Auktion: 529 / Kunst nach 1945 / Contemporary Art am 10.06.2022 in München Lot 174

 

174
Steven Parrino
Fink Heavy, 1997.
Mischtechnik auf Leinwand, auf Holz aufgespannt
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 81.250

(inklusive Aufgeld)
Fink Heavy. 1997.
Mischtechnik auf Leinwand, auf Holz aufgespannt.
Verso auf dem Holz signiert, datiert, betitelt und mit Richtungspfeilen bezeichnet. An der rechten Kante mit dem gestempelten Namen des Künstlers sowie erneut datiert. 61 x 61 x 4 cm (24 x 24 x 1,5 in).

• Eingeschnittene oder auch gefaltete, mit monochromen Farben bemalte Leinwände sind charakteristisch für Steven Parrinos Auffassung von Malerei
Fink Heavy ist der Name einer Schriftart, entworfen von Ed "Big Daddy" Roth, der neben Russ Meyer großen Einfluss auf das Schaffen des Künstlers hatte
• Die Gagosian Gallery in New York hat den früh verstorbenen Künstler in ihre Reihen aufgenommen und ihm posthum zu großer Aufmerksamkeit verholfen, bis 28. Mai 2022 zeigt die Galerie seine Arbeiten in einer Einzelausstellung in Paris
• Bereits kurz nach seinem Tod wurden Steven Parrino zwei umfassende Museumsretrospektiven gewidmet: 2006 im Musée d'art moderne et contemporain in Genf sowie 2007 im Palais de Tokyo in Paris
.

PROVENIENZ: Privatsammlung Nordrhein-Westfalen.


"When I started making paintings, the word on painting was PAINTING IS DEAD. I saw this as an interesting place for painting .. death can be refreshing .."

Steven Parrino, The No Texts, 2003, S. 43.

Jerry Saltz, einer der wichtigsten amerikanischen Kunstkritiker der Gegenwart, besucht im Jahr 2007 eine Ausstellung des zwei Jahre zuvor verstorbenen Künstlers Steven Parrino in der Gagosian Gallery in New York. Gezeigt wurde eine Auswahl von Werken aus unterschiedlichen Schaffenszeiten. Zeichnungen aus den frühen Jahren, genauso wie seine sogenannten „misshaped canvases“ – eingeschnittene, gefaltete oder von den Rahmen gerissene Leinwände, bemalt in den immer gleichen Farben Blau, Silber, Schwarz, Rot oder Orange. Im Anschluss veröffentlicht Jerry Saltz im New York Magazine einen Artikel mit dem Titel „The Wild One“. Darin schreibt er: „He vividly demonstrates that no matter what you do to a canvas – slash, gouge, twist or mutilate it – you can’t actually kill it. Painting lives, and so, for the moment, does Parrino’s work.“ (Jerry Saltz, The Wild One, New York Magazine, 2007). Damit bringt er auf den Punkt, was für das Verständnis von Steven Parrinos Arbeiten so grundlegend ist, denn seine Kunst ist zuallererst in der Malerei verankert. Vergleiche zu den eingeschnittenen Leinwänden von Lucio Fontana oder den gefalteten Gemälden von Piero Manzoni liegen ebenso nahe wie Einflüsse aus dem Schaffen von Donald Judd oder Frank Stella. Seine Werke reihen sich ein in eine Strömung des 20. Jahrhunderts, die sich mit der Frage nach den Grenzen des Bildträgers in der Malerei auseinandersetzt, nach einer neuen Bedeutung dieses so traditionsreichen Mediums sucht und dabei auf die ein oder andere Weise nach mehr Dreidimensionalität strebt.

Ein Aspekt, der Steven Parrinos Arbeiten dabei von anderen künstlerischen Positionen unterscheidet, sind seine Vorbilder aus der amerikanischen Punk-, Pop- und Subkultur, die sich immer wieder an den Titeln seiner Arbeiten ablesen lassen. „Fink Heavy“ etwa ist eine von Ed „Big Daddy“ Roth entwickelte Schriftart. Er gilt als Erfinder von „Rat Fink“, einem Antihelden zu „Mickey Mouse“ und wurde als Mitbegründer der Kustom Kulture bekannt. Neben Russ Meyer gehört er zu den großen Vorbildern von Steven Parrino, der selbst immer wieder als enthusiastischer Motorradfahrer in obligatorischer Lederjacke beschrieben wird. Auch Musik, insbesondere Punk und Rock, hatten großen Einfluss auf den Künstler. Die Liste an Vorbildern ließe sich noch weiterführen, obwohl sie in den reduzierten Arbeiten des Künstlers nur selten direkt erkennbar sind. Es gelingt ihm die Einflüsse, die er selbst immer wieder in Interviews benennt, in seine eigene, künstlerische Sprache und seine unkonventionelle Auffassung von Malerei zu übersetzen. Oder wie es eine Publikation der Skarstedt Galerie so treffend formuliert: „With an uncompromisingly nihilist attitude, Parrino in many ways mirrored the rebellions of the American punk music scene and subcultures, translating that chaotic spirit in his work.“ (vgl. Steven Parrino. Paintings and Drawings 1986-2003, online: https://www.skarstedt.com/publications/steven-parrino). [AR]



174
Steven Parrino
Fink Heavy, 1997.
Mischtechnik auf Leinwand, auf Holz aufgespannt
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 81.250

(inklusive Aufgeld)