Auktion: 525 / Evening Sale am 10.12.2021 in München Lot 206

 

206
Alexej von Jawlensky
Große Meditation: Ich und Chartres, 1937.
Öl auf leinenstrukturiertem Papier, original au...
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 125.000

(inklusive Aufgeld)
Große Meditation: Ich und Chartres. 1937.
Öl auf leinenstrukturiertem Papier, original auf Malpappe kaschiert. Auf Hartfaserplatte aufgelegt.
Jawlensky/Pieroni-Jawlensky/Jawlensky 2120. Links unten monogrammiert sowie rechts unten datiert. Verso zusätzlich von Lisa Kümmel bezeichnet "A. Jawlensky / I 1937 N 1". Dort zusätzlich von fremder Hand betitelt "Ich und Chartres". 29,6 x 22,8 cm (11,6 x 8,9 in). Hartfaserplatte: 47 x 37,1 cm (18,5 x 14,6 in).
[CH].
• Aus dem Nachlass des Künstlers.
• Nahezu 50 Jahre Teil derselben Privatsammlung.
• Die größte Meditation, die in den letzten 20 Jahren auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten wurde (Quelle: artprice.com).
• Von außergewöhnlich klarer, strahlender Farbigkeit
.

PROVENIENZ: Nachlass des Künstlers (1941- mindestens 1956).
Roman Norbert Ketterer, Campione d’Italia (1973, in Kommission).
Privatsammlung Schweiz (1973 vom Vorgenannten erworben, seither in Familienbesitz).

AUSSTELLUNG: Alexej von Jawlensky, Galerie Otto Stangl, München, 4.9.-8.10.1956 (mit Abb.).
Alexej Jawlensky, Musée des Beaux-Arts, Lyon, Juni bis September 1970, Kat.-Nr. 79.

LITERATUR: Clemens Weiler, Alexej von Jawlensky, Köln 1959, Kat.-Nr. 490.
Clemens Weiler, Alexej von Jawlensky. Köpfe, Gesichte, Meditationen, Hanau 1970, Kat.-Nr. 1041 (mit Abb., Tafel 31).
Stuttgarter Kunstkabinett Roman Norbert Ketterer, Campione d’Italia, Moderne Kunst VIII, 1973, Kat.-Nr. 46 (mit Abb., S. 90).
Ewald Rathke, Alexej Jawlensky. Meditationen, Hanau 1991 (2. Auflage), Kat.-Nr. 61 (mit Abb.).
Alexej von Jawlensky, Brief vom 16. Mai 1936 an seine Kunstagentin Emmy "Galka" Scheyer in New York (zit. nach: Alexej von Jawlensky, Museum Wiesbaden, 1991, S. 294).

In der Tat ist dies eine der wenigen "wirklich", um dies wörtlich zu nehmen, großen Meditationen, die Jawlensky auf dieser Papiergröße – in etwa DIN A4 – realisiert. Die leuchtenden Farben, die der Künstler gleichmäßig aufträgt im Wechsel zwischen verschieden gebrochenen Blautönen und einem gedeckten, eher dunklen Rot, spiegeln eine für sein von Leid und Schmerzen bestimmtes Dasein vielleicht heitere Stunde. In stoischer Ausgeglichenheit, so die Vermutung, bildet Jawlensky mit dem einmal grandios herausgearbeiteten Schema in gefestigter Struktur einen in sich gekehrt wirkenden Kopf. Mit der Serie der "Meditationen" erreicht Jawlensky mit seiner Serienbildmalerei, die er im schweizerischen Saint-Prex am Ufer des Genfer Sees Ende 1914, Anfang 1915 mit den "Variationen" beginnt, ihre höchste Vollendung. Seitdem gestaltet und variiert Jawlensky ein einmal gefundenes, variationswürdiges Thema immer wieder von Neuem und reduziert es auf immer kleinere Einheiten, bis er schließlich eine rein objektive Struktur erreicht, wie hier die Form eines angedeuteten, vornehmen Antlitzes. Das ohnehin christliche Moment in den Meditationen unterstreicht der Künstler hier nochmals im Titel: "Ich und Chartres". "Ich bin so abseits von allem, mein Leben ist so begrenzt von meinem Zimmer, meiner Arbeit und meinen Gedanken, ich habe keine andere Freude ausser meiner Arbeit", schreibt Jawlensky in einem Brief an Emmy Scheyer und assoziiert weiter: "Ich bin nicht in Paris, wie Kandinsky, mein Paris ist so klein." [MvL]



206
Alexej von Jawlensky
Große Meditation: Ich und Chartres, 1937.
Öl auf leinenstrukturiertem Papier, original au...
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 125.000

(inklusive Aufgeld)