Auktion: 525 / Evening Sale am 10.12.2021 in München Lot 226

 

226
Gerhard Richter
Grün-Blau-Rot, 1993.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 200.000
Ergebnis:
€ 721.000

(inklusive Aufgeld)
Grün-Blau-Rot. 1993.
Öl auf Leinwand.
Butin 81. Elger 789-61. Verso signiert, datiert und bezeichnet "789-61" sowie auf dem Keilrahmen mit der gestempelten Bezeichnung "Edition for Parkett No. 35". 29,5 x 39,5 cm (11,6 x 15,5 in).
Herausgegeben von der Kunstzeitschrift Parkett, Zürich (Edition des Heftes Nr. 35, März 1993).
• Unikat.
• Mit dem Einsatz des Rakels definiert Richter das Thema Abstraktion in der Malerei neu.
• Das Prinzip Zufall erhebt Richter zum gestalterischen Prinzip.
• Die Reihe "Grün-Blau-Rot" zählt zu den gefragtesten Werken des Künstlers
.

PROVENIENZ: Parkett, 1993.
Privatsammlung Berlin .

AUSSTELLUNG: Silent & Violent: Selected Artists' Editions, MAK Center for Art and Architecture, Los Angeles, USA, 19.3.-31.8.1995.
Collaborations with Parkett: 1984 to Now, MoMA, New York, USA, 5.4.-5.6.2001.
Beautiful Productions: Parkett Editions since 1984, Irish Museum of Modern Art (IMMA), Dublin, 21.6.-28.10.2002.
Parkett - 20 Years of Artists' Collaborations, Kunsthaus Zürich, 26.11.2004-13.2.2005.
200 Artworks - 25 Years, Artists' Editions for Parkett, 21st Century Museum of Contemporary Art, Kanazawa (Japan), 4.9.-26.9.2009.

LITERATUR: Parkett Kunstmagazin, Nr. 35, 1993, Kollaboration mit Gerhard Richter (mit Farbabb. S. 98).
Galerie Ludorff: 40 Jahre 40 Meisterwerke, Düsseldorf 2015, S. 97.
Dietmar Elger, Gerhard Richter. Catalogue Raisonné 1988-1994, Vol. 4 (Nr. 652-1 bis 805-6), Ostfildern 2015, Kat.-Nr. 789-45, S. 524/525 (mit Farbabb. S. 524, Installationsansicht).
Folkwang Museum (Hrsg.), Gerhard Richter: Die Editionen, Essen, 2017, S. 58.
Hubertus Butin, Gerhard Richter. Unikate in Serie / Unique Pieces in Series, Köln, 2017, S. 136-137.

Ab 1976 entstehen die "Abstrakten Bilder" Gerhard Richters und bilden die zahlenmäßig umfangreichste Werkgruppe in seinem Oeuvre. Editionen sind neben Zeichnungen, Aquarellen, Gemälden und Rauminstallationen ein zentraler Teil in seinem Werk. Die zahlreichen Druckgrafiken, Foto-Editionen und nicht zuletzt Ölbild-Editionen erscheinen bei Richter nicht als eine Art 'künstlerische Sonderform' wie bei vielen anderen Künstlern seit Mitte der 1960er Jahre, sondern sind wegen den verschiedenen Medien, die Richter zur Anwendung bringt, Bestand seines enzyklopädischen Systems bildnerischer Methoden. Eine Gemeinsamkeit seiner Arbeiten in den unterschiedlichen Gattungen ist die Einbindung des Prinzips Zufall, den er sich zum Werkzeug und zur Methode macht. Diese Arbeitsweise gibt Richter die Freiheit, als Subjekt zurückzutreten und Material und Farbe die bestimmende Kraft zu überlassen, ein Anliegen, das maßgeblich sein künstlerisches Schaffen bestimmt. "Indem ich den Zufall als das Geschehen akzeptiere, das weit über mein Vorstellungsvermögen, über alles Verständnis überhaupt hinausgeht, nehme ich doch die Rolle dessen an, der nur darauf reagieren kann, der aber bei aller Ohnmacht etwas daraus machen kann, so weitgehend, dass es dann gar kein Zufall mehr ist. Und danach hat man einen neuen Zufall." (Gerhard Richter, zit. nach: Kerstin Küster, Farbe und Schichtung. Abstrakte Bilder 1986-2005, in: Gerhard Richter. Abstraktion, Ausst.-Kat. Museum Barberini, 30.6.-21.10.2020, S. 173) Diesem Prinzip unterliegt auch die Edition "Grün-Blau-Rot". Der Titel benennt die drei verwendeten Farben und die Reihenfolge, in der sie auf die einzelnen kleinen Leinwände von Richter für die schweizerische Kunstzeitschrift "Parkett" aufgetragen sind. Die grundierte Leinwand überdeckt der Künstler mit dem Rakel flächendeckend in einem kräftigen Grün, überzieht das Ergebnis dann mit einem sehr dunklen Blau, es folgt das leuchtende Rot. Natürlich gewichtet Richter die Farbfelder, gibt hier einer fast ausgeglichenen Rot-Blau-Komposition den Vorzug und schafft so eine inspirierte Illusion von Raum und damit auch eine Wertigkeit der Komposition. Mit dem Rakel arbeitet Richter seit Ende der 1970er Jahre. Der Rakel ist eine unterschiedlich lange, schmale Leiste aus Kunststoff, mit der die Farbmaterie über die Leinwand gezogen wird. Er hinterlässt je nach Auftrag der Farbmasse meist dünne, glatt verzogene Farbschichten, die den individuellen Pinselduktus ersetzen respektive gleichermaßen ausschließen. Mit dem Einsatz des Rakels entwickelt Richter eine eigenständige Technik; mit dem Ergebnis eröffnet er sich ungeahnte Möglichkeiten bildimmanenter, rein formaler Struktur, mit der Richter das Thema Abstraktion in der Malerei neu definiert. [SM]



226
Gerhard Richter
Grün-Blau-Rot, 1993.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 200.000
Ergebnis:
€ 721.000

(inklusive Aufgeld)