Auktion: 533 / Modern Art Day Sale und Sammlung Hermann Gerlinger am 10.12.2022 in München Lot 434

 

434
Ausstellungskatalog
Katalog für die Ausstellung der Künstlergruppe "Brücke" in der Galerie Gurlitt, Berlin, April 1912.
Katalog mit blauem Umschlag, dem Titel-Holzschn...
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 20.000

(inklusive Aufgeld)
Katalog für die Ausstellung der Künstlergruppe "Brücke" in der Galerie Gurlitt, Berlin. April 1912.
Katalog mit blauem Umschlag, dem Titel-Holzschnitt von Ernst Ludwig Kirchner, acht Textseiten, neun Original-Holzschnitten, einer in Lithografie reproduzierten Zeichnung von Otto Mueller sowie sechs Seiten mit fotografischen Reproduktionen nach Gemälden.
Söhn HDO 608-1 bis 608-9. Der Umschlag aus festem, blauem Velin mit aufkaschiertem, rotem Papier. Der Text sowie die Original-Holzschnitte auf rosa getöntem Hadernpapier. Die Reproduktionen nach den Gemälden auf glattem, rosa getöntem Papier. Seiten ca. 23,5 x 18,8 cm (9,2 x 7,4 in). Umschlag: 25,2 x 19,9 cm (9,9 x 7,8 in).
Titelholzschnitt von Ernst Ludwig Kirchner. Gercken A-68 I. 15,3 x 5,8 cm (6 x 2,3 in) sowie 10 Original-Holzschnitte aus dem Jahr 1912 von:
Erich Heckel. "Badende am Teich". Ebner/Gabelmann 540 H I. 13,3 x 10,8 cm (5,2 x 4,3 in).
Erich Heckel. "Sich Waschende". Ebner/Gabelmann 541 H. Im Druckstock monogrammiert. 13 x 10,6 cm (5,1 x 4,2 in).
Ernst Ludwig Kirchner. "Schleudertanz". Gercken A-69 B. Im Druckstock monogrammiert. 12,8 x 10,7 cm (5 x 4,2 in).
Ernst Ludwig Kirchner. "Toilette. – Mädchen beim Hutaufsetzen". Gercken A-70 II B. Im Druckstock monogrammiert. 12,7 x 10,6 cm (5 x 4,2 in).
Otto Mueller. "Drei sitzende Mädchen". Karsch 4. 11 x 12,8 cm (4,3 x 5,3 in).
Hermann Max Pechstein. "Landschaft mit Turm und Reitern". Krüger H 159. 10,7 x 12,9 cm (4,2 x 5,1 in).
Hermann Max Pechstein. "Schwermut". Krüger H 158. Im Druckstock mit dem Künstlernamen versehen und betitelt. 13 x 10,9 cm (5,1 x 4,3 in).
Karl Schmidt-Rottluff. "Kämmende Frauen". Schapire H 97. 13,2 x 11 cm (5,2 x 4,3 in).
Karl Schmidt-Rottluff. "Sitzendes Mädchen". Schapire H 98. 13,3 x 10,8 cm (5,2 x 4,3 in).
Gedruckt von Rich. Gärtnersche Buchdruckerei / Heinrich Niescher, Dresden. [AM].
• Seltenes Exemplar des Katalogs zu der bedeutenden Ausstellung in der Galerie Gurlitt (1912).
• Aufwendig gestalteter Katalog mit bedeutendem dokumentarischem Charakter.
• Von den "Brücke"-Künstlern mit neun Original-Holzschnitten ausgestattet
.

PROVENIENZ: Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (seit 1986: Hauswedell, mit dem Sammlerstempel Lugt 6032).

AUSSTELLUNG: Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum Schloss Gottorf, Schleswig (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 1995-2001).
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2001-2017).
Buchheim Museum, Bernried (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2017-2022).

LITERATUR: Hans Bolliger, E. W. Kornfeld, Ausstellung Künstlergruppe Brücke. Jahresmappen 1906-1912, Bern 1958, S. 29-30, 42/1-42/3, 42/5-42/6, 42/8-42/10, 43/6-43/7 (anderes Exemplar).
Hauswedell & Nolte, Hamburg, Auktion 263, 8./9.6.1986, Los 140.
Heinz Spielmann (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Sammlung Hermann Gerlinger, Stuttgart 1995, S. 20, SHG-Nr. 82.
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, S. 324, SHG-Nr. 734.
Buchheim Museum (Hrsg.), Brückenschlag: Gerlinger - Buchheim! Museumsführer durch die "Brücke"-Sammlungen von Hermann Gerlinger und Lothar-Günther Buchheim, Feldafing 2017, S. 54 (m. Abb. S. 55).

