Auktion: 529 / Kunst nach 1945 / Contemporary Art am 10.06.2022 in München Lot 218

 

218
Katharina Grosse
Ohne Titel, 2008.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 93.750

(inklusive Aufgeld)
Ohne Titel. 2008.
Acryl auf Leinwand.
Verso auf der Leinwand signiert, datiert und mit der Werknummer "2008/1017M" bezeichnet. Auf dem Keilrahmen mit einem mit der Werknummer typografisch bezeichneten Etikett. 150,3 x 120,2 cm (59,1 x 47,3 in). [CH].

• Im Entstehungsjahr ist die Künstlerin u. a. in einer Ausstellung im Museum of Modern Art in New York vertreten.
• Vergleichbare Arbeiten aus den 2000er Jahren sind heute Teil bedeutender Sammlungen, u. a. im Centre Pompidou, Paris, im Museum Kunstpalast, Düsseldorf, und der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München.
• In den letzten beiden Jahren macht die Künstlerin mit groß angelegten Einzelausstellungen auf sich aufmerksam, etwa im HAM Helsinki Art Museum, Helsinki, und im Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart, Berlin
.

Wir danken dem Studio Katharina Grosse, Berlin, für die freundliche Auskunft.

PROVENIENZ: Galerie Conrads, Düsseldorf.
Privatsammlung Süddeutschland (2009 erworben).

In ihrem oft monumentalen Kunstschaffen ist der Farbauftrag mit der Sprühpistole schon seit den späten 1990er Jahren die bevorzugte künstlerische Technik Katharina Grosses. Im Gegensatz zur Handarbeit mit Pinsel und Spachtel ermöglicht das besondere Utensil der Sprühpistole der Künstlerin einen gewissen Abstand zum Bildträger einzuhalten, sich während des Schaffensprozesses freier und rascher zu bewegen und dabei ganz neue malerische Ausdrucksmöglichkeiten zu erforschen. Es entstehen Kompositionen aus weichen Farbübergängen und -verläufen, übereinanderliegenden, dünnen Farbschichten und in der Bewegung innehaltenden, gerade herabrinnenden Farbtropfen und -nasen, wie in der hier angebotenen Arbeit.

Grosses Malerei entsteht dabei nicht nur auf Papier, auf Leinwänden und anderen tradierten Bildträgern, sondern auch auf meterlangen Stoffkonstruktionen, Gegenständen, Böden, Erdaufschüttungen, Rasenflächen, Wänden und Fassaden. Auf diese Weise nimmt sie ganze Räume und Örtlichkeiten ein, die sich durch ihr künstlerisches Eingreifen in überdimensionale Installationen verwandeln. Mit ebendiesen überbordenden, sich in alle Himmelsrichtungen und auf die umliegende Architektur ausbreitenden Farbflächen, ungewöhnlichen Farbträgern, insbesondere aber mit ihrer unkonventionellen Art des Farbauftrags stellt die Künstlerin seit Jahren die herkömmliche Definition des tradierten Mediums der Malerei in Frage. Grosse sorgt für deutliche Grenzverschiebungen innerhalb ihres Metiers und leistet damit schon seit den 1990er Jahren einen wichtigen, progressiven Beitrag zur zeitgenössischen Kunst. Im September 2021 veröffentlicht die Künstlerin mit einer digitalen, frei im Raum schwebenden Skulptur "Number One" dann ihre erste NFT-Edition und beweist damit einmal mehr, dass sie auch weiterhin die Erweiterung der Grenzen des Malereibegriffs anstrebt.

Auch in der hier angebotenen Leinwand-Arbeit ist die Malerei Katharina Grosses - ganz charakteristisch - auf Ausdehnung ausgelegt. Die Bildkanten unterbrechen den Verlauf der in kreisförmigen Bewegungen und variierenden Farben erzeugten feinen, elliptischen Sprühformen und schaffen mit ihrer klaren Abgrenzung einen Kontrast zu den weichen Farbverläufen innerhalb des Bildes. Trotzdem scheint die Komposition aus einander überlagernden, gesprühten Farbwirbeln, -nebeln und -flächen sich auf der gesamten Leinwand auszubreiten, über die Grenzen des Bildträgers hinauszuwachsen und die Betrachter:innen im Geiste zur visuellen Vervollständigung ihrer fließenden Verläufe anregen zu wollen. [CH]



218
Katharina Grosse
Ohne Titel, 2008.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 93.750

(inklusive Aufgeld)