Auktion: 530 / Evening Sale / Sammlung Hermann Gerlinger am 10.06.2022 in München Lot 25

 

25
Erich Heckel
Stehende (Akt / Stehender Akt), 1912.
Holzschnitt
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 30.000

(inklusive Aufgeld)
Stehende (Akt / Stehender Akt). 1912.
Holzschnitt.
Ebner/Gabelmann 529 H a (von b). Dube H 234. Signiert und datiert. Eines von vier bekannten Exemplaren, von denen sich drei in Museen befinden. Auf gelblichem Bütten. 53,4 x 18,8 cm (21 x 7,4 in). Papier: 68,8 x 55 cm (27 x 22 in).
[EH].

• Großformatiger Holzschnitt im besonderen Format.
• Das Werkverzeichnis nennt nur drei weitere Blätter des Konturstockes dieses Motives, die sich im Brücke-Museum Berlin, in der Staatlichen Kunsthalle, Karlsruhe, und dem Kupferstichkabinett Dresden befinden.
• Der Holzschnitt "Stehende" zählt zu den bedeutendsten druckgrafischen Arbeiten dieser Zeit.
• Die Tänzerin Siddi Riha, die spätere Frau Erich Heckels, in tänzerischer Pose
.

Wir danken Frau Renate Ebner und Herrn Hans Geissler, Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen am Bodensee, für die freundliche Beratung.

PROVENIENZ:
Nachlass des Künstlers.
Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (mit dem Sammlerstempel Lugt 6032, 1989 vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG:
Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum Schloss Gottorf, Schleswig (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 1995-2001).
Frauen in Kunst und Leben der "Brücke", Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, Schleswig, 10.9.-5.11.2000, Kat.-Nr. 89 (Abb. S. 36).
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2001-2017).
Expressiv! Die Künstler der Brücke. Die Sammlung Hermann Gerlinger, Albertina, Wien, 1.6.-26.8.2007, Kat.-Nr. 89 (m. Abb.).
Buchheim Museum, Bernried (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2017-2022).

LITERATUR:
Heinz Spielmann (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Sammlung Hermann Gerlinger, Stuttgart 1995, S. 191, SHG-Nr. 230 (m. Abb.).
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, SHG-Nr. 416 (m. Abb.).

Das Thema der weiblichen Aktfigur im Atelier und in der freien Natur stand im Fokus der Künstlergruppe "Brücke". Im Werk von Erich Heckel zählt der Holzschnitt "Stehende" von 1912 zu den Höhepunkten dieses Sujets und zu den bedeutendsten druckgrafischen Arbeiten aus dieser Zeit. Im Unterschied zu anderen Aktdarstellungen mit ungezwungen in rascher Bewegung und unkonventionellen Posen eingefangenen Figuren zeigt Heckel hier den ganzfigurigen Akt in einer eleganten, fast graziösen Haltung und in klassischer Kontrapoststellung. Heckels Sicht auf die Figur verarbeitet Einflüsse der altdeutschen Meister: Bewunderung hegen er und seine „Brücke“-Kollegen vor allem für Dürer, Grünewald und Cranach. Von Letzterem zeigt sich Heckel stark beeindruckt, wie ein Vergleich mit dessen "Venus" zeigt – ein Gemälde, das damals von den "Brücke"-Künstlern sehr geschätzt wird. Noch Jahre später bekennt Heckel: "Diese alten Meister gaben gewissermassen ihr Einverständnis und den Beleg für die eigene Arbeitsweise […]." (zit. nach: Brief vom 18. Mai 1953 an Emmy Mueller, die Witwe von Otto Mueller. Kopie im Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen.)

Die tänzerisch anmutende Haltung deutet auf Heckels Lebensgefährtin Siddi, eine Tänzerin, die er 1910 kennenlernt und die fortan sein bevorzugtes Modell ist. Im rechten Hintergrund wird über der Schulterpartie das Gesicht eines männlichen Beobachters sichtbar. Damit entfalten sich die Reize der Figur zwischen zwei Betrachterebenen. Das Motiv ist in den unregelmäßigen, nach oben schmaler werdenden schlanken Holzstock eingepasst, wodurch die grazile Anmut und der sinnliche Zauber der jungen Frau eine Steigerung erfahren.

Andreas Gabelmann, Mitverfasser des Werkverzeichnisses der Druckgrafik Erich Heckels



25
Erich Heckel
Stehende (Akt / Stehender Akt), 1912.
Holzschnitt
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 30.000

(inklusive Aufgeld)