Auktion: 524 / Kunst nach 1945 / Zeitgenössische Kunst II am 10.12.2021 in München Lot 23

 

23
Otto Piene
unus solus totus, 2003.
Öl, Feuer und Ruß auf Leinwand
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 77.500

(inklusive Aufgeld)
unus solus totus. 2003.
Öl, Feuer und Ruß auf Leinwand.
Verso auf der Leinwand sowie auf dem Keilrahmen jeweils signiert, datiert und betitelt. 70 x 95 cm (27,5 x 37,4 in).

• Erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten (Quelle: artprice).
• In Pienes "Feuerbildern" wird das Feuer bereits ab Mitte der 1960er Jahre zum gestalterischen Element.
• Das Feuer erlangt im Œuvre des Künstlers einen ikonografischen Status und weist Piene als einen der großen Avantgardisten der deutschen Nachkriegskunst aus
.

PROVENIENZ: Galerie Herbert Leidel, München.
Privatsammlung Berlin (vom Vorgenannten erworben).

"Die dem Rauch angemessene Farbe ist Rot."
Otto Piene, zit. nach: Ausst.-Kat. Piene. Licht und Rauch (Grafik), Schloss Morsbroich, Städtisches Museum Leverkusen, 1962.

Schon Ende der 1950er Jahre wagen Otto Piene und Heinz Mack einen neuen künstlerischen Ansatz: Sie fordern eine reduzierte, purifizierte, von der Subjektivität des Individuums gereinigte Kunst, die sie als Synthese von Natur und Technik verstehen und die ihrer Ansicht nach nicht nur Gefühle hervorrufen, sondern auch die Ratio des Betrachters ansprechen soll. Sie möchten den dramatischen, expressiven und oftmals düsteren Bildern des zeitgenössischen Informel eine leuchtende, stille Kunst entgegensetzen.
In seinen Arbeiten der darauffolgenden Jahre und Jahrzehnte setzt sich Piene intensiv mit der Wirkung von Licht, Raum und Bewegung auseinander, doch das Licht spielt im Schaffen des Künstlers eine übergeordnete Rolle: "Licht ist die erste Bedingung aller Sichtbarkeit. [..] Licht ist das Lebenselement des Menschen und des Bildes." (Otto Piene, in: Über die Reinheit des Lichts, 1958). Es ist Pienes Ziel, eine Malerei des Lichts zu schaffen, Licht zum eigentlichen Bildinhalt zu erheben: "Hell sollen meine Bilder sein, heller als die gegenwärtige Welt." (Heinz Mack, Otto Piene u. Günther Uecker, Zero. Der neue Idealismus (Manifest), 1963). Während sich Heinz Mack und Günther Uecker mit dem Licht selbst beschäftigen, experimentiert Piene in seiner Malerei mit Feuer und Rauch. Ab Mitte der 1960er Jahre bindet der Künstler Ruß auf die Leinwand, indem er die mit Farben und Fixativ vorbehandelte Leinwand entzündet und für einige kurze Momente brennen lässt. Die entstehende Hitze bringt die Farbpigmente zum Gelieren - es entsteht wie in unserer farbstarken Arbeit eine krustige Oberfläche mit zartem, nebulösem, dennoch kraftvollem und fast mystischem kreisförmigem Gebilde mit feingliedrigem Schweif und feinen Rauch-Strähnen. Das Feuer wird zum maßgeblichen gestalterischen Element.
Als Mitbegründer der Künstlergruppe "ZERO" und einer der großen Pioniere der internationalen Lichtkunst zählt Otto Piene heute zu den "großen Avantgardisten der deutschen Nachkriegskunst" (Zeit Kultur online). [CH]



23
Otto Piene
unus solus totus, 2003.
Öl, Feuer und Ruß auf Leinwand
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 77.500

(inklusive Aufgeld)