Auktion: 527 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 11.06.2022 in München Lot 313

 

313
Heinrich von Zügel
Kühe und Schafe an der Tränke, Um 1880.
Öl auf Holz
Schätzung:
€ 4.000
Ergebnis:
€ 5.375

(inklusive Aufgeld)
Kühe und Schafe an der Tränke. Um 1880.
Öl auf Holz.
Rechts unten signiert und ortsbezeichnet "Münch.". 26,5 x 42 cm (10,4 x 16,5 in).

Wir danken Yana Slavova, Abraham Adelsberger Art Research Project (AAARP), FU Berlin, für die freundliche wissenschaftliche Beratung.

PROVENIENZ: Sammlung Delcroise/Delcroix, München (1917).
Sammlung Abraham Adelsberger/Isay, Nürnberg (spätestens 1925 - mindestens November 1933).
Privatbesitz Deutschland
Gütliche Einigung des Vorgenannten mit den Erben nach Abraham Adelsberger (2022).
Das Werk ist frei von Restitutionsansprüchen.

LITERATUR: Hugo Helbing, München, Münchener Privatbesitz, Auktion 28.4.1917, Los 136 (m. Abb. Tafel XIV), aus der Sammlung Delcroise.
Hugo Helbing, München, Sammlung A. Adelsberger, Nürnberg, Auktion 8.10.1930, Los 196 (m. Abb. Tafel 6).
Hugo Helbing, München, Ölgemälde und Handzeichnungen des XIX. und XX. Jahrh.: aus dem Nachlasse Universitätsprofessor Dr. Karl Schlösser, Allgauhaus bei Schaftlach und anderem Besitze, Auktion 14. November 1931, Los 199 (mit Abb. Tafel 9).

"Was uns Meister Zügel mit seinen beiden Werken 'An der Tränke' und 'Schafmarkt' [..] gibt, kann nur durch das kundige Auge des Kunstfreundes gewürdigt werden; Offenbarungen des Meisters Können sind es."

Adolf Alt zu unserem Werk im Vorwort des Kataloges von Hugo Helbing, 1930

Zügels eindrucksvolles und charakteristisches Gemälde stammt aus der bedeutenden Sammlung des Nürnberger Spielwarenfabrikanten Abraham Adelsberger (1863-1940), deren Schicksal bis heute nicht vollständig aufgeklärt werden konnte. Seit 2019 befasst sich das an der FU Berlin angesiedelte "Abraham Adelsberger Art Research Project" (AAARP) mit der Rekonstruktion und Verlustgeschichte der Sammlung, die durch komplexe Kredittransaktionen geprägt ist.
Wie viele andere von der Weltwirtschaftskrise betroffen, ist Adelsberger bereits ab dem Ende der 1920er Jahre gezwungen, Kredite aufzunehmen, um sein Unternehmen weiterführen zu können. Seine Kunstsammlung nutzt er dabei immer wieder als Sicherheit. Auch Zügels Gemälde setzt Adelsberger wohl bereits 1930 und erneut Ende 1932 als Sicherheitsübereignung ein. Doch nun ist es längst nicht mehr nur die Wirtschaftskrise, die das Leben von Abraham Adelsberger beeinträchtigt. Der zunehmende Antisemitismus erschwert insbesondere seit 1933 seine berufliche Situation massiv. Abraham Adelsberger ist es aufgrund seiner Verfolgung durch die Nationalsozialisten nun kaum mehr möglich, die als Sicherheit gegebenen Kunstwerke wieder auszulösen.
Unklar bleibt, was mit dem Gemälde von Zügel geschieht, das im November 1933 zuletzt bei Adelsberger nachweisbar ist. Sicher ist nur eines: Das Bild geht ihm während der NS-Zeit verloren. 2022 erfolgt eine gütliche Einigung der Erben nach Abraham Adelsberger mit dem privaten Eigentümer des Gemäldes. So kommt die bewegte Geschichte dieses Bildes zu einem guten Ende, und das stimmungsvolle Werk kann heute frei von Restitutionsansprüchen angeboten werden. [AT]



313
Heinrich von Zügel
Kühe und Schafe an der Tränke, Um 1880.
Öl auf Holz
Schätzung:
€ 4.000
Ergebnis:
€ 5.375

(inklusive Aufgeld)