Auktion: 540 / Evening Sale am 09.06.2023 in München Lot 55

 

55
Karin Kneffel
Ohne Titel, 2015.
Öl auf Leinwand
Schätzpreis: € 120.000 - 150.000
+
Ohne Titel. 2015.
Öl auf Leinwand.
Verso signiert und mit der Werknummer bezeichnet "2015/11". 180 x 150 cm (70,8 x 59 in).
[SM].
• Kneffel arbeitet hier wie Richter nach historischen Fotoaufnahmen und adaptiert diese malerisch.
• Die in dieser Bildserie künstlerisch rekonstruierte Sammlung Hermann Lange beinhaltete einige der wichtigsten Werke der Modernen Kunst.
• Die Künstlerin spielt mit Realität und Fiktion auf verschiedenen Bildebenen.
• Großformatiges Werk, in dem Kneffel in meisterhafter Illusion die Materialität der Farbe in Szene setzt.
• Das dargestellte Werk von Chagall befindet sich im Städel - die Frankfurter Hängung wird hier von Kneffel korrigiert, sie gibt das Gemälde wie historisch gesehen andersherum wieder
.

Auf der offiziellen Website der Künstlerin aufgeführt.

PROVENIENZ: Galerie Friese, Berlin.
Privatsammlung Rheinland (2018 vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Karin Kneffel. Still, Kunsthalle Bremen, 22.6.-29.9.2019; Museum Frieder Burda, Baden-Baden, 12.10.-8.3.2020, S. 141.
Karin Kneffel. Im Bild, Franz Marc Museum, Kochel am See, 29.5.-3.10.2022, S. 83.

Aufrufzeit: 09.06.2023 - ca. 18.48 h +/- 20 Min.

Die Arbeiten von Karin Kneffel zeichnen sich neben ihrer technischen Meisterschaft durch ihre Vielschichtigkeit der Erzählebenen aus. In ihren Werken überlagern sich Zeit und Raum. In den Kompositionen finden sich Verweise auf die Kunst- und Architekturgeschichte, die sie zu komplexen Bildgefügen, geprägt vom Wechselspiel von Realität und Illusion, Vergangenheit und Gegenwart sowie Gegenständlichkeit und Verfremdung, verbindet. Karin Kneffel widmet sich in einem Werkzyklus, zu dem auch das hier angebotene Werk gehört, der umfangreichen Sammlung Lange, Krefeld. Die Sammlung des Seidenfabrikanten Hermann Lange (1874–1942) und seiner Frau Mary (1875–1964) wird hauptsächlich in den 1920er Jahren zusammengetragen und beinhaltet Werke von höchstem Rang. Einige wichtige Werke von Ernst Ludwig Kirchner, Marc Chagall und Franz Marc, um nur ein paar zu nennen, sind bekannt und heute in Sammlungen wichtiger Museen zu sehen. Sie spiegeln aber nur einen kleinen Teil dieser bedeutenden Sammlung wider. Heute geht man davon aus, dass um die 300 Gemälde und Skulpturen sowie Grafikwerke dazugehörten. Präsentiert war die Sammlung in einem von Mies van der Rohe entworfenen Privathaus für die Familie Lange. Eine Rekonstruktion der Sammlung ermöglichen Schwarz-Weiß-Fotografien, die erst 2005 im Nachlass des Mies-Schülers Eduard Ludwig auftauchten. Diese Fotos wurden Grundlage einer ganzen Folge von Werken, in denen Karin Kneffel die Kunstsammlung Lange künstlerisch rekonstruiert. Ausschnitthaft in der faszinierenden Technik der Grisaille und in einer gewissen Unschärfe gibt sie in der vorliegenden Komposition die Raumsituation des Esszimmers der Familie Lange wieder. Im Mittelpunkt steht die nachempfundene Komposition "Der heilige Droschkenkutscher" von Marc Chagall. Weil Kneffel das Werk von Chagall nur von der schwarz-weißen Fotografie kennt, gibt sie dieses auch nur so wieder. Bis sie sich auf die Suche macht, um so viele Werke der Sammlung Lange wie möglich im Original zu studieren. Ihre Recherche dokumentiert sie wiederum auf Leinwand, es entsteht eine Reihe von Gemälden, auf denen die gesuchten Kunstwerke mit dicken roten Pinselstrichen auf der gemalten Fotovorlage eingerahmt oder durchgestrichen sind. In ihrer so faszinierenden hyperrealistischen Malweise schafft sie es, die dick auf dem Foto aufgetragene Farbe plastisch aus der Leinwand heraustreten zu lassen. Das Werk "Der heilige Droschkenkutscher" von Marc Chagall findet Kneffel in Frankfurt. Das persönlich kennengelernte Gemälde hält sie in seiner musealen Umgebung fest. Ein interessantes Detail ist, dass sie die Frankfurter Hängung korrigiert, im Museum hängt der Heilige auf dem Kopf. In der vorliegenden Komposition dreht sie das Werk so, wie es die historische Vorlage verlangt. Seitdem die Künstlerin die Werke im Original in Augenschein nehmen konnte, erhalten alle Gemälde ihre Farbigkeit, sie tauchen von der fotografisch festgehaltenen Erinnerung in die Jetztzeit auf. Und so dokumentiert die Werkserie sich selbst. Schicht für Schicht nimmt sie die Schleier der Vergangenheit ab und der Weg der Erkenntnis wird visualisiert. [SM]



 

Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung zu Karin Kneffel "Ohne Titel"
Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten, Folgerechtsvergütung fällt an.

Berechnung bei Differenzbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 32 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 27 % berechnet und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 22 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Das Aufgeld enthält die Umsatzsteuer, diese wird jedoch nicht ausgewiesen.

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Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 21 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 15 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf die Summe von Zuschlag und Aufgeld wird die gesetzliche Umsatzsteuer, derzeit 19 %, erhoben. Als Ausnahme hiervon wird bei gedruckten Büchern der ermäßigte Umsatzsteuersatz von derzeit 7 % hinzugerechnet.

Wir bitten um schriftliche Mitteilung vor Rechnungsstellung, sollten Sie Regelbesteuerung wünschen.

Berechnung der Folgerechtsvergütung:
Für Werke lebender Künstler oder von Künstlern, die vor weniger als 70 Jahren verstorben sind, fällt gemäß § 26 UrhG eine Folgerechtsvergütung in folgender Höhe an:
4% des Zuschlags ab 400,00 Euro bis zu 50.000 Euro,
weitere 3 % Prozent für den Teil des Zuschlags von 50.000,01 bis 200.000 Euro,
weitere 1 % für den Teil des Zuschlags von 200.000,01 bis 350.000 Euro,
weitere 0,5 Prozent für den Teil des Zuschlags von 350.000,01 bis 500.000 Euro und
weitere 0,25 Prozent für den Teil Zuschlags über 500.000 Euro.
Der Gesamtbetrag der Folgerechtsvergütung aus einer Weiterveräußerung beträgt höchstens 12.500 Euro.

Die Folgerechtsvergütung ist umsatzsteuerfrei.