Auktion: 530 / Evening Sale / Sammlung Hermann Gerlinger am 10.06.2022 in München Lot 4

 

4
Erich Heckel
Das Floß, 1905.
Holzschnitt
Schätzung:
€ 3.000
Ergebnis:
€ 8.750

(inklusive Aufgeld)
Das Floß. 1905.
Holzschnitt.
Ebner/Gabelmann 81 H a (von b). Dube H 32. Signiert, datiert und betitelt. Im Druckstock monogrammiert. Bisher sind nur 8 Exemplare bekannt. Auf Bütten. 12,8 x 21,4 cm (5 x 8,4 in). Papier: 23,5 x 27,7 cm (9,2 x 10,9 in).
Später Druck.

• Motiv der Studienreise von Aschaffenburg nach Amorbach entlang des Mains 1905.
• Das Gemälde gleichen Titels aus dem Jahr 1905 ist zerstört.
• Rhythmisch ornamentale Gliederung von großer Tiefenwirkung.
• In den letzten 35 Jahren nicht im internationalen Auktionshandel angeboten
.

Wir danken Frau Renate Ebner und Herrn Hans Geissler, Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen am Bodensee, für die freundliche Beratung.

PROVENIENZ:
Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (mit dem Sammlerstempel Lugt 6032).

AUSSTELLUNG:
Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum Schloss Gottorf, Schleswig (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 1995-2001).
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2001-2017).
Buchheim Museum, Bernried (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2017-2022).

LITERATUR:
Heinz Spielmann (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Sammlung Hermann Gerlinger, Stuttgart 1995, S. 144, SHG-Nr. 128 (m. Abb.).
Hermann Gerlinger, Franken und die Künstler der "Brücke", in: Frankenland: Zeitschrift für Fränkische Landeskunde, August 2001, Heft 4, S. 267 (Abb. 3).
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, S. 97, SHG-Nr. 320 (m. Abb.).

Im Juni bis August des Jahres 1905, dem Gründungsjahr "Der Brücke", ist Erich Heckel gemeinsam mit Fritz Bleyl auf einer Studienreise von Aschaffenburg nach Amorbach unterwegs. Es handelt sich aber nicht um eine private Unternehmung; organisiert ist diese Reise als Semesterabschlussfahrt der Technischen Hochschule Dresden, an der Fritz Bleyl und Ernst Ludwig Kirchner am 1. Juli 1905 ihr Diplom erhalten. Professor Fritz Schumacher, der bei den Studierenden beliebte Dozent für Freihand- und Ornamentzeichnen, organisiert diese Tour. Schumacher ist wegen seiner fortschrittlichen Lehrmethoden sehr beliebt und vielleicht entschließt sich Erich Heckel deshalb, als Externer mitzufahren. Leider sind von dieser Reise keine Skizzen Erich Heckels mehr erhalten, doch geben die wenigen Holzschnittmotive interessante Einblicke. So auch unser Blatt "Das Floß", das wohl in einer Mainlandschaft entstanden sein dürfte.

Der Holzschnitt ist gekennzeichnet durch eine ausgeprägte fließend-rhythmische Struktur, die in der Diagonalen durch die Stämme des Floßes deutlich wird und sich horizontal in den Wellen des Flusses fortsetzt, um schließlich in der Gestaltung der Wolken auszuklingen. Auch das Floß selbst ist in sich gegliedert: Die diagonal verlaufenden Stämme sind deutlich erkennbar in fünf Abschnitte unterteilt. Heckel hat sich, wie stets, auch hier an die Realität gehalten, denn ein Floß der Mainschifffahrt besteht zu dieser Zeit aus fünf bis acht "Böden" genannten Abschnitten, die miteinander fest vertäut sind. Der Main ist seinerzeit die Transportstraße für Holz bis in das ferne Amsterdam. Schon in diesem frühen Holzschnitt zeigen sich Grundcharakteristika der Arbeitsweise Erich Heckels, die er beibehalten wird. So etwa sein feines Gespür für den Einsatz von Flächenkontrasten und die Rahmung des Bildausschnittes durch eine umlaufende Linie.

Dieser Abzug ist nachweislich durch die Art des Papieres deutlich später als der Holzstock selbst entstanden: ein Beweis auch dafür, dass Erich Heckel gerade diese Arbeit besonders wertschätzte, was umso bedeutender ist, als er etliche seiner frühen Werke vernichtet hat. [EH]



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Erich Heckel
Das Floß, 1905.
Holzschnitt
Schätzung:
€ 3.000
Ergebnis:
€ 8.750

(inklusive Aufgeld)