Auktion: 410 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 07.12.2013 in München Lot 1211

 

1211
Serge Poliakoff
Abstrakte Komposition, 1944.
Kreide
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 16.250

(inkl. Käuferaufgeld)
Abstrakte Komposition. 1944.
Kreide und Gouache.
Poliakoff 44-18. Links unten in der Darstellung signiert und datiert. Auf bräunlichem Ingres-Bütten (mit Wasserzeichen). 48 x 63 cm (18,8 x 24,8 in), blattgroß.
Verso mit einer weiteren fast blattgroßen, in schwarzer Kreide ausgeführten Skizze, diese ebenfalls signiert.
Serge Poliakoffs Papierarbeiten aus den 1940er Jahren werden nur selten auf dem deutschen Auktionsmarkt angeboten.

PROVENIENZ: Privatsammlung Kopenhagen.

Der russische Maler Serge Poliakoff, am 8. Januar 1900 in Moskau geboren, gilt als wichtiger Vertreter der Nouvelle École de Paris. 1917 flieht er vor der Russischen Revolution nach Konstantinopel, gelangt 1923 nach Paris, wo er bis auf wenige Jahre sein Leben verbringt. Zuerst als Musiker den Lebensunterhalt verdienend, beginnt er gleichzeitig mit einem intensiven Studium der Malerei. Von 1929 an ist er an den Pariser Akademien Forchot und de la Grande Chaumière eingeschrieben, 1935 wechselt er für zwei Jahre an die Slade School of Art in London. Zunächst variiert er die akademischen Traditionen und bevorzugt gegenständliche Motive wie Akte, Häuser, Bäume u.ä.

In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre wendet sich Serge Poliakoff zunehmend von der gegenständlichen Kunst ab und macht den Schritt in die Abstraktion. In Auseinandersetzung mit Werken von Künstlern wie Kandinsky und Delaunay entwickelt Poliakoff bald eine sehr individuelle Form abstrakter Malerei, die bunte Farbflächen nebeneinanderstellt. Diesem Gestaltungsprinzip folgt auch das hier vorliegende zartfarbige Blatt, das in seinem Ausdruck überaus charakteristisch ist für die Bildsprache der Zeit, denn um die Mitte der 1940er Jahre lotet der Künstler die strukturelle Einheit von Linie und Farbe aus, die zu wirkmächtigen Kompositionen verschmilzt. Besonders eindrucksvoll ist die hier vorliegende Arbeit aufgrund der gleichsam organischen Anmutung der ineinandergreifenden abstrakten Formen, die dem Blatt Leben, Kraft, Wachstum und Stärke einschreibt.

Während in den 1940er Jahren die Farbflächenmalerei im graubraunen Kolorit bleibt, erweitert Poliakoff später dann, ab etwa 1950 seine Skala um leuchtende, gegeneinander abgesetzte Töne. In seinem Spätwerk reduziert Poliakoff die kräftige Polychromie auf erdfarbene Nuancen und zeigt eine Neigung zur monochromen Gestaltung. Poliakoffs Bilder werden in den 1950er und 1960er Jahren auf internationalen Ausstellungen präsentiert, nach der Einbürgerung in Frankreich 1962 erhält der Künstler einen eigenen Saal auf der Biennale von Venedig. In den späten Jahren entstehen eine Anzahl von Lithografien, denen Poliakoff sich insbesondere ab 1962 widmet, sowie Gemälde kleineren Formats, da der Künstler sich nach einem Herzinfarkt 1965 schonen muss. Am 12. Oktober 1969 stirbt Serge Poliakoff in Paris. [KP].




1211
Serge Poliakoff
Abstrakte Komposition, 1944.
Kreide
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 16.250

(inkl. Käuferaufgeld)