Auktion: 522 / Klassische Moderne Teil II am 11.12.2021 in München Lot 411

 

411
Fritz Klimsch
Die Schlangenbändigerin, Wohl 1898.
Zinkguss mit schwarzbrauner Patina
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 137.500

(inklusive Aufgeld)
Die Schlangenbändigerin. Wohl 1898.
Zinkguss mit schwarzbrauner Patina.
Vgl. Braun 11 (dort mit einköpfiger Schlange). Auf dem Sockel mit dem Namenszug. Einer von bisher drei bekannten Zinkgüssen. Höhe Figur mit Schlange: 140 cm (55,1 in). Höhe mit Sockel: 144,5 cm (56,8 in).
Gegossen von der Bildgießerei Noack, Berlin.
• Lebzeitguss.
• Bisher wurden nur zwei Exemplare auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten (Quelle: artprice.com).
• "Die Schlangenbändigerin" gehört zu den frühesten Werken des Künstlers.
• Sowohl in Ausdruck als auch Sujet eine deutliche Reminiszens an die Antike
.

PROVENIENZ: Privatsammlung.
Privatsammlung Rheinland-Pfalz.

AUSSTELLUNG: Große Berliner Kunst-Ausstellung, Berlin, 1898, Kat.-Nr. 1381 (anderes Exemplar).
Die Bildhauer August Gaul und Fritz Klimsch, Museum Giersch, Frankfurt, 3.10.2010-30.1.2011 (anderes Exemplar).

LITERATUR: The Studio. An illustrated Magazine of Fine and Applied Art, London 1900, Vol. Twenty. Studio Talk, S. 58 mit Abb. (Figur mit einköpfiger Schlange).

"Die Schlangenbändigerin" von 1898 vereinigt auf kunstvolle Weise die Merkmale im künstlerischen Schaffen Fritz Klimschs in Form einer sowohl subtilen als auch gleichzeitig ausdrucksstarken Gestik. Die selbstbewusste Gebärde der weiblichen Protagonistin paart sich mit einer dynamischen Eleganz, welche einer klassischen Formensprache entspricht, gleichzeitig jedoch einen modernen Ausdruck besitzt. Diese Reminiszenz an die Antike in Ausdruck und Sujet sind charakteristisch für die Arbeit des Bildhauers. Den Betrachtenden wird der bevorstehende Triumph über das sich windende, dreiköpfige Ungetüm meisterhaft vor Augen geführt und zieht sie in ihren Bann. Klimsch entstammt einer traditionsreichen Frankfurter Künstlerfamilie und erhielt schon im jungen Alter von zehn Jahren erste Lektionen im Zeichnen. Durchweg genoss er eine intensive künstlerische Förderung, welche ihn bereits mit 16 Jahren an die Berliner Hochschule für Bildende Künste führte. Es scheint daher nur konsequent, dass Klimsch sich im Entstehungsjahr der Figur "Die Schlangenbändigerin" neben Größen des Metiers wie Max Liebermann als Gründungsmitglied der Berliner Secession profiliert. Zeitlebens kommt der Bildhauer in Kontakt mit wichtigen Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur, durch Studienreisen nach Frankreich und Italien erweitert er seinen künstlerischen Horizont. Neben Meistern der Renaissance wie Donatello sollte auch die Formensprache Auguste Renoirs sowie die französische Moderne einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Doch dürfen die Eindrücke aus der traditionsreichen Berliner Bilderhauerschule mit Johann Gottfried Schadow und Christian Daniel Rauch nicht außer Acht gelassen werden. In der Figur der Schlangenbändigerin finden diese gesammelten Eindrücke aus seiner frühen Schaffensphase einen faszinierenden Ausdruck. Die durchaus statische Körperhaltung der Schlangenbändigerin besticht erst auf den zweiten Blick mit ihrer gelassenen Natürlichkeit, und doch ist sie ein Beispiel für klassische Anmut. Durch diese Ausstrahlung entwickelt sich ein fesselnder Kontrast mit den sich windenden und angriffslustigen Schlangen in der Manier des Jugendstils. Mut sowie Entschlossenheit prägen die Mimik. Das lebhafte Spiel von Licht und Schatten unterstützt nicht nur die hervorgerufene Dramatik, sondern entspricht auch dem in dieser Zeit durchaus impressionistisch geprägten Schaffen des Bildhauers. Die Schönheit sowie Sinnlichkeit des weiblichen Körpers als favorisierte Motive Fritz Klimschs sind unverkennbar. Die Skulptur lädt meisterhaft zum Betrachten und Verweilen ein. [AW/SM]



411
Fritz Klimsch
Die Schlangenbändigerin, Wohl 1898.
Zinkguss mit schwarzbrauner Patina
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 137.500

(inklusive Aufgeld)