in Barcelona verhelfen Tàpies 1950 zu einem Paris-Stipendium der französischen Regierung. Dort gerät er in das brodelnde intellektuelle Klima und kommt in Kontakt mit Künstlern der Art Informel wie Jean Fautrier und Jean Dubuffet, die aus den Wurzeln des Surrealismus eine völlig "andere" Kunst entstehen lassen. Auch Antoni Tàpies verdichtet die Materie seiner Bilder, mischt Sand und andere Materialien in die Ölfarbe, um raue, mauerartige Strukturen zu gewinnen, in die er ein karges Repertoire von Zeichen hineinkratzt und "armselige Materialien" einarbeitet. 1959 entstehen die ersten Lithografien. Ab den sechziger Jahren ist Antoni Tàpies international anerkannt, erhält zahlreiche Preise und Auszeichnungen und seine Arbeiten werden in wichtigen Ausstellungen wie der Biennale von Venedig und auf der documenta in Kassel gezeigt. Eine erste große Retrospektive veranstaltet 1980 das Museo Espanol de Arte Contemporáneo in Madrid. Seitdem wurde das Werk Tàpies' in zahlreichen Ausstellungen und Retrospektiven in ganz Europa geehrt.

"[..] Einzig und allein das tägliche Experiment und ein Zustand ständiger Wachsamkeit bringen manchmal das Wunder zustande: dann beginnt ein an und für sich stumpfes Material mit einer Ausdruckskraft zu sprechen, die man mit kaum etwas anderem vergleichen kann. Tritt das ein, hat der Künstler die Übereinstimmung von Inhalt und Form gefunden." (zit. nach: Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Hans Platschek, Antoni Tàpies, S. 3). Tàpies geht es nicht allein um die Beschaffenheit der Dinge, sondern um die Verfolgung der Realität mit bildnerischen Mitteln. So verändert er in der zweiten Generation des Informel die zufällig provozierten Kompositionen eines Jackson Pollock, in dem er sie in das Wechselspiel der Materialien einbindet. Tàpies verwendet insbesondere Malmittel mit pastosem Charakter, wie in unserer vorliegenden Arbeit Beize, und räumt ihnen ein "Mitspracherecht" bei der Gestaltung der Komposition ein.

Der späten "Arte Povera" verwandt, ist das Œuvre Tàpies' bis heute voller nicht leicht zu entschlüsselnder Zeichen und Kürzel, die auch esoterisch-magische Chiffren assoziieren lassen. Der weitgereiste und universell gebildete Künstler verwendet Elemente verschiedener Kulturkreise, doch ist er im Wesentlichen von seiner katalanischen Heimat angeregt, von den Erinnerungen an seine Kindheit, an die Graffiti der Mauern von Barcelona und die katalanische Tradition des organischen Ornaments. In seinen Schriften und Vorträgen wendet sich der politisch engagierte Tàpies gegen die einseitige Rationalität der kapitalistischen Gesellschaft wie auch gegen jede Art des Kulturdirigismus. [KP].




1240.10
Antoni Tàpies
Marc negre, 1989.
Tusche
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 18.125

(inkl. Käuferaufgeld)