Auktion: 534 / Contemporary Art Day Sale am 09.12.2022 in München Lot 204

 

204
Lynda Benglis
To Be (B), 1992.
Keramik, teils glasiert
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 40.000

(inklusive Aufgeld)
To Be (B). 1992.
Keramik, teils glasiert.
1992. 38 x 40 x 33,5 cm (14,9 x 15,7 x 13,1 in).

• Unikat.
• Lynda Benglis arbeitet in ihren Werken an der Auflösung der Grenze zwischen Malerei und Plastik.
• In ihren provokativen und oft ironischen Werken spielen Erotik und Feminismus eine große Rolle.
• Mit ihrer 1974 im artforum geschalteten Anzeige, die sie selbst in ironisch-männlicher Pose, einen Dildo vor sich haltend, zeigt gilt sie fortan als Ikone feministischer Aktionskunst.
• Nach zahlreichen Ausstellungen in den USA widmet ihr 2009 das Van Abbemuseum, Eindhoven, eine große Solo-Ausstellung.
• 2010 bespielt sie den britischen Pavillon auf der Biennale in Venedig.
• Ihre Werke befinden sich u. a. im Museum of Modern Art, New York, in der National Gallery of Art, Washington D.C., dem Art Institute, Chicago, und dem Museum der Moderne, Salzburg
.

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland.

"I'm interested in the gestalt"
Lynda Benglis, in: Artforum 15.11.2009 Lynda Benglis, zit. nach: Lauren O’Neill-Butler, Interview Lynda Benglis, 15.11.2009, in: artforum.com.

Bekannt geworden ist die 1941 in Lake Charles geborene Künstlerin in den frühen 1960er Jahren durch ihre Latex-Skulpturen (z. B. "Contraband", Whitney Museum of American Art, New York) und "fallen paintings", für die sie mit Pigmenten versetztes Latex direkt auf den Boden schüttet. Farbe wird bei Lynda Benglis so zur Bild-Skulptur und damit definierte sie den Begriff Malerei neu. Es ist zugleich ein folgenreiches, konträres Statement zu den Positionen der männerdominierten Welt der abstrakten Expressionisten. Nicht zuletzt aus diesem Grund wird Lynda Benglis als wegweisende feministische Künstlerin gelistet.
Mit ihren Skulpturen setzt Lynda Benglis sich mit der Morphologie der Texturen auseinander. So bildet die Oberfläche von "To BE (B)" in ihrem Wechsel von glänzend und matt, von glatt und rau einen großen Spannungsbogen. Die Verschiedenheit der Oberflächen entwickelt sich mühelos aus dem Innersten des Materials. Die ursprünglichen Eigenschaften des Werkstoffes (hier Ton) werden demontiert und erlangen Eigenständigkeit in ihrer neuen, befreiten Form. Denn Lynda Benglis erlaubt dem Material zu fließen, nachzugeben und zu sinken, sie versucht nicht das Material zu überlisten oder zu dominieren. Es ist der Prozess der Herstellung, welcher die Form diktiert. Diese Auffassung, die Lynda Benglis selbst als "frozen gesture" bezeichnet, ist auch in unserem Werk klar erkennbar.
Will man die vorliegende Skulpur in einen kunsthistorischen Kontext setzen, drängt sich die Assoziation mit dem Bild "Geburt der Venus" von Botticelli auf. Doch ist zunächst sicherlich ihre persönliche Erfahrung ein wesentlicher Ideengeber. So berichtet Lynda Benglis in einem Interview im Artforum (15. November 2009), dass sie eine begeisterte Taucherin sei und fasziniert von Unterwasserformationen, den Veränderungen des Lichts im Wasser, der Dunkelheit und den Pflanzen. Auch bei "To Be (B)" mag in diesen Erfahrungen die Inspirationsquelle liegen.
Ein Hummer schaut aus einer Höhle, die in der Form einer Vulva aus schwingendem Seegras gleicht.
Mit ihrer konsequenten, kritischen Hinterfragung gängiger Darstellungsschemen setzt Lynda Benglis mit ihrem hochgeschätzten Werk bis heute einen starken Akzent und wirkt nachhaltig auf nachfolgende Künstler:innen-Generationen. Letztlich sind Arbeiten wie z. B. die von Katharina Grosse nicht ohne ihr Vorbild denkbar. [EH]



204
Lynda Benglis
To Be (B), 1992.
Keramik, teils glasiert
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 40.000

(inklusive Aufgeld)