Auktion: 530 / Evening Sale / Sammlung Hermann Gerlinger am 10.06.2022 in München Lot 11

 

11
Ernst Ludwig Kirchner
Moritzburger Teiche, 1909.
Pastell
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 47.500

(inklusive Aufgeld)
Moritzburger Teiche. 1909.
Pastell.
Rechts unten signiert und vordatiert "07". Auf Karton. 34,5 x 43,2 cm (13,5 x 17 in), Blattgröße.
Verso mit schwarzer Kreidezeichnung zweier weiblicher Akte mit afrikanischem Hocker im Atelier, um 1907. [CH].

• Beidseitig bemaltes Blatt: verso mit einer feinen Skizze zweier weiblicher Akte.
• Im Zuge der Aufenthalte der "Brücke"-Künstler an den Moritzburger Seen (1909-1911) entstehen besonders innovative, ausdrucksstarke und für den Expressionismus richtungsweisende Arbeiten.
• Die farbkräftige Landschaftsszene von den Moritzburger Teichen enthält in ihrem flächigen, abstrakt-ornamentalen Formenspiel noch die Anklänge an den für Kirchner prägenden Jugend- und Reformstil.
• Das Dresdener Atelier ist in diesen Jahren nicht nur Lebens- und Arbeitsraum der "Brücke"-Künstler, sondern auch Treffpunkt weiblicher Amateurmodelle
.

Das vorliegende Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach/Bern, dokumentiert.

PROVENIENZ:
Berthold Müller-Oerlinghausen, Kressbronn (1959).
Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (mit dem Sammlerstempel Lugt 6032, seit 1968: Karl und Faber, 6./7.6.1968).

AUSSTELLUNG:
Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum Schloss Gottorf, Schleswig (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 1995-2001).
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2001-2017).
Im Rhythmus der Natur - Landschaftsmalerei der "Brücke". Meisterwerke der Sammlung Hermann Gerlinger, Städtische Galerie, Ravensburg, 28.10.2006-28.1.2007 (m. Abb.).
Expressiv! Die Künstler der Brücke. Die Sammlung Hermann Gerlinger, Albertina, Wien, 1.6.-26.8.2007, Kat.-Nr. 131 (m. Abb., S. 214).
Der Blick auf Fränzi und Marcella. Zwei Modelle der "Brücke"-Künstler Heckel, Kirchner, Pechstein, Sprengel Museum, Hannover, 29.8.2010-9.1.2011; Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, Halle (Saale), 6.2.-1.5.2011, Kat.-Nr. 79 (m. Farbabb., S. 47).
Buchheim Museum, Bernried (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2017-2022).

LITERATUR:
Stuttgarter Kunstkabinett, Stuttgart, 33. Auktion, 29./30.5.1959, Los 380 (m. dem Titel "Elbe-Landschaft bei Dresden", unverkauft).
Karl und Faber, München, 113. Auktion, 6./7.6.1968, Los 944.
Heinz Spielmann (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Sammlung Hermann Gerlinger, Stuttgart 1995, S. 144, SHG-Nr. 128 (m. Abb.).
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, S. 303, SHG-Nr. 687 (m. Abb.).

Das klassische Motiv der Badenden wird zu einer der unbekümmerten künstlerischen Positionen der "Brücke"-Künstler. Erich Heckel und Ernst Ludwig Kirchner reisen im Sommer 1909 mit Modellen erstmals an die Teiche nahe dem kurz vor Dresden gelegenen Ort Moritzburg; bis 1911 entsteht dort eine große Anzahl an Zeichnungen, Aquarellen und nach Rückkehr in die Ateliers Grafiken und Gemälden, die Frauen, Männer und Kinder an den Seen beim Baden und Spielen zeigen. Die Kenntnis von Paul Cézannes intensiver, bisweilen statisch wirkender Auseinandersetzung mit diesem Thema ist für die "Brücke"-Künstler vorauszusetzen. Dies wird jedoch von den Dresdner Malern in spielerische wie sorglose Szenerien übertragen. Mit dieser farbigen Kreidezeichnung erfasst Kirchner den Genius Loci, die leicht hügelige, liebliche Landschaft um die Moritzburger Teiche, die es bei den zeitlich nachfolgenden Szenen mit den Modellen als Kulisse mitzudenken gilt. Sie unterstützt für das gemeinsame Baden und Spielen von Malern und Modellen die Vorstellungen einer idealen Lebensform in einem poetischen Raum wie in Arkadien, ein friedliches und lustvolles Zusammenleben der kleinen Kommune im Einklang mit der Natur, dessen Vorbilder die Künstler in den reizvollen Südseebildern Paul Gauguins entdeckt haben. [MvL]



11
Ernst Ludwig Kirchner
Moritzburger Teiche, 1909.
Pastell
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 47.500

(inklusive Aufgeld)