Anlässlich der Ausstellung in der Galerie Arnold in Dresden 1910 erstellen die "Aktiven Mitglieder der Brücke" erstmals einen gemeinsamen Katalog: heute das Dokument der Zusammengehörigkeit, der gemeinsamen Ziele und der gegenseitigen Achtung innerhalb der Künstlergruppe. Für die Galerie Fritz Gurlitt in Berlin entsteht 1912 der vorliegende zweite von den Künstlern gestaltete Katalog, allerdings mit freier Motivwahl. Wiederum ein hervorragendes Dokument zur "Brücke" und des frühen Expressionismus. Die Ausstellung bei Gurlitt im April wird anschließend im Juni in der Kunsthandlung mit Auktionshaus von Rudolf Bangel in Frankfurt a. M. gezeigt und in den Monaten August/September 1912 von der Hamburger Galerie Commeter übernommen.
1880 gründet Fritz Gurlitt, Sohn des Landschaftsmalers Louis Gurlitt, in Berlin die Galerie gleichen Namens und wirbt mit zeitgenössischer Kunst, damals Arnold Böcklin, Anselm Feuerbach, Wilhelm Leibl, Hans Thoma, Max Liebermann, Lesser Ury und andere. Nach seinem Tod 1893 übernimmt die Galerie sein Sohn Wolfgang Gurlitt, der sie bis 1943 weiterführen kann und dabei auch den Verlag Fritz Gurlitt expandiert. Nach 1945 unterhält Wolfgang Gurlitt in München eine eigene Galerie.
Gegenüber dem Dresdener Katalog werden die ausgestellten Werke dieses Mal nur summarisch aufgelistet, darunter von Heckel und Kirchner auch jeweils sechs "Plastiken". Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff illustrieren in freier Wahl jeweils drei Exponate mit ganzseitigen Originalholzschnitten, Otto Mueller mit einer Lithografie sowie Max Pechstein mit zwei ausgesprochen seltenen Holzschnitten.
Noch während der gemeinsamen Präsentation in der Galerie Gurlitt, beziehungsweise dem Aufenthalt der Kollektion in Frankfurt, entstehen Spannungen zwischen den Mitgliedern und eine dezidierte Auseinandersetzung um Pechstein. Pechstein stellt entgegen der getroffenen Absprache der Gruppe, nur gemeinsam aufzutreten, als Gast in der Berliner Secession aus und wird deshalb aus dem Kreis der "Brücke" ausgeschlossen. Diese folgenreiche Entscheidung nimmt sogleich Einfluss auf den Ausstellungskatalog, der die Präsentation in Hamburg begleiten soll. Die beiden Holzschnitte und die Seite mit den Hinweisen auf die Anzahl seiner Werke – "8 Bilder 6 Zeichnungen" – werden entfernt und durch Arbeiten von Erich Heckel und Ernst Ludwig Kirchner (oder Karl Schmidt-Rottluff) ersetzt. An den unterschiedlichen Auflagen lässt sich somit die Umsetzung ihrer Entscheidung durch die verbleibenden vier "Brücke"-Künstler nachvollziehen, ein erster Schritt in Richtung Auflösung, die erst mit dem 27. Mai 1913 besiegelt sein wird.
Die Galerie Commeter ist die älteste Kunsthandlung der Hansestadt Hamburg und wird 1821 von Georg Ernst Harzen (1790–1862) gegründet. 1878 übernimmt Wilhelm Suhr die seitdem als Familienbetrieb geführte Galerie.
Die Kunsthandlung mit Auktionshaus, 1868 von Rudolf Bangel in Frankfurt a. M. gegründet und unter verschiedenen Adressen firmierend, engagiert sich vermehrt für die Künstlergruppe "Brücke" und übernimmt unter anderem in den Jahren 1909, 1911 und 1912 tournierende Kollektionen. (Georg Reinhardt, Brücke-Archiv, 1977/78, S. 191ff.) [MvL]



434
Ausstellungskatalog
Katalog für die Ausstellung der Künstlergruppe "Brücke" in der Galerie Gurlitt, Berlin, April 1912.
Katalog mit blauem Umschlag, dem Titel-Holzschn...
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 20.000

(inklusive Aufgeld)