Auktion: 369 / Kunst nach 45/ Zeitgenössische Kunst am 12.06.2010 in München Lot 261

 
Johann Georg Müller - Soho / Die Schau


261
Johann Georg Müller
Soho / Die Schau, 1966.
Mischtechnik
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 67.100

(inkl. Käuferaufgeld)

Mischtechnik auf Leinwand
Scholzen/Roeber M X 6/5. Links unten signiert und datiert. Verso monogrammiert, zweifach datiert "67", betitelt "Soho" und bezeichnet "IIC+P". Auf dem Keilrahmen bezeichnet "Johann Georg Müller Koblenz 1966 Die Schau" und nochmals bezeichnet "Soho 67". 119 x 140 cm (46,8 x 55,1 in)
In Original-Künstlerrahmen.

PROVENIENZ: Privatsammlung Rheinland-Pfalz (direkt beim Künstler erworben).

AUSSTELLUNG: Johann Georg Müller. Ölgemälde und Temperabilder, Pfalzgalerie Kaiserslautern, 4.9.-4.10.1970, Nr. 28.

Johann Georg Müller wird 1913 als Sohn eines Industriearchitekten in Ludwigshafen geboren. Bereits während seiner Schulzeit beginnt er sich im Zeichnen ausbilden zu lassen: zunächst am Schreibtisch seines Vaters, wo er das konstruktive Zeichnen lernt und später in abendlichen Zeichenkursen an der Freien Akademie Mannheim. Nach dem Abitur am Realgymnasium absolviert Johann Georg Müller eine Zimmermanns-Lehre und schließt dieser das Studium des Bauingenieurwesens an. Dieses Studium bricht er nach kurzer Zeit ab und besucht weiter die Kurse Albert Henselmanns an der Freien Akademie Mannheim. Autodidaktisch setzt er sich mit den Werken Wilhelm Leibls und Hans Holbeins auseinander, die er in den Münchner Pinakotheken studiert und später als entscheidend für seine künstlerische Entwicklung bezeichnen wird. Ab 1937 ist Müller freischaffend tätig, erhält aber 1938 Ausstellungsverbot. Ein einjähriges Atelierstipendium bringt ihn 1950 nach Koblenz. Kurz nach dem Krieg konzentriert sich Müller auf die Druckgrafik, mit dem Umzug in das neue Atelier entstehen wieder mehr Gemälde. 1960 begibt sich Johann Georg Müller auf eine mehrmonatige Reise nach Kreta, die seinem künstlerischen Schaffen neue Impulse geben wird. Das mediterrane Farben- und Lichtspiel inspiriert zu seinen Pflanzenbildern, die neben den Maschinenbildern charakteristisch im Werk Johann Georg Müllers werden. Müller entwickelt einen Stil vom Gegenstand ausgehend, dessen Darstellung geprägt ist vom konstruktiven Zerlegen eines Holzschneiders und technischen Zeichners. Doch fließt in die klare Formensprache eine gewisse Expressivität ein und der teils architektonische Bildaufbau wird durch kontrastierende und stark schattierte Farben wesentlich unterstrichen.

Neben den Pflanzen- und Maschinenbildern ist ebenso die menschliche Gestalt Bildthema im Œuvre Johann Georg Müllers. Vertreten ist sie als Einzelfigur oder in Gruppen als stehende, nebeneinandergereihte, ineinanderverschlungene Figuren. Die hellen, leuchtenden Farben werden in den Vordergrund gestellt und bilden die plastische Schichtung der Körper im Raum, die sich eindringlich vom dunklen, wenig definierten Hintergrund absetzen. Das Motiv der vorliegenden Arbeit wird durch einen Besuch des Künstlers bei einem seiner Kinder in London inspiriert.

In den 1970er Jahren entstehen zahlreiche Arbeiten in diesem Stil. Er überträgt die biomorphe Formensprache der Pflanzenbilder auf sämtliche Bildthemen. In dieser Zeit erschließt sich Müller neue künstlerische Medien und beschäftigt sich mit der Schwarz-Weiß-Fotografie und dem Schmalspurfilm. Bis zu seinem Tod arbeitet Johann Georg Müller täglich acht Stunden in seinem Atelier. Am 20. Juni 1986 stirbt der Künstler in Koblenz. [SM].




261
Johann Georg Müller
Soho / Die Schau, 1966.
Mischtechnik
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 67.100

(inkl. Käuferaufgeld)