Auktion: 410 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 07.12.2013 in München Lot 1250

 

1250
Georg Baselitz
Stillleben, 1976.
Monotypie
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 27.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Stillleben. 1976.
Monotypie.
Rechts unten signiert und datiert. Links unten nummeriert. Auf leichtem Velin. 61,1 x 43 cm (24 x 16,9 in), Blattgröße.
Blatt 9 aus einer Folge von 10 Monotypien.

Die vorliegende Arbeit ist im Archiv Georg Baselitz, München, verzeichnet. Wir danken dem Archiv für die freundliche Auskunft.

PROVENIENZ: Galerie Heiner Friedrich, München.
Sammlung Wolfgang Hahn, Köln.
Galerie Michael Haas, Berlin.
Privatsammlung Norddeutschland.

Georg Baselitz, mit bürgerlichem Namen Hans-Georg Kern, nennt sich als Künstler ab 1961 nach seinem Heimatort Baselitz. Nachdem er aufgrund von "gesellschaftspolitischer Unreife" von der Ost-Berliner Kunsthochschule verwiesen wird, wechselt er 1956 auf die Hochschule der Bildenden Künste in Berlin-Weißensee. 1957-1962 setzt Baselitz seine Ausbildung an der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin-Charlottenburg fort. Einer seiner Lehrer wird Hann Trier. In den frühen 1960er Jahren verfasst Baselitz mehrere künstlerische Manifeste und etabliert zusammen mit Künstlern wie Eugen Schönebeck oder Markus Lüpertz eine neue figurative Kunst mit expressiven Zügen. Mit seinen Arbeiten richtet sich Baselitz ganz bewusst gegen festgelegte Kategorien und Regelmäßigkeiten, seine unprätentiöse Malerei irritiert das gängige Kunstideal. Durch den Skandal um zwei seiner Gemälde, die von der Staatsanwaltschaft in Berlin beschlagnahmt werden, wird Baselitz 1963 schlagartig bekannt. Ab 1969 entstehen Gemälde mit auf dem Kopf stehenden Motiven, die zum "Markenzeichen" Baselitz' werden.

Erstaunlich ist dabei, wie es auch für das hier vorliegende Blatt gilt, dass sich die Bildmotive inhaltlich stets auf einer ganz alltäglichen Ebene bewegen. Baselitz erklärt dazu in einem Gespräch mit Carla Schulz-Hoffmann im Dezember 1975, kurze Zeit bevor die Stillleben-Monotypien entstehen: "Mit dieser Umkehrung der Motive ändert sich dann auch wirklich das, was darauf war. Es waren nicht mehr die außenseiterischen, an den Haaren herbeigezogenen Dinge, sondern [..] normale und für den Betrachter uninteressante Motive." (zit. nach: Carla Schulz-Hoffmann, Georg Baselitz - Versuch einer Analyse, in: Ausst.Kat. Georg Baselitz, Kunstverein Braunschweig 1981, S. 112). Es wird darüber hinaus deutlich, dass für Baselitz der Weg der "dinglosen" Malerei keine Option ist, denn wie er selbst beschreibt, war ihm "[..] die nebulöse Willkür der Theorie der gegenstandslosen Malerei immer verhaßt." (zit. ebd., S. 113). Dies weist den dargestellten Dingen eine wesentliche Bedeutung im Malprozess zu, gelten diese doch gleichsam als feststehende Größe, mit denen der Künstler arbeitet und ihnen die von ihm gewählte Bildform gibt. Akte, Adler und Stillleben sind für sich genommen zwar präsent, durch die gewaltige, drängende Baselitz'sche Bildsprache jedoch vollständig dem künstlerischen Impetus unterworfen.

Neben der hier angebotenen Arbeit aus der Serie der "Stillleben-Monotypien" entstehen im selben Jahr weitere wegweisende Werke, zu denen etwa die "Elke-Akte" gehören. 1977 wird Baselitz als Professor an die Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe berufen, 1983 bis 1988 lehrt er an der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin.
Seit Jahrzehnten prägt Georg Baselitz mit seiner energievollen Malerei die internationale Kunstszene. Seine Werke sind in den international wichtigsten Museen und Sammlungen präsent, unter anderem in der Fondation Beyeler in Basel, im Louisiana Museum of Modern Art in Humlebaek, im MUMOK Wien, in der Sammlung Essl in Klosterneuburg oder in der Londoner Tate Collection. [KP].




1250
Georg Baselitz
Stillleben, 1976.
Monotypie
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 27.500

(inkl. Käuferaufgeld)