Auktion: 520 / Evening Sale am 18.06.2021 in München Lot 312

 

312
Karl Hofer
Drei Frauen, 1941.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 140.000
Ergebnis:
€ 162.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Drei Frauen. 1941.
Öl auf Leinwand.
Wohlert 1547. Rechts unten monogrammiert und datiert. 74 x 51 cm (29,1 x 20 in).

• Hofers einzigartig entrückte Mädchenbildnisse gehören zu den eindringlichsten Schöpfungen des Künstlers.
• Hofers Figurengemälde waren bereits 1957 auf der legendären Ausstellung "German Art of the 20th Century" im Museum of Modern Art, New York, neben Dix, Grosz und Beckmann ausgestellt.
• Durch den schönen Kontrast des schwarzen und weißen Kleides und dem blauen Kopftuch erhält die herausragende Komposition eine subtile Spannung.
• Seit 60 Jahren Teil einer deutschen Privatsammlung.
• Vergleichbare Figurenkompositionen aus dem Jahr 1943 befinden sich im Museum der bildenden Künste, Leipzig, und im Karl Ernst Osthaus Museum, Hagen
.

PROVENIENZ: Privatsammlung Krefeld (wohl seit 1961, Lempertz 1./2.12.1961, bis 1980).
Privatsammlung München (1980 vom Vorgenannten durch Erbschaft erhalten).

LITERATUR: Kunsthaus Lempertz, Köln, Auktion 467, 1./2.12.1961, Los 250, S. 47 (mit SW-Abb. Tafel 16).
"Nie habe ich eine Figuration nach der äußeren Natur des Zufälligen geschaffen. Der Impressionismus vermochte mich darum nicht zu berühren. Die Extasen des Expressionismus lagen mir nicht. Der Mensch und das Menschliche war und ist das Objekt meiner Darstellungen."
Karl Hofer, zit. nach: Karl Hofer. Von Lebensspuk und stiller Schönheit, Ausst.-Kat. Kunsthalle Emden 2012, S. 14.

Einzigartig ist die Melancholie und Beziehungslosigkeit, die in besonderer Weise Hofers mehrfigurige Kompositionen auszeichnet. Figurengruppen aus drei weiblichen Gestalten gehören dabei zu den wiederkehrenden Themen in Hofers malerischem Œuvre. Variationen dazu lassen sich bereits in seinem Frühwerk finden. Das Motiv hat seinen ikonografischen Ursprung in den in der Renaissance verbreiteten Darstellungen des "Urteil des Paris" und der "Drei Grazien". Hofer aber emanzipiert sich mit seiner Darstellung zugleich deutlich von diesen grundlegenden mythologischen Bezügen. Sein Fokus liegt ganz auf der Schilderung einer in sich gekehrten, seltsam entrückten Beziehungslosigkeit. Es ist eine stumme Zusammenkunft der drei jungen Frauen, die von der Regungslosigkeit ihrer Gesichter und ihrem sentimental nach innen gerichteten Blick getragen wird. Gleichzeitig ist die latente Spannung zwischen den drei leicht bekleideten, körperlich einander zugewandten Frauen spürbar, die durch den spannungsvollen Kontrast des schwarzen und weißen Kleides und der Nacktheit des gegenübergestellten Rückenaktes noch gesteigert wird. Besonders schön ist auch der farbliche Akzent des hellblauen Kopftuches, der einmal mehr von Hofers kompositioneller Meisterschaft zeugt. Die Isoliertheit und Introvertiertheit der Figuren ist sicherlich zum einen Hofers neusachlicher Prägung geschuldet, aber zum anderen auch gleichsam empfindsames Sinnbild einer aufgrund der nationalsozialistischen Kulturpolitik in innerer Emigration verharrenden Künstlergeneration. Hofers Protagonisten sind in einem aktionslosen Moment des Innehaltens gezeigt, werden im Moment eines kaum bestimmbaren Empfindens und Fühlens erfasst und verweigern sich auch aufgrund des konsequenten Verzichtes auf Attribute jeder konkreten Interpretation. Gerade in dieser offenen Formulierung liegt der einzigartige, subtile Reiz von Hofers unverwechselbaren Figurenkompositionen. [JS]



312
Karl Hofer
Drei Frauen, 1941.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 140.000
Ergebnis:
€ 162.500

(inkl. Käuferaufgeld)