Auktion: 528 / Klassische Moderne am 11.06.2022 in München Lot 414

 

414
Christian Rohlfs
Soest, Um 1916.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 37.500

(inklusive Aufgeld)
Soest. Um 1916.
Öl auf Leinwand.
Vogt 570. 81 x 101 cm (31,8 x 39,7 in).
[AM/AR].
• Die Stadt Soest und ihre Bauten sind für Rohlfs ohne Zweifel von großer Bedeutung, immer wieder stellt er sie in seinen Werken dar
• Als Silhouette angedeutet und eingerahmt von üppiger Natur, rückt er sie auch hier unter dem expressiven Gelb des Himmels ins Zentrum der Darstellung
• Seine Werke sind unter anderem im Museum of Modern Art und im Metropolitan Museum of Art in New York, im Städel Museum in Frankfurt am Main und in der Pinakothek der Moderne in München vertreten
• Eine Auswahl seiner Werke wurde 1955 posthum auf der ersten documenta in Kassel ausgestellt
.

PROVENIENZ: Ch. Dexel.
Galerie Klihm, München (mindestens 1960-1964).
Privatsammlung Norddeutschland.

AUSSTELLUNG: Christian Rohlfs, Kunsthalle Düsseldorf, 1960, Kat.-Nr. 48 (m. Abb.).
L'Espressionismo, Palazzo Strozzi, Florenz 1964, Kat.-Nr. 501.

LITERATUR: Kunstblätter der Galerie Nierendorf, Nr. 17, Berlin 1969, Kat.-Nr. 10 (m. Abb. S. 10).

"Aus der Erinnerung geschaffen, gehören diese Leinwände sicher zu den schönsten Werken bis gegen 1920."

Paul Vogt über die Soester Bilder, in: Ausst.-Kat. Christian Rohlfs, Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München/Von der Heydt-Museum, Wuppertal 1996, S. 21.

Die große Bedeutung der Stadt Soest für das Leben und Werk von Christian Rohlfs ist vielfach belegt und lässt sich auch heute noch an seinen Werken ablesen. Obwohl der Künstler nur zwei Sommer, 1905 und 1906, in Soest verbringt, fasziniert ihn die Stadt so sehr, dass er sie später aus der Erinnerung heraus immer wieder malt. Insbesondere die gut erhaltenen Fachwerkhäuser und Türme der mittelalterlichen Stadt sollten in den folgenden Jahren immer wieder Eingang in seine Gemälde, Aquarelle und Gouachen finden. Auch das hier vorliegende Werk, entstanden um 1916, lässt sich dieser bedeutenden Werkgruppe zuordnen und muss ebenfalls aus der Erinnerung entstanden sein. Als Silhouette angedeutet und eingerahmt von üppiger Natur, rückt Christian Rohlfs die Stadt unter dem expressiven Gelb des Himmels ins Zentrum der Darstellung. Deutlich lässt sich hier der enorme Entwicklungsschritt erkennen, den seine Malerei seit dem Fortgang aus Weimar innerhalb kurzer Zeit vollzogen hat. Ganz im Sinne des Expressionismus sucht der Künstler nun nicht mehr wiederzugeben, was er sieht, sondern was er fühlt. Farbe und Form beschreiben nicht mehr, sondern besitzen Eigenwert. Den strahlenden Gelbtönen des Himmels setzt er in eindrücklichem Kontrast das dunkle Grün und Braun des Vordergrunds entgegen. Komposition und Farbgestaltung machen unser Gemälde zu einer der außergewöhnlichsten Arbeiten, die der Künstler zum Thema "Soest" geschaffen hat. 1984 widmete die Stadt dem Künstler eine eigene Ausstellung. Im Vorwort des Katalogs schreibt Paul Vogt, Werkverzeichnisverfasser seiner Gemälde: „Es geht einmal mehr darum, aufzuzeigen, daß ein Künstler seiner Generation auch heute noch kraft seines Stils mit tausendfach gemalten Themen […] aktuell und gegenwärtig sein kann, dank einer Malerei, die […] weder stofflicher noch formaler Auffälligkeiten bedarf, um über die Zeit hinaus zu wirken – reif, weise und zutiefst beglückend.“ (Paul Vogt, in: Wilfried Uttermann (Hrsg.), Christian Rohlfs – und die Stadt Soest in seinem Werk, Dortmund 1984). [AR]



414
Christian Rohlfs
Soest, Um 1916.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 37.500

(inklusive Aufgeld)