Auktion: 300 / Klassiker des XX.Jahrhunderts am 02.06.2006 Lot 102

 
Markus Lüpertz - Durchschnittene Baumstämme


102
Markus Lüpertz
Durchschnittene Baumstämme, 1969.
Öl
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 59.500

(inkl. Käuferaufgeld)

Durchschnittene Baumstämme. 1969.
Öl und bemalte Holzscheite auf Leinwand.
Rechts unten signiert. 100,5 x 95,5 cm ( 39,5 x 37,5 in).

PROVENIENZ: Privatsammlung Frankreich (direkt vom Künstler erworben).

Markus Lüpertz kommt im Alter von sieben Jahren mit seiner Familie nach Westdeutschland. Er studiert von 1956 bis 1963 an der Werkkunstschule Krefeld bei Laurens Goosens und an der Kunstakademie Düsseldorf. 1962 zieht Lüpertz nach West-Berlin, wo er zusammen mit Bernd Koberling und Karl Horst Hödicke die Selbsthilfegalerie "Großgörschen 35" gründet. Entgegen aller zeitgenössischer Tendenzen zur Abstraktion beginnt Lüpertz, Bilder mit einfachen gegenständlichen Inhalten zu malen. Seine betont expressiven Bilder bezeichnet er 1966 in einem Manifest als "dithyrambische Malerei", nach einem altgriechischen Kultlied auf den Gott der Fruchtbarkeit Dionysos.

Dieser literarische Begriff fungiert als Signet eines malerischen Universums, das der Künstler von einem alles beherrschenden, rauschhaften Rhythmus geprägt sieht. Als Sujet dienen ihm gleichmäßig strukturierte, banale Gegenstände - seien es Steppdecken, Spargelfelder, durchschnittene Baumstämme oder eben Holzscheite wie in dem vorliegenden Bild. Die für diese Arbeiten typisch reduzierte Inhaltlichkeit widerspricht der vordergründigen Abbildhaftigkeit. Kombiniert mit bildnerischer Strenge schafft Lüpertz zunächst eine befremdlich wirkende ungegenständliche Gegenständlichkeit. Nur ganz selten verwendet der Künstler - wie in unserem Werk - auch Objekte in seiner Malerei, die schließlich ganz aus sich selbst heraus wirken soll. Auch hier geht es um die Malerei. Die realen Gegenstände sind wie eine Leinwand bemalt, sie irritieren das Auge des Betrachters und steigern gleichzeitig die Wirkung der gemalten Gegenstände: Zwei- und Dreidimensionalität gehen eine spannungsvolle Symbiose ein. In spielerischer Art und Weise wird so das ganze Programm dieser Werkphase einmal durchdekliniert. "Ich will, daß das Bild so offen ist, daß der Betrachter die Thematik erfindet, um es ganz programmatisch zu sagen" (M. Lüpertz, in: Markus Lüpertz. Bilder 1970-1983, Ausst.Kat. Kestner-Gesellschaft, Hannover 1983, S. 97).

1970 erhält Lüpertz den Preis der Villa Romana und verbringt einen einjährigen Stipendienaufenthalt in Florenz. 1977 zeigt die Hamburger Kunsthalle einen ersten Überblick seines Werkes, gefolgt von der Kunsthalle Bern und dem Stedelijk Van Abbemuseum, Eindhoven. 1986 wird Markus Lüpertz an die Kunstakademie Düsseldorf berufen, die er seit 1988 als Rektor leitet. [KR]




102
Markus Lüpertz
Durchschnittene Baumstämme, 1969.
Öl
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 59.500

(inkl. Käuferaufgeld)