Auktion: 419 / Klassische Moderne am 05.12.2014 in München Lot 350

 

350
Christian Rohlfs
Seerosen, 1925.
Wassertempera
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 25.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Seerosen. 1925.
Wassertempera.
Nicht bei Vogt. Rechts unten monogrammiert und datiert. Auf strukturiertem Büttenkarton. 51,5 x 71 cm (20,2 x 27,9 in), blattgroß. [KD].
Verso wohl von fremder Hand betitelt "Nr. 10 Mummeln" sowie nummeriert "25/65".
Kräftige Farbkontraste sind das hervorragende Merkmal dieser farbfrischen Tempera.
Mit einer Foto-Bestätigung des Christian Rohlfs Archiv, Hagen, vom 29. September 2014. Die Arbeit ist dort unter der Nummer "CRA 103/14" registriert.

PROVENIENZ: Wohl Sammlung Paul Schulenburg, Gera (verso mit handschriftlichem Vermerk).
Privatsammlung Norddeutschland.

Am 22. Dezember 1849 wird Christian Rohlfs in Niendorf in Holstein geboren. Während eines zweijährigen Krankenlagers von 1864-66 wird Rohlfs von dem Arzt Dr. Stolle betreut, der die malerische Begabung des Jungen entdeckt und fördert. In dieser Zeit entstehen die ersten Zeichnungen. Auf Anraten und Empfehlung Theodor Storms geht Rohlfs zunächst nach Berlin, dann 1870 an die Kunstakademie in Weimar, um Malerei zu studieren. Ein Beinleiden verschlimmert sich in den kommenden zwei Jahren derart, dass ihm 1873 ein Bein amputiert werden muss. Als Historien- und Genremaler findet Rohlfs die Anerkennung des Großherzogs von Sachsen-Weimar, der ihn jahrelang unterstützt. Seine unabhängige stilistische Entwicklung parallel zur Schule von Barbizon und zum französischen Impressionismus ist ab 1888 zu erkennen. Durch die Vermittlung Henry van de Veldes lernt Rohlfs den Gründer des Folkwang-Museums Karl Ernst Osthaus in Hagen/Westfalen kennen. Dieser überzeugt ihn, 1901 nach Hagen überzusiedeln, um eine von ihm geplante Malschule zu leiten - das Vorhaben scheitert jedoch. Während der Sommeraufenthalte in Soest lernt er 1905 Emil Nolde kennen. Der beginnende Expressionismus der "Brücke", dem im Folkwang-Museum frühe Ausstellungen gewidmet sind, entspricht Rohlfs' eigener Tendenz zu expressiver Gestaltung. Prägt nach der Akademiezeit der Impressionismus das Werk von Christian Rohlfs zwanzig Jahre lang, so findet er als Sechzigjähriger zu einem expressiven Spätstil. Bevorzugt verwendet er Tempera auf Leinwand und Papier, daneben entstehen Aquarelle und Druckgrafik.

Im Gegensatz zu den berühmten Seerosen von Claude Monet, die in farbverschmelzender Schönheit auf dem Wasser dahindämmern, schafft Christian Rohlfs mit seinen gelben Seerosen eine dichte Atmosphäre mit kräftigen farblichen Akzenten und in einer klar strukturierten Formensprache. Farbfelder teilen die Bildfläche, einzig verbunden durch die berühmten Auswaschungen, mit denen Rohlfs die strenge Farbstruktur bricht. Sie sind zugleich ordnendes Lineament in einer durch sie rhythmisierten Komposition. Trotzdem bleibt der Zauber dieser exotischen Blüten erhalten. Sie strecken sich senkrecht aus dem Dunkel des Wassers und entfalten ihre singuläre Schönheit in einem reinen Gelb, das als farbliche Dominante dieser Wassertempera ihren eigenen farbsinnlichen Reiz verleiht.

Zahlreiche Ehrungen belegen die Anerkennung, die seine späten Arbeiten finden. 1929 wird zum 80. Geburtstag des Künstlers das Christian-Rohlfs-Museum in Hagen gegründet. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wird Rohlfs 1937 aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen. 412 seiner Bilder entfernt man als "entartet" aus deutschen Museen, sein Ausschluss aus der Preußischen Akademie der Künste folgt. Ein Jahr später, am 8. Januar 1938 stirbt Christian Rohlfs in seinem Hagener Atelier. In die Kunstgeschichte geht er als einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Expressionismus ein.




350
Christian Rohlfs
Seerosen, 1925.
Wassertempera
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 25.000

(inkl. Käuferaufgeld)