Auktion: 538 / 19th Century Art am 10.06.2023 in München Lot 637

 

637
Jean-Baptiste Armand Guillaumin
Jardin à Janville-sur-Juine, 1886.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 63.500

(inklusive Aufgeld)
Jardin à Janville-sur-Juine. 1886.
Öl auf Leinwand.
Links unten signiert. Verso auf der Leinwand mit französischem Zollstempel. Verso auf dem Keilrahmen mit alten Etiketten sowie handschriftlich nummeriert "7274". 60 x 73 cm (23,6 x 28,7 in).

• Guillaumin gehört mit Monet, Pissarro und Renoir zu den Begründern des Impressionismus.
• Aus der wichtigsten Werkphase des Künstlers auf dem Höhepunkt impressionistischer Malerei.
• 1886 ist Guillaumin bei der erfolgreichen Impressionisten-Schau Paul Durand-Ruels in New York vertreten, die die Bewegung international bekannt macht.
• Seine Werke befinden sich in den wichtigsten internationalen Sammlungen, darunter das Muséed’Orsay, Paris, das Metropolitan Museum of Art, New York und das Museo Nacional Thyssen-Bornemisza, Madrid
.

Mit einem Zertifikat des Comité Guillaumin (Stéphanie Chardeau-Botteri, Dominique Fabiani, Jacques de la Béraudière), Paris, die das Werk im Original begutachtet haben. Das Werk wird in den in Vorbereitung befindlichen zweiten Band des Catalogue raisonné aufgenommen.

PROVENIENZ: Privatsammlung Schweiz (vor ca. 20 Jahren aus Familienbesitz erhalten).

„Die wahren Revolutionäre der Form erscheinen mit Édouard Manet, mit den Impressionisten Claude Monet, Renoir, Pissarro, Guillaumin und noch anderen. Sie haben sich vorgenommen, das Atelier, in dem sich die Maler seit so vielen Jahrhunderten verkrochen haben, zu verlassen und im Freien zu malen - eine einfache Tatsache mit weitreichenden Folgen. Im Freien ist das Licht nicht mehr einheitlich, sondern es gibt viele verschiedene Effekte, die die Wirkung der Dinge radikal verändern und diversifizieren. Dieses Studium des Lichts in seinen tausend Zerlegungen und Neuzusammensetzungen ist das, was man mehr oder weniger korrekt als Impressionismus bezeichnet, denn ein Gemälde wird von nun an zum Eindruck eines Augenblicks vor der Natur. [..] Die Herren Pissarro, Sisley und Guillaumin folgen Herrn Claude Monet, den man nun im offiziellen Salon antrifft, und sie streben danach, die Umgebung von Paris unter dem wahren Licht der Sonne wiederzugeben, ohne vor den ungewöhnlichsten Farbeffekten zurückzuschrecken.“

Emile Zola, Le naturalisme au Salon II, in: Le Voltaire, Jg. 3, Nr. 715, 19 Juin 1880, S. 3.

Arman Guillaumin zählt zu den Impressionisten der ersten Stunde, die die Bezeichnung und das Programm dieser so bedeutenden Strömung im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts etablieren. An der privat und unabhängig geführten Académie Suisse trifft er auf Cézanne und Pissarro, mit denen er 1863 vom offiziellen Salon abgelehnt wird. Die Künstler stellen daraufhin im Salon des Refusés aus, ausgerufen von Napoléon III, nachdem die offizielle Jury mit ihren Entscheidungen in die Kritik geraten war. Manet präsentiert dort sein berühmtes „Frühstück im Grünen“ (Musée d’Orsay, Paris) und Neuerungen außerhalb des akademischen Kunstbetriebes nehmen so ihren Anfang. Mit Pissarro und Cézanne malt er zu Beginn der 1870er Jahre in Pointoise und Auvers, wo der Förderer Dr. Paul-Ferdinand Gachet ein Haus zur Verfügung gestellt hatte. Von größter Bedeutung ist die erste, 1874 von der Künstlergruppe Société anonyme des artistes peintres, sculpteurs et graveurs in den Räumlichkeiten des Fotografen Nadar in Paris organisierte Ausstellung: ausgehend von Monets Gemälde „Impression, soleil levant“ prägt der Kunstkritiker Léon Leroy den zunächst despektierlich verwendeten Begriff des Impressionismus. Guillaumin nimmt in der Folge an sechs der acht bis zuletzt 1886 organisierten Ausstellungen teil, zudem ist er im Salon des Indépendants, der belgischen Libre esthétique und später dem Salon d’Automne zu sehen. Im Pariser Zirkel der Avantgarde ist Guillaumin bestens vernetzt und übt seinen Einfluss auch auf die Generation der Neoimpressionisten wie Seurat und Signac aus, die von seinen ungewöhnlich farbintensiven Gemälden begeistert sind. Signac erwirbt einige seiner Gemälde, ebenso Gauguin. Vincent van Gogh, mit dem er seit 1887 bekannt ist, empfiehlt seine Werke seinem Bruder Theo, der für die Kunsthandlung Goupil & Cie. tätig ist; aus dessen Privatsammlung fanden einige Eingang in das Van Gogh Museum, Amsterdam. Guillaumin unterstützt den Galeristen Paul Durand-Ruel bei der Vorbereitung der großen Impressionisten-Schau in New York von 1886, bei der 42 Kisten mit 300 Werken verschifft werden. Neben Monet, Renoir, Sisley und Pissarro werden Guillaumins Ansichten von Damiette in einem der Säle mit Werken von Signac und Seurat präsentiert. Im selben Jahr erfolgt die letzte der Impressionisten-Ausstellungen, wo Guillaumins Gemälde, diesmal in der Nachbarschaft Gauguins, vor allem durch ihr Kolorit herausstechen. Die oft ins purpurviolette gehende Farbgebung und die lebhafte Faktur erscheinen den Kritikern als Kaleidoskop oder Feuerwerk. Die Motive, meist die Dörfer und Landschaften im Pariser Umland wie Damiette, Ivry-sur-Sein oder Charenton dienen zum Anlass einer Befreiung der Farbe und der Faktur. In den 1890er Jahren findet er neben Durand-Ruel Aufnahme bei den renommiertesten Pariser Galerien, darunter Goupil, Bernheim-Jeune und Druet, über die seine Werke die Aufmerksamkeit bedeutender Sammler in Europa, den USA und Russland auf sich ziehen, darunter u.a. Georges Viau, Paul Gachet oder Sergej Shtshukin. [KT]



637
Jean-Baptiste Armand Guillaumin
Jardin à Janville-sur-Juine, 1886.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 63.500

(inklusive Aufgeld)