Auktion: 527 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 11.06.2022 in München Lot 326

 

326
Ferdinand Georg Waldmüller
Carl Wilhelm Lucas (1803-1857), Hofschauspieler am k.u.k. Burgtheater, 1839.
Öl auf Holz
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 37.500

(inklusive Aufgeld)
Carl Wilhelm Lucas (1803-1857), Hofschauspieler am k.u.k. Burgtheater. 1839.
Öl auf Holz.
Feuchtmüller 582. Rechts unten signiert und datiert. Verso mit verschiedenen Etiketten, handschriftlich und typografisch bezeichnet und nummeriert. 31,5 x 26,4 cm (12,4 x 10,3 in).

PROVENIENZ: Sammlung Moritz Freiherr von Königswarter (1837-1893), Wien (bis 1906: Kunsthandlung Friedrich Schwarz, Wien).
Sammlung Franz Gabler, Wien/Linz/Traun.
Galerie Bruno Meissner, Zürich (1990, verso mit dem Etikett).
Privatsammlung Bayern (vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Akademieausstellung zu St. Anna, Wien, 1839, Nr. 263 oder 264.
Kunst-Sammlung des Herrn Moritz Freiherrn von Königswarter. Alte Meister und moderne Werke, Künstlerhaus Wien, 1.6.-30.8.1890, Nr. 32.
50 Jahre österreichische Malerei, Jubiläums-Kunstausstellung, Künstlerhaus Wien, 20.10.-26.12.1898, Nr. 78.
Ferdinand Georg Waldmüller, Kunstforum Wien, 14.9.-16.12.1990, Nr. 57 (m. Abb. Taf. 48).

LITERATUR: Kunsthandlung Friedrich Schwarz, Wien, Katalog der Sammlung Baron Königswarter, Auktion 9./10.5.1906, Los Nr. 82 (m. Abb.).
Sotheby's, Wien, 23.02.1989, Los Nr. 125 (mit Abb.).
Ferdinand Georg Waldmüller, hrsg. von Klaus Albrecht Schröder, Ausst.-Kat. Kunstforum Wien 1990, München 1990, S. 242, Nr. 57 (m. Abb. Taf. 48).

Mit dem Beginn der 1830er Jahre etabliert sich Ferdinand Georg Waldmüller als bedeutendster Porträtist des Wiener Hofs, der Aristokratie und des höheren Amtsadels. Vorausgegangen ist mit den Bildnissen Kaiser Franz I. gleichsam die Adelung seines künstlerischen Schaffens. Zu Bildnissen der Grafen und Gräfinnen Esterházy oder der von Koudelkas gesellen sich auch solche der künstlerischen und musikalischen Größen der Zeit. Waldmüller selbst ist ab 1814 mit der Opernsängerin Katharina Waldmüller verheiratet, deren Engagements auch ihren Mann bis zu ihrer Verpflichtung am Wiener Kärntnertortheater 1817 in verschiedenste Städte wie Brünn und Prag führen, immer mit dem Wunsch, in Wien zu Erfolg zu gelangen. So erstaunt es nicht, dass Waldmüller auch die Künstler der Zeit porträtiert, angefangen bei Ludwig van Beethoven 1823 und daneben auch immer wieder Schauspieler des k.u.k Hoftheaters. Als er den Hofschauspieler Carl Wilhelm Lucas porträtiert, gehört er zu den angesehensten Malern Wiens, zudem fungiert er als Kustos der Gemäldesammlungen und ist zum Professor an der Akademie ernannt. Seine virtuosen Fähigkeiten im Porträtfach hat er sich während einer unregelmäßigen Zeit zwischen 1807-1813 an der Wiener Akademie angeeignet, nach der er als Miniaturist und Zeichenlehrer in Zagreb bei dem ungarischen Grafen Gyulay tätig gewesen ist, und schließlich durch Eigenstudium in der Wiener Galerie des Belvedere und der Galerie der Esterházys an den Gemälden alter holländischer und italienischer Meister seine Technik perfektioniert. Aristokratisch mutet auch das Bildnis des Schauspielers Lucas an. Dieser gehört ab 1834 zum Ensemble des Burgtheaters, wo er in Inszenierungen von u. a. "Emilia Galotti", "Hamlet", "Wilhelm Tell" und "Kabale und Liebe" mitwirkt. Waldmüller lässt ihn auf einem in rotem Brokat gepolsterten Sessel Platz nehmen, die Arme selbstbewusst auf den Lehnen ruhend, der Blick geht distanziert an den Betrachter:innen vorbei. In der inszenierten Natürlichkeit, der koloristischen Reduktion sowie der feinmalerischen Akribie in der Schilderung von Stofflichkeit erinnert die Ausführung an den eleganten, herrschaftlichen Klassizismus Jacques-Louis Davids, der einige Zeit zuvor stilprägend gewesen ist. Größte Aufmerksamkeit widmet Waldmüller der Physiognomie, dem sanften Glanz des Inkarnats und dem modisch gelockten Haar. Fast zum Greifen nah erscheint der samtige Stoff des Sessels, das polierte Holz sowie der seidige Glanz von Weste und Halstuch. Besonders in den männlichen Bildnissen wird Waldmüllers treffender Blick verbunden mit einer zurückhaltenden Eleganz deutlich, neben welcher Realität und Pose, Momenthaftigkeit und überzeitliche Dauerhaftigkeit ein spannungsvolles Verhältnis eingehen. [KT]



326
Ferdinand Georg Waldmüller
Carl Wilhelm Lucas (1803-1857), Hofschauspieler am k.u.k. Burgtheater, 1839.
Öl auf Holz
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 37.500

(inklusive Aufgeld)