Auktion: 530 / Evening Sale / Sammlung Hermann Gerlinger am 10.06.2022 in München Lot 1

 

1
Ernst Ludwig Kirchner
Badender Junge, 1904.
Holzschnitt
Schätzung:
€ 4.000
Ergebnis:
€ 9.375

(inklusive Aufgeld)
Badender Junge. 1904.
Holzschnitt.
Gerken 11. Dube H 21. Schiefler H. 3. Signiert und bezeichnet "Handdruck". Verso mit dem Nachlassstempel des Kunstmuseums Basel (Lugt 1570 b) und dem Stempel "unverkäuflich". Auf bräunlichem Bütten. 20 x 14 cm (7,8 x 5,5 in). Papier: 25,5 x 22,2 cm (10 x 8,7 in).
[SM].

• Eines von drei bisher bekannten Exemplaren.
• Erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten.
• Im Jahr vor der Gründung der KG "Brücke" entstanden, zeigt der Holzschnitt eines der späteren Hauptthemen der Gruppe: Akt im Freien.
• "Badender Junge" gehört zu den frühesten künstlerischen Arbeiten E. L. Kirchners
.

PROVENIENZ:
Nachlass des Künstlers (Davos 1938, Kunstmuseum Basel 1946).
Galerie Henze & Ketterer, Wichtrach/Bern.
Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (mit dem Sammlerstempel Lugt 6032, 2003 vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG:
Ernst Ludwig Kirchner, Haus der Kunst, München, 9.2.-13.4.1980; Museum Ludwig, Köln, 26.4.-8.6.1980; Kunsthaus Zürich, 20.6.-10.8.1980; Staatliche Museen zu Berlin, West-Berlin, 29.11.1979-20.1.1980, S. 49, Abb. 23 (wohl anderes Exemplar).
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, bis 2017).
Buchheim Museum, Bernried (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2017-2022).

LITERATUR:
Hermann Gerlinger, Heinz Spielmann (Hrsg.), Brücke-Almanach 1999: Fritz Bleyl und die Frühen Jahre der "Brücke", Schleswig 1999, S. 14, Abb. 4.
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, S. 282, SHG-Nr. 639.

Mit der Technik des Holzschnitts erfasst Kirchner wohl am eindringlichsten das Wesen der grafischen Kunst. Gerade der Holzschnitt zwingt ihn wie keine andere Technik zu einfacher, konzentrierter Formulierung, bedeutet für ihn immer wieder eine neue Herausforderung, den Widerstand des Materials zu überwinden, um seine Vorstellung zu übertragen. Zeitweilig hatte der Holzschnitt sogar eine größere Bedeutung für Kirchner als die Malerei. Die 1904 entstehenden Arbeiten stehen noch ganz im Einflussbereich des Jugendstils. Die Motive sind als Kontrast von Linie und Fläche, von Schwarz und Weiß aus dem Holz geschnitten. Deutlich verarbeitet Kirchner Anregungen aus Zeitschriften wie "Insel", "Jugend", "Ver Sacrum" oder "Simplicissimus", in denen damals zahlreiche dekorativ angelegte Grafiken mit Umrahmungslinie abgebildet sind. Mit wenigen Umrissen schneidet Kirchner die Konturen einer Teichlandschaft vor einer leichten Böschung im Hintergrund. Ein schlanker, nackter Knabe im grellen Sonnenlicht steht in einem seichten, knöcheltiefen Wasser in leichter Vorwärtsbewegung. Mit der rechten Hand auf dem Oberschenkel sich abstützend, die linke in die Hüfte gestemmt, scheint sich der Knabe aus dem Wasser in Richtung Ufer zu bewegen. Dieser Holzschnitt gehört zu den frühesten künstlerischen Arbeiten Kirchners, die er während seines Architekturstudiums an der Technischen Hochschule in Dresden fertigt. [MvL]



1
Ernst Ludwig Kirchner
Badender Junge, 1904.
Holzschnitt
Schätzung:
€ 4.000
Ergebnis:
€ 9.375

(inklusive Aufgeld)